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FED hebt Zinsen weiter an – Folgt die Korrektur am Goldmarkt?

27.03.2023  |  Markus Blaschzok
Der Goldpreis bildete in der vergangenen Handelswoche ein kurzfristiges Doppeltop nahe seinem Allzeithoch aus, nachdem die Furcht vor einer neuen Bankenkrise noch einmal hochgekocht war, sich in der zweiten Wochenhälfte jedoch legte. Nach dem Bail Out und der Übernahme der Credit Suisse und einem hawkischen Zinsentscheid der US-Notenbank am Mittwoch beruhigte sich die Lage und Spekulanten begannen damit Gold nach der Ausbildung eines Doppeltops zu verkaufen. Gezielte Maßnahmen der westlichen Notenbanken haben den Vertrauensverlust in das Bankensystem vorerst gestoppt, womit sich die Panik unter den Investoren und deren Flucht in sichere Häfen langsam legt.


Märkte wetten gegen die US-Notenbank

Der Zinsentscheid der US-Notenbank (FED) am Mittwochabend, sowie die anschließende Pressekonferenz waren recht "hawkish". Dies überraschte einige Marktteilnehmer, die infolge der Vertrauenskrise in das Bankensystem eine Trendwende in der Geldpolitik erwartet hatten. Stattdessen setzte die FED, ebenso wie die EZB in der Vorwoche, ihren restriktiven Kurs unvermindert fort. Dennoch scheinen die Märkte Powells Worten keinen Glauben zu schenken und wetten stattdessen auf Zinssenkungen in diesem Jahr, was eine kurz- bis mittelfristige Fehleinschätzung sein könnte.

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Nach dem Zinsschritt um 0,5% der EZB in der Vorwoche, hob die FED ihren Leitzins erneut um 0,25% an


• Dem Marktkonsens entsprechend hatte die FED am Mittwoch ihren Leitzins um 25 Basispunkte angehoben.

• US-Notenbankchef Powell prognostizierte einen persistent hohen Inflationsdruck, was für einen unvermindert hohen Leitzins spricht und womit er offenließ, ob dieser womöglich noch weiter angehoben wird.

• Powell sagte, dass das Bankensystem gesund und gut kapitalisiert sei und wischte Sorgen des Marktes vor einem systemischen Risiko weg.

• Das Quantitative Tightening (QT) mit einer monatlichen Reduzierung der Notenbankbilanz von bis zu 60 Mrd. US-Dollar an Staatsanleihen und 35 Mrd. US-Dollar an hypothekenbesicherten Wertpapieren (MBS) wird fortgesetzt.

• Zinssenkungen in diesem Jahr hat er gänzlich ausgeschlossen. Der neue Dot-Plot spricht auch für einen weiteren Zinsschritt, während die FED Funds Futures aktuell eine Pause einpreisen zum nächsten Zinsentscheid am 3. Mai. Im Protokoll der Sitzung des Offenmarktausschusses steht diametral gegensätzlich, dass "eine zusätzliche Straffung der Geldpolitik angemessen sein könnte."

Insgesamt waren der Zinsentscheid und die Pressekonferenz eher hawkish. Powell wies mehrmals darauf hin, dass es sich bei der Pleite der Silicon Valley Bank um ein isoliertes Ereignis handle und demonstrierte mit der Fortsetzung des bisherigen Kurses in der Geldpolitik, dass es keine unmittelbare Gefahr für das Kreditgeldsystem gibt.

Trotz der Fortsetzung des QT-Programms, wuchs die US-Notenbankbilanz in den letzten beiden Wochen um fast 400 Mrd. US-Dollar an. Hintergrund ist das neue "Bank Term Funding Program" (BTFP), mit dem gewährleistet werden soll, dass die Banken in der Lage sind, Forderungen aller Einleger zu befriedigen, ohne dabei in Liquiditätsschwierigkeiten zu kommen. Ein Bank Run auf die Silicon Valley Bank hatte diese in den Bankrott geführt, nachdem Investitionen in Anleihen frühzeitig mit Verlust verkauft werden mussten.

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Die Notenbankbilanz wuchs in den letzten beiden Monaten um fast 400 Mrd. US-Dollar an


Damit nicht weitere, eigentlich gut kapitalisierte Banken Opfer von Bank Runs werden, können Banken nun hochwertige Wertpapiere bei der Zentralbank gegen Liquidität parken, ohne diese mit Verlust verkaufen zu müssen. Sie erhalten dabei den Nominalwert der Anleihen zum Zeitpunkt der Fälligkeit, anstatt den aktuellen Kurswert. Um ein neues QE-Programm handelt es sich dabei nicht.

Die Laufzeit des Programms beträgt ein Jahr und aufgrund des Zinses in Höhe des einjährigen Overnight-Index-Swap-Satzes (Aktuell 4,75%) zuzüglich 10 Basispunkten zum Zeitpunkt der Gewährung des Vorschusses, werden nur Banken in Not diese Option wählen. Nach den Vorstellungen der FED sollte der Umfang des BTFP daher relativ gering bleiben und die kurzzeitige Aufblähung in der Bilanz in einem Jahr wieder verschwinden.

Als QE könnte man lediglich die Differenz zwischen dem Kurswert und den Nominalwert bezeichnen, sofern eine Bank, die den Vorschuss erhielt, dennoch Bankrott gehen würde. Insgesamt dürfte die Bilanz der FED aufgrund des Quantitative Tightening in den nächsten Monaten wieder schrumpfen, sofern keine neuen exogenen Faktoren aus dem Nichts erscheinen und die FED ihre Geldpolitik ändert.



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