Kapitalmärkte: Blick auf die Woche – China enttäuscht den Markt – OPEC-Treffen
05.06.2023 | Christian Buntrock

Kapitalmärkte: Blick auf die Woche
Der positive Ausklang der letzten Handelswoche hellt aus technischer Sicht die aktuelle Lage weiter auf. Der DAX hat einen Aufwärtstrend seit Anfang Oktober 2022 ausgebildet und könnte weiteres Momentum aufbauen, um neue Höchstmarken auszubilden. Unterstützung kommt dabei aus den USA. Der S&P 500 ist mit dem deutlichen Sprung vom Freitag über die Marke bei 4.200 Punkten nach oben ausgebrochen und hat ein Kaufsignal Richtung 4.600 generiert. Ein typischer Weg wäre jetzt ein Test der 4.200 Punkte als Unterstützung, um dann weiter den Weg gen Norden aufzunehmen.
Dem konstruktiven charttechnischen Bild steht der Markt für US-Treasuries entgegen. Durch die Einigung im Schuldenstreit wird das US-Finanzministerium in den nächsten Tagen in hohem Volumen Anleihen ausgeben, die den Märkten Liquidität entziehen. Dies hat kurzfristig einen negativen Effekt auf die Performance der Aktien- und Rentenmärkte.
Am Goldmarkt scheint ein Szenario einzutreten, dass wir letzte Woche an dieser Stelle vorgestellt haben. Die Positionierung der professionellen Anleger ist weiter rückläufig, so dass zumindest von dieser Seite Druck auf die Kurse ausgeübt wird. Die Reaktion am Freitag war bereits deutlich. Weitere Abgaben im kurzfristigen Bereich haben aus unserer Sicht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit. Der Ölmarkt geht heute gestärkt in den Handel, nachdem Saudi Arabien am Sonntag Förderkürzungen beschlossen hat.
Für den heutigen Handelstag sind die Vorgaben aus dem asiatischen Handel positiv. Von 26 asiatischen Indizes stehen 22 zum Zeitpunkt des Verfassens (06:00) im Plus. Die rote Laterne hält aktuell trotz guter Zahlen aus dem Servicesektor China, wo es zu Abgaben kommt.
China: Caixin Services positiv – aber enttäuschte Hoffnung im Markt
Die heute Nacht veröffentlichten Daten aus China waren positiv. Der Caixin Services Index stieg von 56,4 Punkte auf 57,1. Erwartet worden war ein Rückgang auf 55,2 Punkte. Damit zeigt sich wie auch in den USA der Trend einer Verschiebung des Konsums: weg von materiellen Gütern, hin zu Dienstleistungen.

Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.
Negativ wurde von Markt aufgenommen, dass China nur bestimmte Wirtschaftssektoren mit maßgeschneiderten Subventionen gezielt unterstützen will. Hierzu gehören der Immobiliensektor und das verarbeitende Gewerbe. Die Marktakteure hatten auf umfassendere Konjunkturmaßnahmen wie Zinssenkungen gehofft und wurden an dieser Stelle enttäuscht. Statt dessen kündigte der Staatsrat am Freitag ein begrenztes Konjunkturpaket an, um den Verbrauch von Elektrofahrzeugen anzukurbeln. Zusätzlich seien ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung des Wohnungsmarktes und Steuererleichterungen für hochwertige Produktionsunternehmen auf dem Weg.
Kommentar: was kurzfristig für den Markt gut ist, muss nicht immer dem entsprechen, was für das Land gut ist. Aus Fondsmanagersicht sind Zinssenkungen (fast) immer positiv für die Aktienmärkte und damit für die Performance. Aus der volkswirtschaftlichen Brille heraus wirken Zinssenkungen aber wie ein Breitband-Antibiotika. Sie befeuern die Wirtschaft auch da, wo die Strukturen gesund und ausgelastet sind und haben dann eine negative Wirkung. Es kann zu einer Überhitzung mancher Wirtschaftssektoren kommen, wie hier des Servicesektors.
Zielgerichtete Maßnahmen können die bessere Alternative sein. Ob die Regierung mit Strukturmaßnahmen oder konjunkturellen Maßnahmen in den Wohnungsmarkt eingreift, ist aktuell noch offen. Wir rechnen an dieser Stelle damit, dass das Problem mit Subventionen nach hinten geschoben wird.
Öl Märkte: Saudi Arabien trägt die Kosten einer Einigung der OPEC+
Am Wochenende kam es zu einer Überraschung beim Treffen der OPEC+ in Wien. Saudi Arabien kündigte eine Kürzung der Förderung um 1 Million Barrel an. Zusätzlich wurde beschlossen, die bestehenden Kürzungen der OPEC+ bis ins Jahr 2024 aufrecht zu erhalten.
Saudi Arabien lässt damit Taten auf die zuvor angekündigten Worte folgen, dass Shortseller zu dem Treffen aufpassen sollten. Während Analysten weiterhin mit unveränderten Fördermengen gerechnet hatten, kürzten Spekulanten auf die Warnung des saudischen Energieministers hin ihre Shortpositionierung.
Durch zusätzliche Kürzungen wird die saudische Produktion im Juli auf etwa 9 Millionen Barrel pro Tag sinken. Dies ist der niedrigste Stand seit Juni 2021, als die Produktion durch die Folgen der Covid-19-Pandemie gedrosselt war. Als Gewinner der Gespräche vom Wochenende wurden in der Presse die Vereinigten Arabischen Emirate gesehen. Diese konnten auf Kosten einiger afrikanischer Mitglieder eine Aufstockung ihres Förderlimits für das nächste Jahr erhalten. Letztere gaben so einen Teil ihrer ungenutzten Quoten auf.

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© Christian Buntrock
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