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G-7 und Weltbank warnen – Stichwahl in der Türkei – D: Südländer erkennen Risiken

15.05.2023  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0861 (05:26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0846 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 135,97. In der Folge notiert EUR-JPY bei 147,68. EUR-CHF oszilliert bei 0,9746.


Märkte: G-7 und Weltbank warnen

Von dem G-7 Treffen in Japan erreichten uns Konjunkturwarnungen. Die G-7 Staaten erkennen zunehmende Risiken. Auch der Präsident der Weltbank warnt vor einer Flaute der Weltkonjunktur.

Kommentar: Die Protagonisten der G-7 gehen aber nicht so weit, zu erkennen, dass die eigene Politik (Teilung der Welt) dieser Veranstaltung dafür zu größten Teilen verantwortlich zeichnet, denn diese eigene Politik schneidet große Teile der Welt, allen voran Europa, von den profunden Wachstumskräften Asiens und des Globalen Südens ab.
  • Fakt ist, dass die Konjunkturrisiken maßgeblich den Westen betreffen.

  • Fakt ist, die Risiken betreffen weniger den Globalen Süden, noch weniger Fernost ex Taiwan.

  • Fakt ist, dass die historisch dominanten westlichen Strukturen tendenziell Bedeutungsverlusten ausgesetzt sind, weil sie in Teilen von uns selbst ignoriert werden (WTO-Regelwerk) oder missbraucht werden (Stimmrechte in Weltbank/IWF, asymmetrische Anwendung des Völkerrechts, Anwendung von US-Recht extraterritorial)

  • Fakt ist, dass die westlichen Strukturdaten im Vergleich zu Strukturdaten des Globalen Südens Schwäche ausweisen.

Als Konsequenz dieser Entwicklungen bleiben die Finanzmärkte nervös. Auf Wochensicht hat sich die Wahrnehmungslage leicht in Richtung Risikoaversion verschoben.

Im Wochenvergleich sank der DAX um 47,2 Punkte. Der S&P verlor 15,4 Zähler. Der CSI wies einen Wochenverlust in Höhe von 108 Punkten aus. Der MSCI World verzeichnete einen Rückgang um 12,6 Zähler.

Der USD gewann an Boden und legte von 1.1037 auf 1.0861 zu. Gold verlor auf Wochensicht circa sieben USD auf derzeit 2014 USD. Bei Silber ergab sich dagegen ein massiver Einbruch um circa 1,70 USD oder gut 6,5% auf circa 24 USD

Am Kapitalmarkt kam es im Wochenvergleich zu wenig Veränderungen. Die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe stellt sich aktuell auf 2,28% (Vorwoche 2,29%) nach 2,22% am Freitag. 10 jährige US-Staatsanleihen werfen aktuell 3,47% ab (Vorwoche 3,43%) nach 3,37% am Freitag.


Wahl in Türkei: Stichwahl erforderlich

Bei den Präsidentschaftswahlen konnte der amtierende Präsident Erdogan nach Auszählung fast aller Stimmen (Stand 05:26) keine absolute Mehrheit erringen. Demnach kam Erdogan auf 49,5% und sein Herausforderer Kilicdaroglu auf 44,8% (Ogan 5,3%). Ergo wird die erste Stichwahl in der Geschichte der Türkei erforderlich sein.

Kommentar: Im Hinblick auf die Erwartungshaltung innerhalb und außerhalb der Türkei ist der relative Erfolg Erdogans bemerkenswert. Die Rolle des dritten Bewerbers wurde im Vorwege unterschätzt.

Für die Stichwahl wird es mitentscheidend sein, ob es seitens des Drittbewerbers zu einer Wahlempfehlung kommt.

Für die internationale Politik wäre eine innenpolitische Veränderung der Lage in der Türkei von hoher Bedeutung. Ein Politikwechsel weg von Erdogan wäre im Interesse der westlichen Politikinteressen, ohne dass die Konsequenzen eines solchen Wechsels derzeit qualitativ oder quantitativ voraussehbar sind.



Landesfürsten des Südens erkennen Risiken

Hintergrund: Die südlichen Bundesländer verweigerten sich in den letzten mehr als 10 Jahren dem erforderlichen Energienetzausbau als elementarster Strukturpolitik (Aristoteles).

Kommentar: Wir leben in einem energetischen Zeitalter. Aller Wohlstand, alle Stabilität hängen daran. Das Versagen in der Entwicklung dieser Infrastruktur ist markant. Die jetzt möglichen Folgen dieses verantwortungslosen Handelns wollen Südländer jedoch nicht tragen.

Zum Thema: Die süd- und südwestdeutschen Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland und Nordrhein-Westfalen warnen davor, in der Energiewende abgehängt zu werden. Die Länderchefs argumentieren, dass eine Schwächung der wirtschaftlich starken Länder des Südens und des Westens nicht im Interesse der Bundesregierung und auch nicht der norddeutschen Länder sein könne.

Sie sehen Gefahren, beim Aufbau der künftigen Wasserstoff-Versorgung oder durch einen billigeren Strompreis im Norden abgehängt zu werden. Die Trennung der Preiszonen hätte schwerwiegende negative Auswirkungen zur Folge, da die Nordländer fordern, vom dort produzierten billigeren Ökostrom, beispielsweise durch Windkraft, stärker profitieren zu können. Derzeit müssen im Norden teilweise sogar höhere Strompreise als im Süden gezahlt werden, was die norddeutschen Bundesländer verärgert.

Ein entscheidender Grund für die Probleme sei der mangelnde Ausbau von Hochleistungs-Stromtrassen in den Bundesländern im Süden und Westen, wo sich auch ein größerer Anteil der deutschen Industrieanlagen befindet.

Kommentar: Hier ergibt sich ein Dilemma. Der Norden hat geliefert und wurde bisher nicht „belohnt“, in Teilen sogar abgestraft, weil der „Süden“ seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Nun wollen die „Hausaufgabenverweigerer“ aber nicht die Folgen ihres Handelns akzeptieren. Ja, es geht auch um übergeordnete Ziele des Standorts Deutschland, sie sind sogar dominant. Der Norden darf aber nicht weiter benachteiligt werden!

Die Länder unterstützen einen zeitlich befristeten subventionierten Industriestrompreis und warnen den Wirtschaftsminister gleichzeitig vor einer zu starken Zentralisierung der Entscheidungen. So solle der bestehende Einfluss der Länder auf die Regulierung der Netze erhalten bleiben.

Kommentar: Da gibt es in der Tat aus guten Gründen wenig Dissens.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: CPI-Daten aus Frankreich und Spanien erwartungsgemäß

Frankreich: Gemäß finaler Berechnung nahmen die Verbraucherpreise per April im Jahresvergleich um 5,9% zu (Prognose 5,9%).

Spanien: Laut finaler Berechnung legten die Verbraucherpreise per April im Jahresvergleich um 4,1% zu (Prognose 4,1%).


UK: Daten weitgehend besser als erwartet

Das BIP legte im 1. Quartal 2023 erwartungsgemäß im Quartalsvergleich um 0,1% und im Jahresvergleich um 0,2% zu. (Vorquartal 0,6%).

Die Industrieproduktion stieg per März im Monatsvergleich unerwartet stark um 0,7% (Prognose 0,0%) nach zuvor -0,1% (revidiert von -0,2%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 2,0% (Prognose -2,9%) nach -2,7% (revidiert von -3,1%).

Die Handelsbilanz wies per März einen Fehlbetrag in Höhe von 16,4 Mrd. GBP (Prognose -17,5 Mrd. GBP) nach zuvor -16,6 Mrd. GBP (revidiert von -17,5 Mrd. GBP) aus.


USA: Importpreise (J) bei -4,8%, Verbrauchervertrauen schwächer

Die Importpreise stiegen per Berichtsmonat April im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,3%) nach zuvor -0,8% (revidiert von -0,6%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -4,8% (Vormonat revidiert von -4,6% auf -4,8%).

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan sank laut vorläufigen Berechnungen per Mai von zuvor 63,5 auf 57,7 Punkte (Prognose 63,0) und markierte den tiefsten Indexstand seit November 2022.


Indien: Verbraucherpreise gehen deutlich zurück

Die Verbraucherpreise nahmen per April im Jahresvergleich um 4,70% (Prognose 4,80%) nach zuvor 5,66% zu. Es war der geringste Anstieg seit Oktober 2021 (4,48%).


Russland: Höherer Handelsbilanzüberschuss, CPI bei 2,3%

Die Handelsbilanz wies per März einen Überschuss in Höhe von 12,4 Mrd. USD nach zuvor 7,4 Mrd. USD aus. Die Verbraucherpreise legten per April im Jahresvergleich um 2,3% (Prognose 2,4%) nach zuvor 3,5% zu. Es war der geringste Anstieg seit Februar 2020.


Japan: Erzeugerpreise mit geringstem Anstieg seit 08/2021

Die Erzeugerpreise nahmen per April im Monatsvergleich um 0,2% nach zuvor 0,1% (revidiert von 0,0%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 5,8% nach zuvor 7,4% (revidiert von 7,2%). Es war der geringste Anstieg im Jahresvergleich seit August 2021 (5,8%).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0700 – 1.0730 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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