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Umsichtig Investieren in der Krise. Gold und Silber gehören dazu

31.07.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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IV.

Es ist bereits angeklungen, aber ich will es besonders hervorheben: Je länger Fiat-Geld verwendet wird, desto mehr werden die Menschen sprichwörtlich abhängig von der Fortführung des Fiat-Geldsystems. So werden Unternehmer durch das künstliche Absenken der Zinsen zu Investitionen verleitet, die sich nur dann rechnen, wenn die Kredit- und Fiatgeldmenge, bereitgestellt zu immer tieferen Zinsen, weiter anschwillt. Um Verlusten zu entgehen, werden sie daher eine weitere monetäre Expansion begrüßen, gerade auch wenn eine Rezession droht.

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Vor allem Unternehmer, die staatliche Aufträge beziehen, sind an der Fortführung des Fiat-Geldsystems sehr interessiert. In ähnlicher Weise befürworten Arbeitnehmer, die ihre Jobs und ihr Einkommen einem mit Fiatgeld angetriebenen Aufschwung verdanken, das unbeirrte Weiterführen des Fiatgeldsystems. Weil im Fiatgeldsystem der Staat immer größer wird, werden auch immer mehr Menschen direkt oder indirekt abhängig von seiner Finanzkraft. Dazu zählen Staatsangestellten und Empfänger staatlicher Pensions- und Transferzahlungen. Auch sie haben ein Interesse daran, dass das System Fiat-Geld nicht endet.

Ein existenzielles Interesse an einer Fortführung des Fiatgeldsystems hat - wenig überraschend - vor allem auch die Banken- und Finanzwirtschaft. Es lässt sich schließlich prächtig verdienen, mittels Kreditvergabe neues Geld "aus dem Nichts" auszugeben. Der mit Fiat-Geld angetriebene Boom darf kein Ende finden. Denn dann wären die Bilanzvermögen der Banken (in Form von Krediten und Wertpapieren) perdu, und die Untragbarkeit ihrer Verbindlichkeiten (insbesondere aufgrund des Teilreservesystems) käme ans Tageslicht.

Ein Fiatgeldsystem macht also weite Teile der Bevölkerung und des Unternehmenssektors im wahrsten Sinne des Wortes abhängig von seiner Fortführung, macht die Mehrheit zu Komplizen. Das Fiatgeld erzeugt eine, wie ich es gern bezeichne, "Kollektive Korruption". Dadurch formt sich eine mehrheitliche Unterstützung für eine Politik, die einen drohenden Bust (der ja notwendige Folge eines vorangegangenen Booms ist) mit immer mehr Kredit und Geld zu immer tieferen Zinsen zu "bekämpfen" sucht.

Zu erwarten ist, dass die Mehrheit der Fiatgeld-Abhängigen sogar weitreichende Verletzungen der Prinzipien, auf denen die freie Wirtschaft und Gesellschaft ruht, akzeptiert, wenn es gilt, den Kollaps des Fiat-Geldsystems abzuwenden. Beispielsweise werden gewaltige Ressourcen aufgewendet, um unsolide Banken und Unternehmen vor der Pleite zu bewahren - auf Kosten zukunftsorientierter Investitionen und deren Erträge. Oder es werden Handelsverbote für Wertpapiere erlassen und Kapitalverkehrskontrollen eingeführt. Oder die Zentralbank kontrolliert alle Zinsmärkte und verhindert dadurch, dass der Markt Ungleichgewichte bereinigen kann, verunmöglicht also den Bust.

Sie setzt dadurch natürlich die wichtige Koordinationsfunktion des Zinses, die Ersparnisse in Übereinstimmung mit den Investitionen zu bringen, außer Kraft - ebenfalls zum Schaden der künftigen Wohlstandsmöglichkeiten der Volkswirtschaft.


V.

Schwindet die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaften, gibt es absehbar Kreditausfälle, die die Bilanzen der Banken und ihr Eigenkapital zu verwüsten drohen. Um das abzuwenden, halten die Staaten dagegen - mit riesigen schuldenfinanzierten Ausgaben, um ein allzu starkes Wirtschaftsschrumpfen, eine zu große Massenarbeitslosigkeit zu verhindern.

Die Zentralbanken kaufen die neuen Staatsanleihen und bezahlen sie mit neu geschaffenem Geld. Die dadurch ausgelöste Geldmengenvermehrung, verbunden mit stagnierenden beziehungsweise schrumpfenden Einkommen, sorgt für hohe Inflation.

Inflation - das fortgesetzte Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front als Folge der Geldmengenvermehrung durch die Zentralbanken - befeuert nicht nur wirtschaftliche, sondern vor allem auch soziale und politische Probleme. Inflation verarmt die breite Bevölkerung. Die Nöte, für die sie sorgt, rufen die Politiker auf den Plan. Sie versprechen, die Dinge zum Besseren zu wenden und erlassen Preiskontrollen, erhöhen die Steuern auf Unternehmensgewinne, rationieren Energie. Das erfordert verstärkte Überwachung und Kontrolle. Verstöße müssen geahndet und bestraft werden.

Das ist der Weg in die Lenkungs- und Befehlswirtschaft, in der das Privateigentum zwar formal erhalten bleibt, in der der Staat jedoch maßgeblich bestimmt, was die Eigentümer mit ihrem Eigentum machen dürfen und was nicht. Ein solches Wirtschaftsmodell ist nicht nur weniger leistungsfähig als das, das bisher in der westlichen Welt erfolgreich angewendet wurde. Es führt auch, wenn es nicht früh genug beendet, in den Sozialismus.

Es muss jedoch nicht soweit kommen. Andere Entwicklungspfade sind denkbar. Allerdings setzt das voraus, dass die Staatengemeinschaft sich vom überambitionierten Ziel Netto-CO2-frei bis 2050 verabschiedet. Bei einer Verlängerung der Anpassungsphase würde zwar das von mir aufgezeigte Szenario nicht gänzlich anders verlaufen, aber die Negativwirkungen für Einkommen und Inflation würden gemildert, zeitlich gestreckt.

Damit stiege die Wahrscheinlichkeit, dass die Volkswirtschaften nicht in allergrößte Not versetzt, dass die politischen Eingriffe in Wirtschaft und Gesellschaft abgemildert werden; dass es mehr Zeit gibt für die Volkswirtschaften, durch technologische Fortentwicklungen ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.


VI.

Wenn man nun die von mir aufgezeigten Entwicklungslinien für plausibel hält, was bedeutet das für das Investieren? Wie kann man sie berücksichtigen und gleichzeitig Sorge tragen, dass man sich nicht zu einseitig festlegt, dass man also auch bei einer etwas anderen Zukunftsentwicklung mit seinen Investitionen nicht Schiffbruch erleidet? Antwort: Man verpflichtet sich zum Einhalten einiger wichtiger, erprobter Prinzipien des Investierens. Wer das Vorgehen erfolgreicher Investoren studiert, kann sie aufspüren. Ich will fünf davon nennen.


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