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Die Lage an den Märkten, Folgen der Geldpolitik, Kryptomärkte unter Druck

10.11.2022  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0029 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9993 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 146,19. In der Folge notiert EUR-JPY bei 146,6. EUR-CHF oszilliert bei 0,98602.


Blick auf die US-Märkte

Die US-Märkte tendierten in ihrer Gesamtheit gestern schwächer. Die Gründe liegen u.a. in Gewinnrevisionen in den USA. Ein von der Citi-Bank erstellter Indikator über die US-Gewinnveränderungen fiel 23 Mal in Folge negativ aus und zeigt damit die längste Verluststrecke seit Anfang 2020 an. Die Folgen ließen sich am US-Markt gestern deutlich sehen. 463 Unternehmen des S&P500 wiesen Kursverluste auf. Kein Sektor schloss im positiven Bereich. Sektor-Outperformer waren Energieversorger und Unternehmen aus dem Gesundheitssektor, Schwäche zeigten insbesondere Technologietitel, Verbrauchsgüterhersteller und Ölförderer.


Vom Grenznutzen der Geldpolitik


Interessante Äußerungen tätigte der Chefvolkswirt der Bank of England, Huw Pill, vor dem House of Lords. Vor diesem sagte er, dass das Konjunkturprogramm während der Pandemie ein Fehler gewesen sei. Mit dem Wissen von heute wären die Entscheidungen vielleicht anders getroffen worden. Pill, der zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht die Position des Chefvolkswirts inne hatte, ist damit der erste Vertreter der BoE, der in der Öffentlichkeit die getroffenen Entscheidungen in Frage stellt. Aktuell versucht die Bank den Stimulus wieder zu neutralisieren, indem sie die Zinsen erhöht und ihre Bilanz verkleinert.

Dem Chefvolkswirt ist in beiden Punkten zuzustimmen. Die Geldpolitik war in einer administrierten Rezession machtlos. Mit dem Wissen um die heutige Situation würde man - vielleicht - anders handeln. Nicht zu vergessen ist der öffentliche Druck in der konkreten Situation, der bedingt, dass Maßnahmen ergriffen wurden, die heute aufgrund der hohen Inflation bereut werden.

Parallelen zur Fiskalpolitik drängen sich auf: sicherlich wird man in der Zukunft das Finanzgebaren der Regierungen von heute schelten und von Fehlern der Vergangenheit sprechen. Aber ist ein anderes Handeln heute bereits politisch durchsetzbar?

Am Ende betreiben Wirtschaftssubjekte kurzfristige Nutzenmaximierung, oft wider besseren Wissens. In dem Punkt unterscheiden sich viele Zentralbanken nicht von den Regierungen. Die Regierungen nicht von den Konsumenten. Nach dem Genuss der Maßnahmen sind die Folgen zu tragen: unter Schmerzen ziehen die Zentralbanken die Geldpolitik an, die Regierungen führen Reformen durch und die Konsumenten trainieren sich die letzten Kalorienbomben ab, die abends auf dem Sofa genossen wurden. Vielleicht habe ich Sie im letzten Halbsatz ja auch angesprochen. (Der Autor selbst nimmt sich hier ausdrücklich nicht aus.)

Für den langfristigen Anleger bedeutet das, sich nicht von dem Zeitgeist und den Schwankungen der Kapitalmärkte und irritieren zu lassen und die Vermögensanlage in Sachwerten zu diversifizieren. Aktien zu halten, heißt auch in Unternehmen investiert zu sein, die einen - wenn auch unsauberen - Inflationsschutz bieten. Gold hat schon viele Währungen kommen und gehen sehen. Immobilien überstehen Konjunkturzyklen unbeschadet, wenn auch unter Wertschwankungen.



Kryptowährungen unter Druck

In den letzten Tagen kamen die Kryptowährungen in ihrer gesamten Marktbreite unter Druck. Hintergrund sind Liquiditätsschwierigkeiten der zweitgrößten Kryptobörse FTX.com. Die Börse hat in den letzten Tagen über 6 Mrd. US-Dollar an Abhebungen erlitten und sich in ihrer Not an die größte Kryptobörse Binance gewandt, um die Krise zu bewältigen. Binance prüfte eine Übernahme und gab zunächst eine unverbindliche Absichtserklärung ab, FTX übernehmen zu wollen. Diese Überlegungen wurden nach einer kurzen Prüfung gestern Abend ad acta gelegt. Einer weiteren Verkaufswelle an den Kryptomärkten wurde damit die Tür geöffnet.

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.


Die geringe Regulatorik der Kryptoanlagen ist Chance und Risiko zugleich. Letzteres bekommen die Anleger aktuell zu spüren. Es finden aber strukturelle Veränderungen in dem Sektor statt. Die Umstellung der Etherium Blockchain von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake oder die Anpassung der Prozesse und Geschäftsstruktur der Kryptobörse Coinbase an die Regulatorik der Finanzaufsicht sind nur zwei von vielen.

Interessant werden Investments in dem Sektor dann wieder, wenn nachhaltig der Risikoappetit an den Märkten steigt. Ein guter Indikator wäre ein Stimmungs- und Trendumschwung an den Technologiemärkten, besonders an der Nasdaq.


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 - 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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