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Goldbullen verlieren an Kraft

25.04.2022  |  Björn Heidkamp
Der abgebildete Chart zeigt die historische Kursentwicklung des Gold Futures von 1987 bis heute, bei Kursen von 1.934,30 USD/Unze. Ein Notierungsstab bildet die Kursschwankungen des Gold Futures für ein Quartal ab.

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Aus der Perspektive des historischen Quartalscharts befindet sich der Gold Future seit Mitte 2019 in einem langfristigen Aufwärtstrend. Am 08. März wurde das vorherige Allzeithoch bei 2.060 aus dem August 2020 mit einer neuen Bestmarke bei 2.078,80 knapp überboten. Eine darauffolgende Anschlussbewegung blieb bis dato aus.


Wiederaufnahme des mittelfristigen Aufwärtstrends vorerst gescheitert

Seit Ende Januar legten die Kurse des Gold Futures um fast 300 US$ ohne Korrektur auf dem mittelfristigen Wochenchart zu. Seit Erreichen des neuen Allzeithochs übernahmen die Bären erst einmal das Zepter und der Goldmarkt korrigierte bis zum 29.März bis auf 1.883,20. Damit wurde fast punktgenau das 61,8%ige Fibonacci-Korrekturniveau auf die Aufwärtsbewegung seit Ende Januar erreicht. Weiter wurde erstmalig seit Anfang Februar die steigende 50-Tage-Linie (entspricht in etwa der eingezeichneten 10-Wochen-Linie auf dem Wochenchart) erfolgreich getestet.

Ausgehend von diesem Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft legten die Kurse des gelben Edelmetalls in den letzten Wochen weiter zu. Mit dem Erreichen des aktuellen Bewegungshochs um die psychologisch wichtige 2.000er Marke bei 2.003 setzten sich die Bären in der abgelaufenen Börsenwoche wieder durch.


Bären nutzen 2. Gap in Folge zum Abverkauf

In den letzten beiden Wochen eröffnete der Gold Future am Montag zum Handelsbeginn in der regulären Session jeweils mit einer Aufwärtsnotierungslücke. Der Eröffnungskurs lag somit auf dem Tages- und dem Wochenchart über dem Hoch der Vorwoche.

Häufig stellen derartige Lücken emotionale Extreme dar. Einige Marktteilnehmer nutzen diese Extreme zu Gewinnmitnahmen oder zu kurzfristigen Spekulationen gegen den Trend.

Während die Bullen dem ersten Gap vom 11.April noch genügend Nachfrage entgegensetzen konnten, gelang es den Bären in der abgelaufenen Woche den Angebotsdruck deutlich zu erhöhen. Die Kurse eröffneten knapp unter dem absoluten Bewegungshoch von 2.003. Danach fielen die Preise des gelben Edelmetalls die ganze Woche. Der Schlusskurs am Freitag befindet sich in der Nähe des Tiefs des ganzen Wochenstabes.

Insgesamt wurde demnach das Hoch der Vorwoche über- und das Tief der Vorwoche unterschritten. Somit wurde ein negativer Außenstab ausgebildet.


Bearish Engulfing

In der japanischen Candlestick Analyse hat sich eine negative 2-Candlestick Formation ausgebildet: Die eigentliche Formation des Bearish Engulfing Pattern besteht aus einem roten (fallend) Kerzenkörper der auf einen grünen (steigend) Kerzenkörper folgt. Der rote Kerzenkörper muss dabei nach beiden Seiten hin länger sein, als der vorherige grüne Kerzenkörper.

Der rote Kerzenkörper hat den grünen Kerzenkörper somit "eingehüllt". Damit soll das Bearish Engulfing Pattern zeigen, dass in einem Aufwärtstrend die Bären die Oberhand gewonnen haben.

Natürlich sind derartige Formationen in der Einzelbetrachtung nicht das Evangelium, aber in Kombination mit dem realen Kursgeschehen und anderen Indikatoren erhöht sich die analytische Bedeutung:


Tageschart-MACD mit bullischem Fehlsignal

Der Tageschart-MACD (nicht eingezeichnet) hat ein kürzlich generiertes Kaufsignal negiert und somit ein bullisches Fehlsignal ("bullish failure") ausgebildet. Parallel wurde die 50-Tage Linie, aktuell bei 1.938 knapp unterschritten. Ausgehend von diesem gleitenden Durchschnitt erholten sich die Kurse des Goldes beim letzten "Test" von Ende März bis 18. April um über 100 US$.


Mittelfristiger Aufwärtstrend unterbrochen

Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts ist die Abwärtsbewegung der letzten Woche erst einmal als Rückzug der Bullen zu bewerten. Der bestehende Aufwärtstrend wurde dadurch von einer richtungslosen neutralen Seitwärtsbewegung zwischen 2003 und 1.880 abgelöst.

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Saisonalität bleibt bis Ende Mai positiv

Bei der Betrachtung der typischen Durchschnittsverläufe aus den vergangenen letzten 20 Jahren ist im Zeitraum von Mitte März bis Ende Mai ein Anstieg zu beobachten. Dieser Anstieg führte in der Mehrzahl der Fälle über das bisherige Jahreshoch.


Fazit

Aus der Perspektive des Quartalscharts befindet sich das gelbe Edelmetall in einem langfristigen Aufwärtstrend, sodass die langfristigen Erfolgschancen weiter auf der Long-Seite zu finden sein sollten.

Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts hat sich durch das Kursverhalten der abgelaufenen Woche die Situation verschlechtert. Der bestehende Aufwärtstrend wurde durch eine mittelfristige Konsolidierungszone zwischen 2.003 und 1.880 abgelöst. In der Regel handelt es sich bei derartigen neutralen Seitwärtsbewegungen um Trendbestätigungsformationen, welche zwar die Chance auf eine Trendwende andeuten, danach aber doch in der Mehrzahl der Fälle mit einem neuen Kaufsignal nach oben verlassen werden.

Überschreitet Gold den Konsolidierungsbereich um 2.003 dürfte ein erneuter Anstieg im Richtung Bestmarke um 2.060 und 2.078 anzunehmen sein. Insbesondere bei neuen historischen Höchstständen ist mit weiterem Kurspotential zu rechnen. Kurse zwischen 2.200 und 2.400 sind durchaus im Bereich des Realistischen.

Kurse unter 1.875 verschlechtern somit die mittelfristig verhalten positive Grundausrichtung. Bei diesem Szenario ist ein weiterer Rückgang bis 1.800 zu erwarten.

Erst bei Kursen unter 1.780 verschlechtert sich die langfristige Ausrichtung. Bei diesem negativen Szenario ist ein Absinken in Richtung 1.670 zu erwarten. Wird das Jahrestief aus 2021 klar unterschritten ist von weiter fallenden Goldpreisen bis mindestens 1.500 auszugehen.

Insgesamt ist dem letztgenannten Szenario weiterhin die geringere Eintrittswahrscheinlichkeit zuzurechnen.


© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de


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