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Der Palladium Preisabsturz

29.12.2023  |  David Morgan
Der Palladiumpreis ist seit seinem Allzeithoch von 3.420 $ im März 2022 um rund 70% eingebrochen und fiel am 13. November 2022 auf einen Tiefstand von 963 $. Dies markiert den niedrigsten Preis für das Edelmetall seit August 2018, ist aber nicht unbedingt der Tiefpunkt, zumal die Palladium-Bärenmärkte ab 2001 und 2008 Rückgänge von 87% bzw. 72% verzeichneten.

Trotzdem hat der Palladiumpreis in den letzten zwei Wochen ein teilweises Comeback hingelegt und ist von seinem Tiefstand vom 13. November um über 11% auf 1.076 $ am 26. November gestiegen. Im folgenden Artikel soll daher untersucht werden, warum der Palladiumpreis so stark gefallen ist, bevor abschließend beurteilt wird, ob das Metall bei den aktuellen Preisen unterbewertet ist.

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Der Anteil Rußlands am weltweiten Palladiumangebot ist mit 42% der größte der Welt und damit fast viermal so hoch wie der Anteil der USA und Kanadas zusammen. Darüber hinaus hat das russische Bergbauunternehmen MMC Norilsk Nickel PJSC den größten Unternehmensanteil (43%) an der weltweiten Palladiumproduktion, wobei seine Hauptabnehmer die Automobilbranche im Vereinigten Königreich, in Japan, Deutschland und den USA sind.

Das letztgenannte Land importierte allein im letzten Jahr russisches Palladium im Wert von 1,4 Milliarden $. Daher sollte es die TMR-Leser nicht schockieren, daß der Auslöser für den Preissturz bei Palladium geopolitischer Natur war. Mit anderen Worten: Als Rußland Anfang 2022 in die Ukraine einmarschierte, fielen die Palladiumpreise im Einklang mit der Erwartung, daß der Westen seinen Handel von Rußland "abkoppeln" würde - ein Phänomen, von dem auch Palladium mitgerissen wurde.

Anfänglich war Palladium davon nicht direkt betroffen, da die erste Runde westlicher Sanktionen eher gegen russische Banken gerichtet war, nämlich durch das Einfrieren von Vermögenswerten und den Ausschluß von SWIFT. Die fortgesetzte Verschärfung des Ukraine-Krieges reichte jedoch aus, um die Befürchtung zu wecken, daß Palladium - irgendwann - von Sanktionen betroffen sein würde, was den Preis in den freien Fall trieb.

Später traten diese Sanktionen dann auch ein. Am 9. Mai 2022 kündigte das Vereinigte Königreich Einfuhrzölle auf russisches Palladium an, so daß neu geprägte russische Palladiumbarren seither nicht mehr auf dem Londoner Goldmarkt gehandelt werden. Am 8. November dieses Jahres verhängte das Vereinigte Königreich Sanktionen gegen die wichtigste Palladiumraffinerie von Norilsk Nickel, Krastsvetmet JSC - ein in Rußland ansässiges Unternehmen, das im Jahr 2022 98 Tonnen Platin und Palladium raffinierte.

Wenn westliche Unternehmen als Reaktion auf die Sanktionen versuchen, die in der Raffinerie Krastsvetmet JSC verarbeiteten Produkte zu meiden, könnte Norilsk laut Bloomberg "Schwierigkeiten haben, eine schmackhaftere Alternative zu finden". Eine robuste Nachfrage vorausgesetzt, würde dieser Abbau von Raffineriekapazitäten zu erheblichen Engpässen in der Lieferkette führen und damit den Palladiumpreis in die Höhe treiben.

Trotzdem ist der Palladiumpreis nicht gestiegen, sondern gefallen. Während die durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Sanktionen die Palladium-Lieferkette beeinträchtigt haben, liegt der Grund für den anhaltenden Abwärtstrend darin, daß weniger Menschen Palladium nachfragen, was auch als Nachfrageausfall bezeichnet wird. Genau das ist übrigens der Fall, denn der wichtigste Nachfragetreiber für Palladium - Katalysatoren - ist aus zwei Gründen weggefallen.

Der erste Grund für den Nachfragerückgang ist die allgemeine Abkehr von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren und die Hinwendung zu Elektrofahrzeugen. Da 82% der Gesamtnachfrage nach Palladium vom Automobilsektor abhängt, ist der Palladiumpreis gesunken, als der Markt weiterhin Nachrichten über den wachsenden weltweiten Absatz von Elektrofahrzeugen erhielt, der sich innerhalb von zwei Jahren mehr als verdreifacht hat und im September 2023 einen neuen Rekord von 1,3 Millionen Fahrzeugen erreicht hat.


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