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Abverkauf an den Märkten - Bank of England erhöht die Leitzinsen

06.05.2022  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0528 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0493 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 130,57. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137,46. EUR-CHF oszilliert bei 1,03838.

Nach dem US-Zinsentscheid absolvierten die Märkte zunächst eine fulminante Rallye, gestern folgte die Ernüchterung. So erlebte der S&P 500 einen seiner schlechtesten Handelstage seit der Corona-Krise - 97% der Unternehmen gaben nach - und fiel um 3,56%. Auch die europäischen Märkte gaben deutlich nach. Den Späthandel eingeschlossen, fiel der Euro Stoxx 50 um über 3%. Der Technologieindex Nasdaq lag zwischenzeitlich um 6% im Minus, bevor sich der Verlust leicht abschwächte und der Index mit einem Minus von etwa 5% aus dem Handel ging. Die US-Staatsanleihen gaben ihre Gewinne vom Vortag wieder ab, die Renditen stiegen auf mehrjährige Höchststände, wobei der 10-jährige Zinssatz auf über 3,10 % stieg.

Die Marktteilnehmer scheinen auf die warnenden Stimmen zu hören, die weiter gehende Zinserhöhungen und Rezessionen in den westlichen Volkswirtschaften erwarten. Den Zielkonflikt in den Entscheidungsgremien der Zentralbanken verdeutlichte gestern die Bank of England, die ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte anhob. Die BoE erklärte, dass sie auf Basis der aktuellen Lage mit einer Steigerung der Zinssätze bis Mitte 2023 auf 2,5% rechnet, bei einer gleichzeitigen Rezession für das Wirtschaftsjahr. Für 2024 prognostiziert sie eine Stagnation der Wirtschaft.

Zugleich erwartet sie ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit von 3,8% auf 5,5%. Trotz dieser Prognosen stimmten drei Ratsmitglieder für eine stärkere Anhebung des Leitzinses. An dieser Stelle muss sich die Erwartungshaltung zur Inflation bei den Ratsmitgliedern unterscheiden. Sie fragen sich, wer Recht hat? Zumindest der Markt hat gestern einen deutlichen Hinweis gegeben, welcher Seite er aktuell mehr Glauben schenkt. Ich würde nicht dagegenhalten. Auch in unserem Fonds stellen wir uns defensiv auf.


Stehen US-Sanktionen gegen China bevor?

US-Sanktionen gegen chinesische Unternehmen waren insbesondere unter der Trump-Regierung nichts Neues. Es besteht jedoch die Gefahr einer neuen Qualität, die zu einer Eskalationsspirale zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt führen könnte.

So erwägen die USA, den Hersteller von Kameras und Überwachungssystemen Hangzhou Hikvision Digital Technology Co. auf ihre Liste der "Specially Designated Nationals" und "Blocked Persons" zu setzen. Der Grund sei, dass die USA den Konzern mit angeblichen Menschenrechtsverletzungen Chinas gegen die überwiegend muslimischen Minderheiten in der Region Xinjiang verbinden.

Hangzhou Hikvision würde sich damit auf einer Liste mit Terroristen, Drogenbossen und russischen Banken befinden, wie Bloomberg Berichte hervorheben. Die Absatz- und Finanzierungsmöglichkeiten des Unternehmens werden durch diesen Schritt weltweit erheblich eingeschränkt. Dozenten der Australian National University sehen vielmehr, dass die USA auf diese Weise vor allem ihren technologischen Vorsprung gegenüber China wahren können. Welche Interpretation passt besser in das Gesamtbild?

Die USA werden aus unserer Sicht testen, wie China auf die Maßnahmen reagiert. Die Gefahr für andere Unternehmen, auf dieser Sanktionsliste zu landen, ist hoch. Letztlich könnte es reichen, der chinesischen Regierung Güter zu verkaufen, die diese in Xinjiang einzusetzen gedenkt, bei gleichzeitig hoher Konkurrenzsituation mit US-Unternehmen im Technologiebereich. Aus Kapitalmarktsicht bleibt Vorsicht angebracht. Die Deutlichkeit der jüngsten Kursrückgänge in China mögen nicht nur der schlechten Konjunktur, sondern auch der Sorge geschuldet sein, dass weitere Unternehmen von Sanktionen betroffen sein werden.


Ein Blick auf die US-Arbeitsmarktdaten

Die neuesten Erstanträge auf Arbeitslosigkeit in den USA fielen etwas höher aus erwartet. Während von Analystenseite her mit 180.000 Erstanträgen gerechnet wurde, gingen 200.000 Anträge ein.

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.


Dies könnte in gemeinsamer Interpretation mit dem Challenger Report auf eine nachlassende Überhitzung des Arbeitsmarktes hindeuten. Nach dem Challenger Report besteht erstmals seit Anfang des Jahres ein Anstieg an Entlassungen in Unternehmen. Ein Trend lässt sich aus diesen Daten noch nicht ableiten, es ist aber ein Hinweis, den es zu beobachten gilt.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0950 - 1.0980 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Christian Buntrock
Netfonds Gruppe



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