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Umsichtig Investieren in der Krise. Gold und Silber gehören dazu

31.07.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
In diesem Beitrag mache ich auf zwei wichtige Entwicklungen in der Weltwirtschaft aufmerksam; stelle fünf Prinzipien für das umsichtige Investieren vor; mache zwei Investment-Empfehlungen; und gebe meine Einschätzung für den derzeit angemessenen Gold- und Silberpreis.


I.

Das politische Vorhaben, die Volkswirtschaften bis 2050 netto-CO2-frei zu machen, führt, so ist zu befürchten, in eine gewaltige Krise.

2020 betrug der Anteil der fossilen Energieträger an der weltweiten Primärenergieerzeugung etwa 83 Prozent. Erneuerbare Energien trugen nur 5,7%, Atomenergie 4,9% bei. In 2020 gingen die Neuinvestitionen vor allem in die erneuerbaren Energien, aber dieses Investitionsvolumen reicht nicht annähernd aus, um fossile Energieträger in absehbarer Zeit ersetzen zu können.

Weil bei den fossilen Energien notwendige Erneuerungs- und Erweiterungsinvestitionen jetzt ausbleiben, sind Energieknappheit und -verteuerung weltweit vorprogrammiert - zumal die weltweite Energienachfrage steigt. Durch die "grüne Politik" erleiden die Volkswirtschaften gewaltige Wohlstandseinbußen, in vielen Ländern wird es hohe Arbeitslosigkeit geben, wahrscheinlich verbunden mit sozialen Unruhen, politischem Chaos, möglicherweise auch Hoch- und Hyperinflation.

Europa muss mit verstärkter Wanderung aus dem Orient und Afrika rechnen.

Gleichzeitig verschieben sich die globalen Kräfteverhältnisse. Die BRICS-Staaten - Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika - sind nicht mehr bereit, die imperiale Stellung des Westens unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika in der Welt zu akzeptieren. Die Vereinigten Staaten von Amerika, der Westen, werden derzeit vom Thron gestoßen.

Die BRICS-Staaten repräsentieren etwa 41% der Weltbevölkerung und gut 23% der Weltwirtschaftsleistung - der Westen repräsentiert 15% der Bevölkerung auf der Erde und gut 50% der weltweiten Produktion. Die BRICS-Staaten und ihre Folger sind dabei, eine neu Agenda für die Welt setzen zu wollen. Mit dem Aufstieg der BRICS-Staaten unter der Führung von China - der bevölkerungsreichsten und wirtschaftlich derzeit zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt - wird sich der Rückbau der Freiheit sehr wahrscheinlich verstärken.

Man sollte nicht vergessen: China wird von einer kommunistischen Ideologie angeführt - und baut seit Jahrzehnten gezielt seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluss auf der ganzen Welt - vor allem auch im Westen - aus. Der Westen hat dem derzeit wenig entgegenzusetzen, zumal er ja schließlich auch selbst die Freiheitsrechte seiner Bürger und Unternehmer seit Jahr und Tag nicht auf, sondern, im Gegenteil, zurückgebaut hat.

Der China-Experte Michael Pillsbury vertritt in seinem Buch "The Hundred-Year Marathon" die These, dass China bis 2049 die Vereinigten Staaten von Amerika als Supermacht ablösen will - ein China, das von der kommunistischen Partei angeführt wird, nicht durch einen freien bestimmten Volkswillen.

China ist eine "Gesellschaft in Unfreiheit", geleitet von einer autoritären Politik, ein Überwachungsstaat, der die Menschen per Gesichtsscannung und Social Credit kontrolliert. Von 180 Ländern lag China, was die Pressefreiheit angeht, im Jahr 2021 auf Platz 177, zwei Plätze vor Nordkorea.


II.

Das Schwinden der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Freiheit kommt in den mittlerweile schon "zum guten Ton" gehörenden Begriffen "Great Reset", "Große Transformation" und "Neue Weltordnung" zum Ausdruck. Der Grundgedanke, der sie verbindet, ist, dass die Menschen ihre Geschicke nicht im System der freien Märkte selbst bestimmen, sondern dass Wirtschaft und Gesellschaft vielmehr von zentraler Stelle (beispielsweise von den erleuchteten Regierungschefs der G7 oder G20 oder von den Vereinten Nationen) gelenkt werden sollen.

Die Idee des "Great Reset" ist eng verbunden mit der Idee des Transhumanismus, der auf die Schaffung eines "neuen Menschen" hinausläuft. Sie zielt darauf ab, den Mensch mittels Nanotechnologie und Pharmazie um- und neuzugestalten. Biblisch gesprochen handelt es sich um eine Art Turmbau zu Babel, der aber wohl alle bisher dagewesenen Ansinnen des Menschen übersteigt.


III.

Die geplante Abkehr von fossilen Energieträgern wird - wie bereits gesagt - in vielen Volkswirtschaften zu beträchtlichen Einkommensverlusten führen, das Pro-Kopf-Einkommen senken. Zudem schwinden die Aussichten, dass die Volkswirtschaften mit den bisher als "normal" angesehenen Raten wachsen werden. Vielmehr werden viele von ihnen fortan stagnieren, nicht wenige schrumpfen, die Pro-Kopf-Einkommen in fortgesetzter Weise nicht steigen beziehungsweise fallen.

Die Schuldentragfähigkeit der Volkswirtschaften verschlechtert sich, die Gefahr von Kreditausfällen steigt. Unter diesen Umständen kommt das Fiat-Geldsystem ins Trudeln. Das wird klar, wenn man den Aufbau des weltweiten Fiat-Geldsystems kennt. Das Fiatgeld zeichnet sich vor allem durch drei Eigenschaften aus:

(1) Fiat-Geld ist staatlich monopolisiertes Geld. Die staatlichen Zentralbanken haben das Produktionsmonopol des Geldes. (2) Fiat-Geld wird in der Regel durch Kreditvergabe erzeugt, der keine echte Ersparnis gegenübersteht. Es wird aus dem Nichts geschaffen, oder ex nihilo, wie der Lateiner sagt. Und (3): Fiat-Geld ist entmaterialisiertes Geld. Es hat die Form von bunt bedruckten Papierzetteln und Einträgen auf Computerfestplatten. Ob US-Dollar, Euro, chinesischer Renminbi, japanischer Yen, Britisches Pfund oder Schweizer Franken: Sie alle sind Fiat-Geld.

Aus der Geldtheorie wissen wir, dass das Fiat-Geld kein “natürliches”, kein “unschuldiges” Geld ist. Es ist vielmehr durch einen unrechtmäßigen Akt auf die Welt gekommen. Vor allem aber es bringt Probleme. Einige will ich kurz nennen:

(i) Fiat-Geld ist inflationär. Es verliert seine Kaufkraft im Zeitablauf, weil seine Menge von den Zentralbanken unablässig und nach politischen Erwägungen vermehrt wird. Inflationäres Geld ist schlechtes Geld, weil es die Wirtschaftsrechnung erschwert und viele Menschen um die Früchte ihrer Arbeit und Sparsamkeit bringt.

(ii) Fiat-Geld begünstigt einige auf Kosten vieler. Es sorgt für eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen, indem es die Erstempfänger des neuen Geldes begünstigt auf Kosten derjenigen, die die neue Geldmenge erst später erhalten oder gar nichts von ihr abbekommen (das ist der "Cantillon Effekt").

Zwar führt jede Erhöhung der Geldmenge notwendigerweise zu einer Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Das ist beim Warengeld wie auch beim Fiat-Geld der Fall. Die Umverteilung fällt jedoch beim Fiat-Geld besonders stark aus - und das ist ja auch der Grund, warum der Staat das Warengeld durch sein eigenes, beliebig vermehrbares Fiat-Geld ersetzt hat: Denn vor allem der Staat und die ihm besonders nahestehenden Gruppen profitieren dabei auf Kosten der übrigen.

(iii) Fiat-Geld sorgt für Wirtschaftsstörungen, für Boomund-Bust. Denn die Vermehrung der Geldmenge durch Bankkreditvergabe senkt die Marktzinsen künstlich. Die Ersparnis nimmt dadurch ab, und Investitionen und Konsum nehmen zu. Die Volkswirtschaft beginnt über ihre Verhältnisse zu leben. Früher oder später zerplatzt jedoch der monetär angezettelte Scheinaufschwung, und aus dem Boom wird ein Bust.

(iv) Fiat-Geld lässt den Staat auswuchern - zu Lasten der Freiheit der Bürger und Unternehmer. Denn das Fiat-Geld erlaubt es dem Staat, seine Finanzkraft gewaltig auszuweiten, und damit kann er sich im wahrsten Sinne des Wortes eine wachsende Gefolgschaft erkaufen.

(v) Das Fiat-Geld beschädigt die Moral- und Wertevorstellungen der Menschen, die mit Fiat-Geld tagtäglich umgehen. Das Fiat-Geld verlockt zum Leben auf Pump, befördert Konsum zu Lasten der Ersparnisbildung, erhöht die Gegenwartsorientierung der Menschen zu Lasten ihrer Zukunftsorientierung. Das Leben wird kurzatmiger, weniger reflektiert und weniger verantwortungsvoll.



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