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Gier nach Gold

12.01.2008  |  Frank Meyer
Während der Aktienmarkt abrutscht, und der Dollar weiter zur Hölle fährt, glänzt Gold so hell wie noch nie. Die meisten Erklärungsversuche zeigen, wie wenig man über das gelbe Metall weiß. Man liest davon, dass Gold keine Dividende abwirft, man es nicht essen kann und noch viel größeren Mumpitz. Was hat eigentlich Jim O´Neill, den Chefökonom Goldman Sachs Ende November geritten, als er den Investoren riet, ihr Gold zu verkaufen? Seitdem ist die Feinunze um 200 USD gestiegen.

Die alten Argumente funktionieren heute weniger denn je, denn das Finanzsystem hat Krämpfe, ausgelöst durch eine Überdosis an billigem Geld. Zuviel Kredit trieb die Kühe auf´s Eis, um wild zu tanzen. Sie beschwipsten sich mit Greenspanscher Zinsbowle, bis die ersten da landeten, wo jeder landet, der schlauer sein will als die Götter - auf dem Hosenboden. Dabei waren es bislang verhältnismäßig kleine Knochenbrüche, die vermeldet wurden. Tierärzte fliegen nun Sondereinsätze mit ihren Helikoptern, um dem Rest der Herde weitere Bowle nachzukippen. Die Angetrunken schreien nach noch mehr Gläsern.

Bekommen sie die nicht, büchsen sie aus oder fallen einfach um. In Anbetracht der Billionen Dollar, die weltweit schon im Feuer sind, scheint der bislang aufgestiegene Rauch nur das Vorglimmen eines größeren Fegefeuers zu sein. Die Immobilien - und Bankenkrise bekommt gerade weitere Kinder. Jetzt sind auch die Kreditkartenunternehmen dran, bald die Autofinanzierer und alle, deren Geschäftsgrundlage der Kredit ist.

Die Realwirtschaft wird folgen, nicht nur die amerikanische. Auch britische und spanische Märkte sind so aufgedunsen, dass diese Blase demnächst auch ihre Nadel findet. Entgegen der Expertenmeinung schränken Banken bereits jetzt ihre Kreditvergabe ein. Fragen Sie mal Mittelständler oder die Nachbarn. Die Zeit des sorglosen Kredits ist vorbei. Jetzt geht es ans Rückzahlen, wenn überhaupt möglich.

Wundert es da jemanden, dass Gold als Krisenmetall und universeller Wertspeicher seinen Glanz entfaltet und in Form von Barren und Münzen gehortet wird? Fragen Sie die deutschen Edelmetallhändler. Denen wird gerade wieder die Bude eingerannt. Auch Silber ist auf ein weiteres 28-Jahreshoch gestiegen, aber noch meilenweit vom seinem Allzeithoch entfernt und 55 mal billiger als sein große Bruder. Seit Monaten gibt es hier Lieferschwierigkeiten bei Münzen, weil zufälligerweise gleichzeitig in Australien, Kanada und den USA die Münzpressen defekt sind.

Wie auf jedem Markt bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Von der Angebotsseite kommt auch in diesem Jahr nicht viel zusätzliches Gold auf den Markt. Südafrikas Minen sind nahezu erschöpft, die Produktionskosten jagen weltweit durch die Decke. Wieviel Gold die Notenbanken überhaupt noch besitzen ist unklar. In ihren Bilanzen wird Gold und Goldforderung in einem Posten ausgewiesen. Wieviel sie verliehen haben ist daher unklar, und auch die Frage, ob ihre Forderungen jemals einbringbar sind, oder diese an den Hälsen der Frauen in Indien funkeln.

Der eigentliche Preistreiber ist aber die negative Realverzinsung. Das bedeutet, dass die Rendite von der Inflation aufgefressen wird. In diesem Moment schlägt die Stunde des Goldes. Und da die Leitzinsen wohl weiter fallen (müssen) und dadurch die Inflation Flügel bekommt, beginnt die Flucht in Sicherheit.

Nein. Gold kann man wirklich nicht essen. Aber vielleicht kann man sich damit bald einen ganzen Bauernhof kaufen.


© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv, www.frank-meyer.tv



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