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Wirtschaft und Märkte laufen! - Spareuropameister/Potenzial - Greenwald

10.05.2021  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2155 (06:06 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2058 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132,35. EUR-CHF oszilliert bei 1,0955.

In den letzten 24 Stunden dominierten grundsätzlich freundliche Aktienmärkte, ein etwas schwächerer USD, stabile Zinsmärkte und eine freundliche Tendenz bei den edlen Metallen. Auf der ökonomischen Seite boten Wirtschaftsdaten den entscheidenden Hintergrund. Aus China und Deutschland (Rekordwerte) erreichten uns Spitzendaten bezüglich Exporten und Importen (siehe Datenpotpourri), die als Ausdruck einer dynamischen Weltkonjunkturentwicklung interpretiert werden müssen.

Enttäuschende US-Arbeitsmarktdaten dämpften dagegen US-Zinssorgen und wirkten sich gegenüber dem USD sowohl am Devisenmarkt als auch am Edelmetallmarkt belastend aus. Risikofreude wird zusätzlich initialisiert, weil sich der Eindruck in Europa verstetigt, dass die dritte Welle in der Pandemie gebrochen ist.

Aus dem UK erreichten uns keine belastenden Entwicklungen. Premierminister Johnson und die schottische Regierungschefin Sturgeon verständigten sich nach den Wahlen im UK, zunächst gemeinsam die Coronavirus-Pandemie zu bewältigen. Das Thema der schottischen Unabhängigkeit scheint erst einmal zurückgestellt.

Aus den USA ist der Markt tendenziell belastet. Die US-Regierung und der Pipeline Betreiber Colonial kooperieren eng bei der Bekämpfung des Hackerangriffs auf eines der wichtigsten Kraftstoffleitungssysteme der USA (Länge 8.850 KM, 2,5 Mio. Barrel Kraftstoffe pro Tag). Es werde derzeit untersucht, ob es sich bei den Hackern um die als „DarkSide" bezeichnete Gruppe handele, die dafür bekannt sei, Schadprogramme einzuschleusen, um Unternehmen zu erpressen.


Spareuropameister Deutschland

Laut einer Studie von ING Deutschland und Barkow Consulting ist Deutschland das achte Mal in Folge Spareuropameister. Demnach legten die deutschen Privathaushalte 388,5 Mrd. EUR zurück (+45% gegenüber 2019). Frankreich nimmt den 2. Platz mit 260,7 Mrd. EUR ein (Italien 122,7 Mrd. EUR, Spanien 78,2 Mrd. EUR).

Diese Daten implizieren bei den privaten Haushalten für die Zeit nach dem Lockdown eine üppige Ausstattung für das Potenzial des privaten Verbrauchs.

Laut einer Untersuchung des IW (Köln) ergibt sich allein ein Potential bei den über 65-jährigen in Höhe von zusätzlich 4 Mrd. EUR monatlich.

Der absehbare erhöhte private Konsum hat darüber hinaus positive Rückkoppelungseffekte mit der Industrieproduktion. Daraus folgt, dass Konjunktursorgen unangebracht sind, Inflationssorgen sind temporär berechtigt.


Handwerk: Große Probleme!

Handwerkspräsident Wollseifer (ZDH) warnte wegen Materialknappheit und teilweise hoher Preisanstiege bei Baumaterialien (u.a. Holz, Dämmstoffe) vor negativen Folgen für die Betriebe. Zwischen den stark gestiegenen Preisen und der ursprünglichen Preiskalkulation klafften bei vielen Betrieben große Löcher. Sofern die Betriebe die Vertragskonditionen ohne Preisanpassung erfüllen müssten, machten sie Verluste. Das würde für mehr und mehr Betriebe zu einem existentiellen Problem. Es könnten Insolvenzen oder Kurzarbeit wegen der Lieferengpässe drohen.

In einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) unter rund 7000 Innungsbetrieben berichteten mehr als 60% von Preissteigerungen von mehr als 50%, einige sogar von über 100%. Die Folgen dieser Entwicklung bremsten immer mehr Handwerksunternehmen aus.

Fazit: Die Probleme sind kurzfristig nicht lösbar. Die homogene Erholung der Weltwirtschaft wird durch die „just in time“-Lieferkettenstruktur belastet.


Wir lassen Glen Greenwald zu Wort kommen:

Glen Greenwald, ein Journalist der der Sache und nicht der "Political Correctness" verpflichtet ist, nimmt sich der jüngsten Äußerungen des US-Außenministers Blinken zur Pressefreiheit an, die gegen China und Russland zielen, und zerlegt sie in sachlich unbestechlicher Manier. Ein "must read" für "need to understand" (Link).

Fazit: Wer diese Standards der Pressefreiheit so laut wie Herr Blinken nach außen trägt, sollte sie mindestens auch in der thematisierten Form nach innen leben. Das ist aber nicht der Fall. Entsprechend sollten den Opfern der USA, beispielsweise Assange und Snowden neben anderen, umgehend die Wertschätzungen (Wiedergutmachung der erlittenen Schäden und öffentliche Anerkennung) entgegen gebracht werden, die sie zwingend verdienen, denn sie haben ihre wirtschaftlichen Existenzen, ihr soziales Umfeld und ihr Leben aus Verantwortungsbewusstsein und Wertebewusstsein riskiert.

Auch sind die Verantwortlichen für die aufgedeckten US-Straftaten entsprechend rechtlich zu belangen, denn dabei ging es nicht um „Peanuts“. Nur wenn das passierte, wären diese Einlassungen Blinkens überzeugender.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

China: Imposantes Wachstum der Exporte und Importe

Die Exporte legten per April im Jahresvergleich um 32,3% (Prognose 24,1%) nach zuvor 30,6% zu. Importe verzeichneten im Jahresvergleich einen Zuwachs um 43,1% (Prognose 42,5%) nach zuvor 38,1%. In der Folge stieg der Handelsbilanzüberschuss von zuvor 13,80 Mrd. USD auf 42,86 Mrd. USD (Prognose 28,1 Mrd. USD). Die Devisenreserven stellten sich per April auf 3.198 nach zuvor 3.170 Mrd. USD.


Eurozone: Deutschland mit starken Daten

Die deutsche Industrieproduktion nahm per März im Monatsvergleich um 2,5% (Prognose 2,3%) nach zuvor -1,9% (revidiert von -1,6%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 4,87% nach zuvor -6,67% (revidiert von -6,11%). Deutschlands Exporte stiegen per März im Monatsvergleich um 1,2% (Prognose 0,5%, Rekordwert) nach zuvor 1,0% (revidiert von 0,9%). Importe legten um massive 6,5% (Prognose 0,7%, Rekordwert) nach zuvor 3,6% zu. Der Aktivsaldo der Handelsbilanz stellte sich auf 14,3 Mrd. EUR nach zuvor 18,9 Mrd. EUR (revidiert von 19,1 Mrd. EUR).

Frankreichs Industrieproduktion nahm per März im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose 2,0%) nach zuvor -4,8% (revidiert von -4,7%) zu.


USA: Arbeitsmarkt verfehlt per April Erwartungen

Arbeitslosenquote U-1: 6,1% (Prognose 5,8%) nach zuvor 6,0%
Arbeitslosenquote U-6: 10,4% nach zuvor 10,7% (Vergleichbarkeit zu Eurozone)
Partizipationsrate: 61,7% nach zuvor 61,5% (vor Covid 63,4%)
„Nonfarm-Payrolls“: 266.000 (Prognose 978.000) nach zuvor 770.000 (revidiert von 916.000)
Wochenarbeitszeit: 35,0 Std. (Prognose 34,9 Std.) nach zuvor 34,9 Std.
Durchschnittslöhne: Monatsvergleich 0,7% (Prognose 0,0%), zuvor -0,1%; Jahresvergleich 0,3% (Prognose -0,4%) nach zuvor 4,2

US-Lagerbestände nahmen per März im Monatsvergleich um 1,3% (Prognose 1,4%) nach zuvor 1,4% zu. Der Absatz der Großhandels stieg markant um 4,6% im Monatsvergleich (Prognose 1,0%) nach zuvor 0,0% (revidiert von -0,8%). Verbraucherkredite legten per März um 25,84 (Prognose 20,0) nach zuvor 26,13 Mrd. USD zu.


Russland: Verbraucherpreise erwartungsgemäß

Die Verbraucherpreise nahmen per April im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose 0,6%) nach zuvor 0,7% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 5,5 (Prognose 5,5%) nach zuvor 5,8%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.1690 - 1.1720 neutralisiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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