Gold greift nach einem neuen Allzeithoch
16.07.2024 | Markus Blaschzok

So stieg der HUI-Goldminenindex in den letzten beiden Wochen von 260 Punkte auf über 300 Punkte auf ein 2-Jahreshoch an. Der Silberpreis konnte dem Goldpreis hingegen nicht folgen und handelt oberhalb der Unterstützung bei 30 $ je Feinunze. Für Silber bleibt die Investmentnachfrage entscheidend, die wiederum vom Goldpreis abhängig ist. Bleibt die Handelsspanne bei Gold intakt, dann wird der Silberpreis korrigieren, doch wenn der Goldpreis das Allzeithoch rausnimmt und weiter ansteigt, dürfte neue Investmentnachfrage den Silberpreis bis auf 36 $ katapultieren.

Der Goldpreis notiert wieder an seinem Allzeithoch.
Der größte Sprung ereignete sich am Donnerstag, nach der Bekanntgabe der neuen Inflationsdaten aus den USA, die weniger heiß ausfielen, als erwartet. Im Juni gab es den stärksten Rückgang der US-Verbraucherpreise seit den COVID-Lockdowns. Der Konsumentenpreisindex stieg um nur 0,1% im Monatsvergleich, was den jährlichen Anstieg auf 3,0% senkte. Die Markterwartung lag bei einem Anstieg von 0,2% zum Vormonat und einer Jahresrate von 3,1%. Dies führt zu ersten Spekulationen über mögliche Zinssenkungen im Juli, obwohl die Wahrscheinlichkeit mit aktuell 9% sehr gering ist.
Der Kern-CPI, der Lebensmittel und Energie ausschließt, stieg nur um 0,1% zum Vormonat an und um 3,27% im Jahresvergleich, der niedrigste Anstieg seit April 2021. Nach Veröffentlichung der Verbraucherpreiszahlen sprang der Goldpreis um 30 $ nach oben auf 2.413 $ je Feinunze und der Silberpreis kurzzeitig auf 31,75 $.

Die Inflation kühlt sich ab, weshalb der Markt auf Zinssenkungen spekuliert
Mit den gestiegenen Chancen eines Siegs Trumps bei den Präsidentschaftswahlen im November eröffnete der US-Dollar zu Wochenbeginn mit einem kleinen Plus, bevor er wieder nachgab, als sich die Augen des Marktes auf eine Rede von US-Notenbankchef Powell richteten. Der USD-Index handelte vor zwei Wochen noch bei 105,7 Punkten und ließ seither stark Federn und erreichte gestern Tiefststände von 104 Punkten.
In seiner letzten Rede am Montag vor dem Beginn der üblichen Ruhephase am Samstag vor der Juli-Zinsentscheid des Offenmarktausschusses der Fed bekräftigte Powell, dass sich die Inflation und die Wirtschaftstätigkeit im Großen und Ganzen im Einklang mit den Erwartungen der Zentralbank verlangsamt hätten. Er räumte ein, dass die letzten drei Inflationswerte das Vertrauen der Fed stärken würden, dass die Inflation zu ihrem Zielwert bei 2% zurückkehren wird.
Er deutete jedoch auch an, dass weitere Daten benötigt werden, um dieses Vertrauen zu stärken, was darauf hindeutet, dass die Fed noch ein wenig mehr Fortschritt sehen möchte, bevor eine erste Zinssenkung erfolgt. Powell merkte an, dass die Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung getroffen werden und er keine Signale, wann man erstmals die Zinsen senken wolle, aussenden wird. Angesichts der sinkenden Inflation werde man beide Mandate im Auge behalten und wiederholte, dass die Fed im Falle einer unerwarteten Schwächung des Arbeitsmarktes reagieren werde.
Schwächelnde US-Arbeitsmärkte und ein breiterer Disinflationstrend mit besonders schwachen Daten zum Verbraucherpreisindex im Juni sprechen für einen dovishen Schwenk hin zu einer Lockerung der Geldpolitik der Fed-Sitzung im Juli. Die Kern-Produzentenpreise kamen am Freitag mit 3% anstatt 2,5% jedoch deutlich heißer rein, als es der Markt erwartet hatte.
Die Fed Funds Futures preisen eine Zinssenkung im Juli mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 9% ein, wogegen man für den September mit 100% Wahrscheinlichkeit eine erste Zinssenkung der US-Notenbank erwartet. Eine Zinssenkung im September ist damit bereits vollständig eingepreist, was den Preis für Gold und Silber zuletzt stützte. Der Markt erwartet nun bis Jahresende sogar wieder drei Zinsschritte.
Das Währungspaar EUR/USD handelt aktuell um die Marke von 1,09 $, wobei die Märkte den Zinsentscheidung der EZB am Donnerstag fokussieren, wobei allgemein erwartet wird, dass die Zinssätze unverändert bleiben. Außerdem werden am Mittwoch die endgültigen Zahlen zum Verbraucherpreisindex für Juni in der Eurozone veröffentlicht werden, was Einfluss auf den Euro haben wird.
Mögliche Zinssenkungen der Fed und politische Entwicklungen könnten zu einer erneuten Inflationswelle führen, ähnlich der Stagflation in den 70er Jahren, was extrem bullisch für den Goldpreis ist in den nächsten Jahren. Deshalb könnte der Goldpreis im letzten Quartal seine positive Dynamik in Anbetracht der aktuellen geopolitischen und makroökonomischen Lage beibehalten, während die Nachfrage der Zentralbanken womöglich stark bleiben wird.
Die Anleger warten nun auf die Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen, die am Dienstag um 14:30 Uhr GMT veröffentlicht werden, sowie auf die Kommentare der Fed-Gouverneure Christopher Waller und Adriana Kugler im Laufe dieser Woche, um weitere Hinweise auf Zinssenkungen zu erhalten.