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Deutsche Bundesbank: Goldneubewertungskonto unterstreicht Solidität der Bilanz

11.08.2023  |  Jan Nieuwenhuijs
Auf einer Pressekonferenz Anfang 2023 machte Joachim Wuermeling, Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank, deutlich, dass die Solidität der Bilanz der Zentralbank angesichts allgemeiner Verluste durch das Goldneubewertungskonto der Bank gewährleistet ist. Wuermelings Aussage impliziert, dass die Bank bereit ist, ihr Goldneubewertungskonto zur Deckung von Verlusten einzusetzen. Der Präsident der niederländischen Zentralbank hat sich im November 2022 ähnlich geäußert. Diese Aussagen unterstreichen die Rolle des Goldes als Mittel zur Bewältigung der finanziellen Herausforderungen, die durch grenzenloses Gelddrucken entstehen.


Einleitung

Wie viele andere Zentralbanken macht auch die Deutsche Bundesbank (kurz "BuBa") derzeit Verluste. Viele Jahre unkonventioneller Geldpolitik haben die BuBa veranlasst, in großem Umfang deutsche Staatsanleihen zu kaufen, die auf der Aktivseite ihrer Bilanz stehen, während auf der Passivseite frisch geschaffene Bankreserven stehen.

Jetzt, da die Zinssätze steigen, übersteigen die von der BuBa gezahlten Zinsen auf ihre Bankreserven die Zinserträge aus ihrem Anleiheportfolio, was zu einem Verlust führt, der die Kapitalpuffer der Bank auffrisst. Ein Goldneubewertungskonto (GRA) ist ein Buchungsposten auf der Passivseite einer Bilanz, der Teil des Nettoeigenkapitals* ist und nicht realisierte Gewinne aus Goldbeständen ausweist. Vereinfacht ausgedrückt: Wenn der Goldpreis steigt, erhöht sich das GRA, und wenn der Preis fällt, sinkt es.

GRA = Aktueller Goldwert - Historische Goldankaufskosten

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Da Gold die einzige internationale Währung ist, die nicht gedruckt werden kann, steigt der in Fiatwährungen ausgedrückte Goldpreis auf lange Sicht erheblich an, was zu hohen nicht realisierten Gewinnen führt, wenn das Metall über einen längeren Zeitraum gehalten wird. Theoretisch können GRAs von den Zentralbanken genutzt werden, um allgemeine Verluste aufzufangen. Die Rechnungslegungsvorschriften sehen jedoch vor, dass nur Kapitalpuffer für diesen Zweck verwendet werden können, nicht aber GRAs.

Dies liegt vor allem daran, dass GRAs nicht realisierte Gewinne sind, während Kapital aus realisierten Gewinnen besteht. Angenommen, eine Zentralbank arbeitet mit Verlusten und verwendet ihr GRA vollständig, um diese Verluste auszugleichen. Im darauffolgenden Jahr sinkt der Goldpreis. Da das GRA geleert ist, wird der Wertverlust der Goldbestände als Verlust verbucht und kann die Kapitalpuffer der Bank aufzehren. Daher sehen die Rechnungslegungsvorschriften vor, dass die GRAs dazu dienen, Rückgänge des Goldpreises aufzufangen (Seite 26).

Stellen Sie sich GRAs als Teil des Nettoeigenkapitals vor, das jedoch nicht als Kapital fungieren darf. In der Welt der Rechnungslegung ist jedoch nichts in Stein gemeißelt. Regeln können geändert oder umgangen werden, wie es die Zentralbank von Curaçao und St. Martin für die Verwendung ihrer GRAs im Jahr 2021 getan hat.

Man könnte argumentieren, dass die Verwendung von GRAs zum Auffangen von Verlusten nur dann unvorsichtig ist, wenn die Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Goldpreis unter den historischen Kaufpreis fallen kann. Viele europäische Zentralbanken, wie z. B. die Bundesbank, kauften ihr Gold während des Bretton-Woods-Abkommens für 35 Dollar je Feinunze, und ihre GRAs sind enorm. Sofern der Goldpreis nie wieder 35 Dollar je Unze erreichen wird, wäre es für die BuBa keine Sünde, ihre GRAs zu nutzen. Um Ihnen eine Vorstellung von den Goldfinanzen der Bundesbank zu geben:

GRA 176 Mrd. Euro = Aktueller Goldwert 184 Mrd. Euro - Historische Goldankaufskosten 8 Mrd. Euro

Es lässt sich berechnen, wie viel von einem GRA abgeschöpft werden kann, indem eine plausible Untergrenze für den Goldpreis auf dem freien Markt geschätzt wird. Wenn die Bundesbank davon ausgeht, dass der Goldpreis nicht unter z. B. 400 Euro je Unze fallen wird, kann sie 20% ihres GRA (35 Mrd. EUR) abrufen. Bei einer Untergrenze von 700 Euro je Unze kann sie 40% ihres GRA (70 Mrd. Euro) nutzen usw. Vor diesem Hintergrund und angesichts der sich abzeichnenden weiteren Finanzkrise zieht die deutsche Zentralbank nun öffentlich in Erwägung, ihre Währungsreserven zum Ausgleich von Verlusten zu nutzen.


BuBas Pressekonferenz zum Goldneubewertungskonto

Ein Artikel der Financial Times (FT), der im Juni 2023 veröffentlicht wurde, erörtert die zukünftigen Folgen, wenn die Bundesbank weiterhin Verluste macht. Der deutsche Bundesrechnungshof urteilt (auf der Grundlage von EU-Richtlinien), dass die deutsche Regierung ihre Zentralbank rekapitalisieren muss, wenn die Verluste der BuBa ihre Kapitalpuffer aufbrauchen - eine Situation, die die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik des Eurosystems beeinträchtigen könnte. Das Finanzministerium hält es jedoch für sehr unwahrscheinlich, dass die Verluste der Bundesbank den Bundeshaushalt belasten würden.

Der Artikel veranlasste mich zu recherchieren, ob die FT nicht auf subtile Weise den Elefanten im Raum verschweigt: das Goldneubewertungskonto der Bundesbank im Wert von 176 Milliarden Euro, das theoretisch den deutschen Steuerzahler aus der Gleichung heraushalten kann. Schließlich fand ich eine Aufzeichnung der Pressekonferenz der BuBa zur Vorstellung ihres Jahresberichts 2022, die im März 2023 stattfand.

Präsident Joachim Nagel erklärt in der Einleitung, dass die Bank Verluste macht und dass "die Belastungen in den Folgejahren wahrscheinlich die [Kapital-]Puffer übersteigen werden." Allerdings fügt er hinzu: "Die Bilanz der Bundesbank ist solide." Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling lässt keinen Zweifel daran, was über die Solidität der Bundesbankbilanz wacht: das Goldneubewertungskonto. Aus berufenem Munde (25:40):

"Joachim Wuermeling (Mitglied des Vorstandes): Was auch interessant ist, ist die Neubewertungsbilanz. ... Der wichtigste Posten der Neubewertung ist natürlich die Reserve für die 3.355 Tonnen Gold. In der Tat liegt der Wert etwa 180 Milliarden Euro über den Kosten für den Ankauf des Goldes, so dass dies für uns eine Reserve ist, und sie ist Teil der beträchtlichen Eigenmittel der Bundesbank, was die vom Präsidenten erwähnte Solidität unterstreicht. Sie steht also auf festem Boden, die Bilanz der Deutschen Bundesbank, und das macht es uns sicherlich leichter, Verluste über einen gewissen Zeitraum hinweg zu tragen."


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