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Rapider Zinsanstieg, während Biden-Yellen Rekorddefizite einfahren

15.03.2021  |  Egon von Greyerz
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Kein Investment bewegt sich kerzengerade. Vor allem nicht die Edelmetalle. Die Gold- und Silberkurse werden in einem Kasino bestimmt, in dem falsche Papierforderungen gehandelt werden, die die Angebots- und Nachfragebedingungen bei den eigentlichen Edelmetallen in keinster Weise nachbilden.

Gold ist derzeit einer technischen Korrektur ausgesetzt, die wir schon vor einer Weile angesprochen hatten. Ich hatte zudem gesagt, dass wir Kurse zwischen 1.700-1.750 $ sehen könnten. Im Verlauf von Korrekturen kommt es häufig zu Übertreibungen bei den Kursverlusten, weshalb Gold vorübergehend sogar unter 1.700 $ sinken könnte. Die Edelmetalle erleben häufig zu Beginn eines Aktienmarkteinbruchs selbst einen Sell-Off, und eben das erleben wir gerade.


Negative Realverzinsung positiv für Gold

Wir hatten häufig darauf aufmerksam gemacht (jüngst wieder in einem MAM-Chat mit Matt Piepenburg und mir), dass Gold und Silber im Allgemeinen dann steigen, wenn die Realverzinsung negativ ist. Ist die Inflationsquote höher ist als das Zinsniveau, so ist das ein gutes Umfeld für Gold. Sagen wir der Zinssatz liegt bei 5% und die Inflation bei 7%. Dann haben wir also eine negative Realrendite von -2%. Und das spricht für steigende Goldpreise.

Die unten dargestellte Realzins-Kurve zeigt den Unterschied zwischen einer US-Staatsanleihe mit 5-jähriger Laufzeit und der Inflation. Während der Subprime-Krise 2008 zogen die Realzinsen kräftig an und Gold fiel von 1.030 $ auf 680 $. Das war auf jeden Fall eine brutale Korrektur, doch als die Realzinsen schnell zu sinken begannen, stieg Gold rapide an. Dann markierte Gold zwischen 2011-12 sein Hoch und die Realzinsen erreichten 2012 ihre Talsohle. Als die Realzinsen stiegen, fiel Gold von 1.900 $ auf 1.050 $ im Jahr 2015. Als die Realzinsen ab Ende 2018 stark fielen, schoss Gold von 1.100 $ auf über 2.000 $.

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Was passiert als Nächstes?

Als die Zinssätze in den USA jüngst stiegen, wurde auch die Negativverzinsung etwas geringer, und die Metalle reagierten negativ darauf. Meiner Ansicht nach sieht der weitere Verlauf folgendermaßen aus:
  • Die US-Zinsen werden ein Hoch markieren und vorübergehend wieder sinken, da die Fed verstärkte Geldschöpfungsprogramme initiieren wird.

  • In Kürze wird sich die bei Rohstoffen und Lebensmitteln zu verzeichnende Inflation in den Verbraucherpreisen niederschlagen, trotz staatlicher Unterdrückungsversuche. Die tatsächliche Inflation ist schon jetzt deutlich höher als die offizielle Quote. Auf der Grundlage der vor 1980 verwendeten Methode zu Erhebung der Inflationsquoten liegt die Verbraucherpreisinflation, nach Berechnungen von Shadows Statistics, jetzt bei fast 9%.

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  • Nach einer vorübergehenden Korrektur bei den Zinsen werden diese wieder zu steigenden beginnen, den gegenteiligen Anstrengungen der Fed zum Trotz. Das treibt Schockwellen durch den Anleihemarkt und alle anderen Finanzmärkte.

  • Wenn die Fed die Kontrolle über die Zinsen verliert, werden die steigenden Finanzierungskosten der 80 Bill. $ schweren US-Verschuldung für eine ökonomischen Katastrophe in den USA sorgen und einen Wirtschaftseinbruch. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir dann Zinssätze von 15 % und mehr sehen, wie in den 1970ern/ Anfang 1980er.

  • Massive aber vergebliche Geldschöpfung wird zu einsackenden Währungskursen und Hyperinflation führen.

  • Die Realverzinsung wird, wie in den 1970ern, negativ bleiben. Ich erinnere mich noch, dass die Zinssätze in Großbritannien über Jahre hinweg bei 15 %+ lagen und die Inflation stets noch höher war. In den USA dasselbe.

  • Dieses Szenario wird extrem positiv für Gold sein. 1971 stand Gold bei 35 $. Bis 1975 stieg es auf 200 $. Dann korrigierte es auf 100 $ im Jahr 1976, woraufhin es sich in etwas über vier Jahren verachtfachte (8 x) und im Januar 1980 bei 850 $ stand.

Es würde mich überraschen, wenn Gold in den nächsten 4 Jahren "nur" um das 8-fache stiege. Allerdings sollte physisches Gold nicht als Spekulativinvestment gehalten werden. Gold ist echtes Geld und das perfekteste Vermögenssicherungsasset, das man halten kann. Seine 5.000-jährige Geschichte ist Beweis dafür.


© Egon von Greyerz
Matterhorn Asset Management AG



Dieser Artikel wurde am 28. September 2021 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.


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