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Die Wahl der Qual: Marktsturz oder fatale Inflation?

24.06.2021  |  Matt Piepenburg
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Wenn die Munition ausgeht

Der Knackpunkt ist jetzt folgender: Was passiert, wenn sich Zinsen nicht weiter senken lassen? An diesem Punkt steht die Fed heute schon (zusammen mit anderen Zentralbanken). Es fehlt ganz einfach die Munition. Das Diagramm oben zeigt es, von rechts nach links betrachtet, so deutlich, dass kein Platz für Hypothetisches oder Theoretisches mehr bleibt: Die Zinssätze lassen sich einfach nicht weiter senken. Folglich wird das, was in der Vergangenheit noch "funktionierte", morgen einfach nicht mehr funktionieren.

In den frühen 1980er Jahren ließ die Federal Reserve die Zinssätze beispielsweise von 19% auf 8% fallen. Im Jahr 1989 wurden sie von 10% auf 3% gesenkt. Und während der Dot-Com-Bubble Anfang der 2000er Jahre senkte die US-Zentralbank die Zinsen von 6% auf 1%. Erkennen Sie das Muster? Jeder "akkommodativen" Zinssenkung folgten mehr Blasen, denen ein vermehrtes Platzen von Blasen folgte, was wiederum mehr Zinssenkungen auf den Plan rief, um die Märkte zu "akkommodieren".

Auch 2008 - diesmal in Reaktion auf die Große Finanzkrise - senkte die Federal Reserve erneut die Zinsen. Diesmal um 5%. Und all das half dabei, dass sich die Märkte (von Immobilien bis Technologieaktien) wieder "erholen" konnten, wozu billige Kreditfinanzierung wesentlich beitrug.

Wer jetzt ganz rechts im Chart oben schaut, wird sehen, dass sich die Zinssätze inzwischen leider gar nicht mehr senken lassen.

Das weiß natürlich auch Powell. Er mag ein "Doppelzüngler" sein, doch dumm ist er nicht. Deswegen setzte er 2018 auch so viel daran, die Zinssätze zu erhöhen und zu "tapern" (also weniger viel Geld zu schöpfen), damit es überhaupt etwas zu "kürzen" gäbe, falls die Märkte in den Sturzflug übergingen. Klar ist aber auch, dass seine Versuche, die Zinssätze zu erhöhen im Umfeld beispiellos hoher Staats- und Unternehmensschulden (national wie global) weder für ihn noch für seine geliebten Märkte ein Erfolg waren, wie sich anhand der Marktverwerfungen Ende 2018 (die auch als "Kotzanfall" bezeichnet wurden) zeigen sollte oder anhand der Repo-Krise von 2019.

Unterm Strich heißt das was?

Nur Folgendes: Die Fed kann nicht den "Hardliner" oder "Falken" markieren und einfach die Zinssätze erhöhen, ohne dass sofort auch die Märkte (und Wirtschaften) in die Knie gehen. Somit bleibt der Fed auch nichts mehr, das sich noch kürzen ließe, wenn die derzeitige "Everything-Bubble" implodiert …. Und das ist, wie wir schon so oft geschrieben hatten, ein echtes Problem.


Lösung schlimmer als das Problem

Die Lösung ist nicht weniger tragisch. Der einzige Ansatz, der der Fed noch bleibt, birgt ein noch größeres Problem: die laufende und die unausweichlich kommende Inflation. Also: Wenn die Fed dafür sorgen will, dass den Märkten Luft zum Atmen bleibt (wodurch auch Jobs gesichert werden), dann kann sie nicht mehr auf die erwähnte Schablone "Zinssatzerhöhung-und-dann-Zinssatzsenkung …" zurückgreifen. Der US-Zentralbank bleibt also nur ein moderates Vorgehen in der Zinsfrage; die Zinsen müssen auf ewig im Zielbereich von null gehalten werden.

Will man aber die Zinsen "kontrollieren" und am Boden der Zeit festnageln, dann muss man auch die ansonsten verschmähten Anleihen aufkaufen. Nur so lassen sich Anleihekurse auf hohem Niveau und Anleihezinsen im Tief halten. Derartige "Anleihe-Akkomodierung" kostet natürlich Geld. Und wie wir wissen, kann die Fed nur "Geld" ausgeben, das aus dem Nichts geschaffen wurde. Und derartiges Geld bzw. eine derartige Geldpolitik führt zur oben geschilderten (nämlich brutalen) Inflation.

Was die Thematik Falschgeld angeht, so gibt es offensichtliche Hinweise darauf, dass die Fed keinen anderen Ausweg mehr sieht und verzweifelt reagiert. Das folgende Diagramm zum Geldmengenaggregat M2 macht es sichtbar.

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Wie wir schon an anderer Stelle diskutiert hatten, ist die Fed von ihrer eigenen "Gelddruck-Lösung" so peinlich berührt, dass sie die wöchentliche Veröffentlichung der M2-Daten aussetzte und auch, um ehrlich zu sein, schon seit März die entsprechenden monatlichen Daten nicht mehr veröffentlicht hat. Und das ist natürlich so vielsagend wie schändlich: Die Fed hat etwas zu verstecken, und das war doch noch nie ein gutes Zeichen, oder?


Zentralbanken vor der Wahl der Qual: Eigeninflationäre Pest oder Marktzerstörende Cholera?

Zum Zweck der Ertragskurvenkontrolle (EKK) setzt die Fed nach wie vor gedruckte Währungen ein, um die Zinssätze zu drücken und somit die totale Marktimplosion zu verhindern. Um diesen Zustand zu halten, braucht es Billionen, nicht Milliarden.

Die Korrelation zwischen dem Anstieg der Zentralbankenbilanzsummen (d.h. Geldangebot) und steigenden Marktbewertungen ist inzwischen unbestreitbar.

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