Was Gold- und Silberanleger über die "Trump-Revolution" wissen sollten
08.12.2024 | Prof. Dr. Thorsten Polleit

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Und es sind übrigens auch nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika, die durch eigene Politik den Fiat-US-Dollar in schwieriges Fahrwasser bringen könnten. Zu bedenken ist, dass der US-Dollar nach wie vor die Weltreservewährung ist. Auf ihm baut das Weltfinanzsystem und im Grunde auch viele nationale Fiatwährungen auf. Daher können Unfälle in anderen Fiatwährungen Krisen auslösen, durch die die US-Zentralbank de facto gezwungen wird, die US-Dollar-Geldmenge auszuweiten, um den Systemzusammenbruch abzuwehren. So ist es durchaus denkbar, dass die nächste Systemkrise durch beispielsweise den japanischen Yen, den Euro oder das britische Pfund ausgelöst wird - weil Investoren das Vertrauen in diese "Peripherie"-Fiatwährungen verlieren, die Bankensysteme in diesen Währungsräumen in arge Bedrängnis geraten, das weltweite Banksystem in eine Vertrauenskrise gerät.
Die guten Gründe, Gold als Teil der liquiden Mittel im Portfolio zu halten, verschwinden also auch in einer neuen Präsidentschaft von Donald J. Trump nicht. Einige von ihnen werden vielleicht weniger bedeutsam sein ("Versicherung gegen Krieg"), andere hingegen bleiben bestehen ("Schutz vor Inflation").

Und auch wenn derzeit viel von "Ent-Dollarisierung" gesprochen wird: Es sei hier in Erinnerung gerufen, dass der US-Dollar-Außenwert seit 2012 gegenüber allen anderen Währungen mehr oder weniger stetig aufgewertet hat, begleitet von einem steigenden Goldpreis in US-Dollar (siehe Graphik). Die wirtschaftspolitische Neu- beziehungsweise Umorientierung Amerikas unter Trump wird das weltweite Vertrauen in den Fiat-US-Dollar vermutlich (weiter) stärken.
Und nicht zuletzt sollte nicht übersehen werden: Die Inflationierung der Fiatwährungen wird weitergehen (müssen), sie wird sich möglicherweise auch beschleunigen, vor allem um die reale Staatsschuldenlast zu verringern. Das betrifft nicht nur den US-Dollar, sondern auch alle anderen Fiatwährungen, einige von ihnen sehr wahrscheinlich sogar in verstärktem Maße: Gerät der US-Dollar in schwierige(re)s, noch inflationär(er)es Fahrwasser, werden wohl die anderen Fiatwährungen, die auf den US-Dollar sprichwörtlich gebaut haben, in noch größere Not geraten.
Und das ist der Punkt, an dem das Gold für den Investor ins Spiel kommt - und wohl auch im Spiel bleiben wird: Gold ist das ultimative Zahlungsmittel der Menschheit, und in der heutigen Zeit, einem weltweiten Fiatwährungsregime, dient das Gold als Versicherung ("Back up") gegen den absehbaren und unabwendbaren Niedergang der offiziellen Fiatwährungen. Als Halter von Gold kann man zwar nicht erwarten, dass der Preis des gelben Metalls stetig mit hohen Raten in die Höhe klettert; und die Trump-Revolution kann den Goldpreisanstieg zunächst auch abbremsen.
Aber was man weiterhin erwarten kann, ist, dass man mit dem Halten von Gold auch künftig keinen Schiffbruch erleidet, dass das Gold wirksam gegen den Kaufkraftverfall der Fiatwährungen und auch gegen mögliche Zahlungsausfälle von Staaten und Banken Schutz bietet. Man spricht der kommenden Trump-Administration keineswegs die Fähigkeit ab, vieles zum Besseren zu wenden, wenn man weiterhin als Anleger auf Gold setzt.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
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