Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ein pfadabhängiges Jahr - WWJT?

13.01.2022  |  John Mauldin
- Seite 3 -
Letzte Woche kündigte der Präsident eine Initiative zur Stärkung des Wettbewerbs in der Fleischindustrie an. Gegenwärtig kontrolliert eine Handvoll Verarbeitungsunternehmen, von denen sich einige in ausländischem Besitz befinden, den größten Teil der Rind-, Schweine- und Geflügelmärkte. Das trägt zu steigenden Lebensmittelpreisen bei und benachteiligt unabhängige Viehzüchter und Fleischverarbeiter.

Die Marktkonzentration ist in vielen Branchen schon seit langem ein Problem, besonders aber seit 2008. Die Politik des billigen Geldes der Fed (die im Wesentlichen ein Umfeld schafft, in dem alles finanziert wird) ermutigt Unternehmen, Konkurrenten zu kaufen, anstatt innovativ zu sein und bessere Produkte zu niedrigeren Preisen zu liefern. So sollte eine freie Wirtschaft nicht funktionieren.

Die Kartellpolitik lässt sich leicht missbrauchen, aber wenn sie richtig gemacht wird, hilft sie sowohl den Verbrauchern als auch den Unternehmen. Mit der Politik der Fed, verschiedenen anderen pandemischen Programmen wie dem CARES Act und einer allgemeinen Marktmanie ist das Gleichgewicht viel zu weit in die falsche Richtung gegangen. Wir müssen es wiederherstellen.

Wenn es der Regierung gelingt, einen echten Wettbewerb zu fördern, könnten die Preise für Lebensmittel und andere Waren sinken. Dies würde einen gewissen Druck auf die Inflation ausüben und der Fed vielleicht zu einer sanfteren Landung verhelfen. Aber ähnlich wie das Dilemma der Fed wird alles, was Biden hier tut, jemandem ein Dorn im Auge sein. Er wird auf Widerstand stoßen, und zwar nicht nur von Wirtschaftsverbänden. Wir werden sehen, was passiert. Es könnte sich später in diesem Jahr als hilfreiche Überraschung erweisen.

Positiv zu vermerken ist auch, dass Biden zu verstehen scheint, dass seine COVID-Politik wirtschaftlich realistisch sein muss. Weitreichende Beschränkungen sind unwahrscheinlich, es sei denn, die letzte Welle wird noch viel schlimmer. Die CDC hat tatsächlich etwas Hilfreiches getan, indem sie die empfohlene Isolationszeit auf fünf statt auf zehn Tage verkürzt hat. Dadurch können Millionen von Amerikanern mit leichteren Fällen schneller wieder zur Arbeit gehen. Aber aus globaler Sicht ist die amerikanische COVID-Politik nicht die wichtigste.


Erfolg ist ein Problem

Wo auch immer dieses Virus seinen Ursprung hat, es trat erstmals Ende 2019 in China auf. Innerhalb weniger Wochen verhängte die Regierung ein Reiseverbot, schloss Unternehmen und sperrte Millionen von Menschen in ihre Häuser. Die Reaktion war zwar rücksichtslos, hat das Virus in China aber wirksam unter Kontrolle gebracht.

Unter Xi Jinping hat die chinesische Regierung diese "Null-COVID"-Strategie nun fast zwei Jahre lang beibehalten. Durch weit verbreitete Routinetests werden gelegentliche Ausbrüche festgestellt, die rasche Maßnahmen nach sich ziehen. Die Abriegelung ganzer Städte und Provinzen hat enorme wirtschaftliche Kosten verursacht, aber aus welchen Gründen auch immer hält Xi dies für den besten Weg. Es ist unklar, ob diese Strategie bei der Omicron-Variante funktionieren wird. Das wirft eine weitere Frage mit vier Buchstaben auf: WWXT? Was wird Xi tun?

Der Erfolg Chinas ist jetzt ein Problem. Da es nur zu kleinen Ausbrüchen gekommen ist, verfügt die Bevölkerung nur über eine sehr geringe Immunität, außer durch Impfstoffe. Studien deuten darauf hin, dass Chinas Impfstoffe nur sehr wenig Schutz gegen Omicron (und sogar die ursprünglichen COVID-Varianten) bieten, und das Land ist einfach zu groß, um ausländische Impfstoffe in ausreichender Menge zu importieren (und wird dies vielleicht auch nicht tun, da es bedeuten würde, die Unterlegenheit des eigenen Impfstoffs einzugestehen - das Land hat sich geweigert, Lizenzen für die mRNA-Impfstoffe zu erteilen).

Das bedeutet, dass China weit offen für Omicron ist, das, da es übertragbar ist, noch schnellere und rigorosere Bekämpfungsmaßnahmen erfordern wird. Das geschieht auch schon. Xian, eine Stadt mit 13 Millionen Einwohnern, ist seit zwei Wochen vollständig abgeriegelt. Die Zahl der Fälle (zumindest das, was sie zugeben) in Xian ist nach unseren Maßstäben trivial, nur etwa 1.800 vor ein paar Tagen, aber offensichtlich mehr, als das Regime tolerieren wird.

So groß wie China ist, wird Omicron auf keinen Fall auf Xian beschränkt bleiben. Es wird anderswo auftauchen. Das bedeutet, dass das Land noch mehr solcher gigantischen Abriegelungen erleben wird, wenn das Virus die Bevölkerung erfasst. Xi hat keine besseren Alternativen. John Browning, ein in Shanghai lebender Rohstoffhändler, schrieb letzte Woche, er rechne damit, dass diese Situation mindestens bis zum nächsten Parteitag im Oktober andauern werde.

Chinas COVID-Problem wird interne und externe Auswirkungen haben. Innerhalb Chinas wird es eine Wirtschaft weiter verlangsamen, die sich bereits auf ein neues Paradigma des "Gemeinsamen Wohlstands" umgestellt hat. Wochenlange, willkürliche Produktionsstillstände werden niemandem zu mehr Wohlstand verhelfen. Sie werden auch die globalen logistischen Engpässe weiter verschlimmern.

Vielleicht zieht Xi jetzt ein Kaninchen aus dem Hut. Er ist an die Macht gekommen, weil er harte Dinge durchsetzt. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, was er tun könnte, was wahrscheinlich bedeutet, dass wir alle die Auswirkungen spüren werden.

Der Rückgang der chinesischen Importe wird die US-amerikanischen und europäischen Unternehmen weiter dazu ermutigen, ihre Produktion ins Inland zu verlagern, selbst wenn dies mit höheren Kosten verbunden ist. Kurzfristig wird dies zu einer Inflation führen. Die Unternehmen werden weiterhin von einer "Just-in-Time"-Lagerhaltung zu einer "Just-in-Case"-Lagerhaltung übergehen, bei der die benötigten Komponenten regional oder an leicht zugänglichen Orten produziert werden.

Wenn alles gut geht, können die westlichen Mächte endlich aus der COVID-Wolke heraustreten, während China mittendrin bleibt. Diese Art von Ungleichheit ist nicht förderlich für die Zusammenarbeit, weder wirtschaftlich noch anderweitig. Nächste Woche werde ich über Chinas hartes Durchgreifen in verschiedenen Branchen schreiben, das meiner Meinung nach ernsthafte negative Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft haben wird. Angesichts der Bedeutung Chinas in der Welt ist das ein Problem für uns alle.

Das Ergebnis dieses Jahres wird davon abhängen, welchen Weg die verschiedenen Politiker einschlagen werden. Nächste Woche werden wir uns eingehender mit den pfadabhängigen Entscheidungen befassen, die die Aussichten erschweren. Es gibt viele mögliche Wege nach vorn, und wir wissen nicht genau, wohin sie führen. Der Erfolg wird von Ihrem Pfad abhängen... deshalb nenne ich dieses Jahr ein "pfadabhängiges" Jahr.


© John Mauldin
www.mauldineconomics.com


Dieser Artikel wurde am 07. Januar 2022 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"