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Wir haben Russland früh verkauft

01.03.2022  |  Frank Holmes
"Weder der Ruhm der Ukraine ist erloschen, noch ihre Freiheit", so beginnt die Nationalhymne des bedrängten osteuropäischen Landes. Weiter wird versprochen, dass die Feinde der Ukraine "vergehen werden wie der Tau in der Morgensonne, und auch wir werden regieren, Brüder, in unserem eigenen Land". Diese Worte werden wie nie zuvor in den mehr als 30 Jahren, seit die Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit erlangte, in Frage gestellt. Ich schließe mich Millionen von Menschen auf der ganzen Welt an und hoffe, dass das ukrainische Volk nach einer Lösung dieser Krise weiterhin "in seinem eigenen Land herrschen" kann.

Wir bei U.S. Global Investors glauben, dass die Politik einer Regierung ein Vorläufer für Veränderungen ist, und die dreiste, unprovozierte Entscheidung von Präsident Wladimir Putin, in ein souveränes Land einzumarschieren, ist keine Ausnahme. Als Reaktion darauf haben wir alle unsere in Russland notierten Aktien verkauft, so dass wir nur noch Positionen in dem Ölproduzenten Lukoil und eine sehr kleine Position in dem Kohleproduzenten Raspadskaya halten. Die US-Sanktionen zielen bisher auf den russischen Finanzsektor ab, nicht auf den Energiesektor, der für Westeuropa nach wie vor von großer Bedeutung ist.

Unser Rückzug kam früh und zum richtigen Zeitpunkt, denn die russischen Aktien erlebten in der vergangenen Woche den schlimmsten eintägigen Ausverkauf ihrer Geschichte. Der auf Dollar lautende RTS-Index fiel allein am Donnerstag um rund 40%, und mit der Verhängung neuer Sanktionen am Wochenende werden noch größere Verluste erwartet. In der Zwischenzeit ist der russische Rubel auf ein Allzeittief abgestürzt, so dass er weniger als 0,01 Dollar wert ist, und die Rating-Agenturen ziehen eine Herabstufung russischer Aktien auf Junk-Niveau in Betracht. Sie fragen sich vielleicht, wann wir uns wieder trauen werden, unsere Zehen in den russischen Markt zu stecken. Die einfachste und ehrlichste Antwort ist, dass es zu früh ist, um das zu sagen. Die Situation ist äußerst unbeständig und ändert sich stündlich.

Putin war noch nie ein Freund des Westens, aber er hat jeden Zweifel daran beseitigt, dass er eine Bedrohung für die Rechtsstaatlichkeit und das Existenzrecht seiner Nachbarn ist. Daher kann es sein, dass wir erst wieder in Russland investieren können, wenn der Kreml auf die eine oder andere Weise eine neue Führung hat. Das ist schade, denn wir haben russische Aktien wegen ihrer günstigen Bewertung und attraktiven Dividenden immer gemocht. Allerdings hat Putin im vergangenen Jahr ein Gesetz unterzeichnet, das seine Amtszeitbeschränkung auf Null zurücksetzt, so dass er möglicherweise bis 2036 im Amt bleiben kann. In 14 Jahren kann eine Menge passieren.


Das lange Spiel spielen... mit Gold

Wenn wir uns ansehen, wie Russland seine Zentralbankreserven in den letzten zehn Jahren positioniert hat, wird deutlich, dass Putin diese Invasion schon seit einiger Zeit geplant hat. Im Jahr 2010 machte Gold nur 7,4% der offiziellen Reserven Russlands aus. Bis Ende der 2010er Jahre war dieser Anteil auf 23,4% angewachsen. Im gleichen Zeitraum reduzierte das Land seine Bestände an US-Dollar und Schulden erheblich, und im Januar 2021 gab es bekannt, dass es zum ersten Mal mehr Gold als Dollar besaß. Wie Sie unten sehen können, hat kein anderes großes goldhaltendes Land seine Reserven auch nur annähernd so aggressiv ausgebaut wie Russland.

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Infolgedessen verfügt Russland nun über den fünftgrößten offiziellen Goldbestand aller Zentralbanken, der nach Angaben des World Gold Council (WGC) derzeit bei über 2.298 Tonnen liegt. Bei den heutigen Preisen entspricht dies etwa 145 Milliarden USD bzw. rund 10% des russischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dies dürfte dem Land helfen, die von den USA und ihren Verbündeten verhängten Wirtschaftssanktionen zu überstehen, da die Zentralbank gezwungen sein könnte, ihr Gold zu verkaufen, um Zahlungen zu leisten.

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Gold ist niemandes Verbindlichkeit

Das erinnert mich an die Verwendung von Gold durch Deutschland bei seinen Vorbereitungen auf den Zweiten Weltkrieg. Das Land plünderte die europäischen Zentralbanken, um Hunderte von Millionen Dollar des gelben Metalls zu erwerben, das zur Finanzierung von Hitlers Ambitionen beitrug. (Dem Vereinigten Königreich gelang es bekanntlich, sein Gold aus den Händen der Nazis herauszuhalten, indem es das Edelmetall in einer waghalsigen Mission, die als Operation Fish bekannt wurde, nach Kanada transportierte).

Manche mögen denken, dass dies ein schlechtes Licht auf Gold wirft, aber bedenken Sie, dass das Metall völlig unpolitisch ist. Es ist niemandes Verbindlichkeit. Es gehört allen. Das Gleiche gilt für Bitcoin. Millionen von Bitcoin-Spenden wurden zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte in die Ukraine geschickt. Gleichzeitig nutzt Russland Berichten zufolge Kryptowährungen, zu denen auch Bitcoin gehören könnte, um bestimmte Sanktionen zu umgehen. Ich glaube, dass dies zwingende Gründe sind, Gold, Bitcoin und andere alternative Vermögenswerte zu besitzen.


© Frank Holmes
U. S. Global Investors



Der Artikel wurde am 28. Februar 2022 auf www.usfunds.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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