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Das Risiko einer Überstimulation

24.02.2021  |  John Mauldin
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In einem weiteren Artikel fügte Dudley vier weitere Gründe hinzu:

1. Wirtschaftliche Abschwünge, die von Pandemien verursacht wurden, enden tendenziell schneller als diejenigen, die von Finanzkrisen ausgelöst wurden.

2. Dank Rettungspaketen und einem starken Aktienmarkt befinden sich die Haushaltsfinanzen nun in einem deutlich besseren Zustand als nach der Krise 2008.

3. Unternehmen haben ausreichend Bargeld für Ausgaben und Zugang zu mehr Bargeld zu niedrigen Zinsen.

4. Die Inflationserwartungen steigen, was zu tatsächlicher Inflation führen kann.

Dudley merkt an, dass die aktuellen Prognosen der Fed keine Zinserhöhungen bis 2023 vorhersehen. Dies deutet darauf hin, dass keine rasche Straffung stattfinden wird, wenn Inflation auftaucht und sie ihren Kurs rasch ändern werden muss, wenn sie außer Kontrolle gerät. Dies könnte wiederum Feuerwerke am Markt auslösen.

All dies basiert auf einem Ende der Pandemie. Ich denke, dass Summers und Dudley zustimmen werden, dass Inflation das geringste unserer Probleme sein wird, wenn die Pandemie nächsten Herbst noch immer wütet. Wir haben Grund zum Optimismus, doch eine Prognose ist schwer - warum wir ebenfalls die Risiken bedenken sollten.


Keine Sorgen?

Nicht jeder fürchtet die Inflation. Dave Rosenbergs Wirtschaftsprognosen waren letztes Jahr goldrichtig und er erwartet nur eine geringe Inflationsbedrohung. In einem seiner Artikel ging Dave die weltweiten Impfraten und Produktionsengpässe durch. Mit Anmerkung, dass der Aktienmarkt den Juli als den Monat eingepreist hätte, in dem wir die Pandemie hinter uns lassen, nannte er diese Erwartung "unrealistisch." Doch er glaubt nicht, dass das Stimuluspaket viel stimulieren wird.

"Die Stimulusschecks treffen ein. Die Fed wird nichts weiter tun, als Assets zu kaufen und den Leitzins nach unten zu drücken. Die Inflation wird bereits weitreichend beworben und in die Anleihen eingepreist. Und die Tatsache, dass die Märkte die schlechten Zahlen bereits achselzuckend abtun, bedeutet, dass die kommenden Wirtschaftsdaten als positiv behandelt werden, wenn die Zahlen gut ausfallen und als Schnee von gestern abgetan werden, sollten sie schlecht ausfallen. So haben sich die Märkte seit der Wahl positioniert.

Bis Juli können wir sehen, wie sich dies alles entwickelt. Der Markt wettet darauf, dass der Stimulus zu hohen Ausgaben führen wird und keinem Sparen; dass die Wirtschaft im Juli endlich endgültig öffnen kann und dass die nächste Quelle des Optimismus auf "Infrastrukturausgaben" zurückzuführen sein wird.

Die Timeline für Herdenimmunität und eine vollständige Öffnung ist November, nicht Juli, und selbst dann bedeutet dies, dass internationales Reisen und Tourismus für die gesamte Welt eingeschränkt bleiben wird. Die US-Wirtschaft besitzt tatsächlich hohe, inländische Angebote, doch vor allem der Tourismus ist ein großer Anteilhaber der Einzelhandels-/Unterhaltungs-/Hotelbranche."


Im späteren Verlauf der Woche und in Reaktion auf schwache Inflationsdaten aus China, erklärte Dave erneut:

"Chinas jährliche Inflation sank im Januar zurück auf -0,3% von den +0,2% im Dezember; der Non-Food-Index sank ebenfalls um -0,8% von 0,0%. Die weltweit stärkste Wirtschaft befindet sich also im Abschwung und jeder glaubt, dass sich die USA aufgrund temporärer, wenn auch hoher "Stimulusschecks" am Rande einer neuen inflationären Erfahrung befinden - das ist kein echter Stimulus, sondern Almosen, und weniger als 30% finden ihren Weg in die Wirtschaft und stellen sicher, dass Miete, Nebenkosten und Lebensmittel bezahlt werden."

Dave meint, dass der Gedanke, dass der Stimulus die Output-Lücke übersteigen wird, falsch ist. Seine Zahlen deuten an, dass der Großteil der 1,9 Billionen Dollar in Schuldenzahlungen, Ersparnisse oder nicht-willkürliche Ausgaben wie Miete fließen werden. Das würde wenig für neue Ausgaben übriglassen, die Kapazität ausweiten und Inflation auslösen würden.

Er meint, dass der "fiskalpolitische Multiplikator" dieser Ausgaben recht niedrig sein wird. Lacy Hunt ist derselben Meinung. In einem Telefongespräch am Dienstag erklärte er, dass diese Art von Stimulusprogrammen, die durch Schulden finanziert werden, nur einen kurzen, vorübergehenden BIP-Boost verschaffen. Er nannte mehrere Beispiele, die von Japan, Europa bis hin zu den USA reichten. Die Steuersenkungen von 2018 beförderten das BIP zwar eine kurze Zeit lang über dessen mögliches BIP, doch bis 2019 war der Effekt größtenteils abgeklungen.

Lacy fand sogar heraus, dass diese Programme tatsächlich einen negativen Multiplikator besitzen, sobald sich deren Auswirkungen über einige Jahre abspielen. Die neuen Schulden, die ausgegeben werden, um sie zu bezahlen, belasten das Wachstum; die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes fällt weiter und die Wirtschaft ist schlimmer dran als zuvor. Eine Steuererhöhung würde auch nicht helfen. Sowohl Steuern als auch Regierungsschulden lenken Geld aus dem Privatsektor.


Notwendige Bedingungen

Lassen Sie uns alle Puzzleteile zusammenfügen. Damit Inflation ein drohendes Risiko darstellen kann, müssten dieses Jahr mehrere Sachen passieren:
  • Impfstoffe und andere Maßnahmen bringen die Pandemie diesen Sommer in den USA und anderen Industrieländern unter Kontrolle.

  • Verbraucher reagieren, indem sie Regierungsleistungen, Ersparnisse und/oder Kredite verwenden, um schnell Ausgaben für frei verfügbare Waren und Dienstleistungen zu steigern.

  • Diese Ausgaben sind hoch genug, um die Produktionskapazität nach der Pandemie zu übertreffen, was zu Preiszunahmen führt.

  • Die Federal Reserve erlaubt es der Wirtschaft, "heiß zu laufen" und behält niedrige Zinsen und Assetkäufe bei.

  • Kongress und Biden-Regierung lassen die Geldhähne offen, indem keine Steuern erhöht oder Ausgaben gesenkt werden.

All diese Punkte sind möglich. Doch sind sie auch wahrscheinlich? Einer von ihnen sicherlich: Ich denke, dass die Fed in fast jedem Szenario locker bleiben wird, ähnlich wie nach Ende der letzten Rezession. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses haben nicht genug Mumm für ein weiteres Taper Tantrum, oder die explosive Reaktion, die auf aggressive Straffung folgen würde.

Die Leute sind vorsichtig. Vorherige Stimulusschecks halfen dabei, Schulden zurückzuzahlen und Ersparnisse zu vermehren. Eine weitere Viruswelle wird Ausgaben weiter reduzieren. Das wäre nicht inflationär.


© John Mauldin
www.mauldineconomics.com


Dieser Artikel wurde am 12. Februar 2021 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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