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Bundestagswahl: Eine Bestandsausnahme

24.02.2025  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,0513 (05:45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0449 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 149,25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,92. EUR-CHF oszilliert bei 0,9420.


Märkte: Zunächst weiter verunsichert – US-Daten enttäuschen

An den Finanzmärkten wirkten drei verunsichernde Katalysatoren. Aus China verlautete, dass es einen neuen Corona-Virus entdeckt habe, der das Potential für eine Pandemie habe. Die deutsche Bundestagswahl (siehe unten) wurde im Vorwege als Risiko wahrgenommen, im Nachgang bleiben nicht unerhebliche Restrisiken. Der dritte Katalysator wurde durch unerwartet schwache US-Daten geliefert. Waren zuvor US-Daten zumeist Ausdruck einer Aufbruchstimmung, scheint sich derzeit zunehmend eine Ernüchterung einzustellen. Das hat einen maßgeblichen Hintergrund.

Die Zollpolitik der USA, die jetzt zeitnah umgesetzt werden soll, wirkt sowohl auf die Unternehmen als auch auf die Verbraucher verunsichernd. Es gibt zunächst keine Planungssicherheit. Das ist "Gift" für die Ökonomie. Bezüglich der US-Verbraucher war das am Freitag messbar an dem Indexdes Uni Michigan Verbrauchervertrauens. Der Index sank laut finaler Berechnung unerwartet von vorläufig 67,8 auf 64,7 Punkte per Februar 2025. der Vormonatswert lag noch bei 71,1 Zählern. Es war der schwächste Indexwert seit November 2023.

Auch der S&P Composite PMI gab markant von zuvor 52,7 auf 50,4 Punkte dank eines schwachen Dienstleistungssektors nach. Die Daten dürfen als Mahnung an Trump ob der Zollpolitik interpretiert werden.

Aktienmärkte: Late Dax -0,66%, EuroStoxx 50 -0,39%, S&P 500 -0,72%, Dow Jones -0,92%, US Tech 100 -0,83%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:52 Uhr: Nikkei (Japan) Feiertag, CSI 300 (China) -0,11%, Hangseng (Hongkong) -0,55%, Sensex (Indien) -1,05% und Kospi (Südkorea) -0,65%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,46% (Vortag 2,53%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,44% (Vortag 4,48%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (+0,0011) legte gegenüber dem USD im Tagesvergleich zart zu und testete das zweite Mal das Widerstandsfeld bei 1.0500 – 30 (Hoch bisher 1,0528). Gold (+12,50 USD) gewann gegenüber dem USD leicht an Boden, während Silber (-0,10 USD) leicht verlor. Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 95.300 (05:57 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 2.910 USD.


Deutschland: Bundestagswahl – eine Bestandsausnahme

Die CDU/CSU hat die Bundestagwahl mit 28,6% gewonnen. Es ist aber das zweitschlechtestes Ergebnis der Historie. Die AFD belegte den zweiten Platz mit 20,8%. Damit markierte die AFD einen neuen Höchstwert. Die SPD brach auf 16,4% ein. Das war ein historisches Tief. DieGrünen kamen auf 11,6% und verloren gegenüber der letzten Bundestagswahl 3,1% . Die Linke legte auf 8,8% zu. Die FDP verpasste mit 4,3% ebenso wie das BSW mit 4,97% den Einzug in den Bundestag. Die Wahlbeteiligung lag bei 82,5%. Es ist der höchste Wert seit 1990.

Kommentar: Im Hinblick auf die Wahlprognosen ergaben sich nur geringfügige Verschiebungen. Die CDU/CSU lieferte etwas schwächer ab. Die AFD generierte ein Ergebnis, das auf Höhe der Prognosen lag (breit aufgestellt in allen Alterssegmenten der Wähler), gleiches gilt für die SPD. Auch der Nichteinzug von FDP und BSW konnte nicht erstaunen. Die Stärke der Linken hob sich dagegen von den Prognosen ab. Sie profitierte von einer Wählerwanderung der jüngeren Generation.

Im Hinblick auf die Frage der Regierbarkeit Deutschlands ist das aktuelle Ergebnis das beste Ergebnis, das erwartet werden durfte. Sofern die „Brandmauer“ aufrecht erhalten bleibt, ergibt sich nur eine Option, eine Koalition von CDU/CSU mit der SPD. Die prozentualen Ergebnisse implizieren, dass die SPD in einer derartigen Koalition Juniorpartner wäre. Die Faktenlage impliziert jedoch, dass sie mächtiger sein würde, als es der Prozentanteil andeutet, denn dieCDU/CSU hat keine andere Option, um eine Regierung ex AFD zu bilden. Ergo steht vor diesem Hintergrund mit hoher Wahrscheinlichkeit ein verwässertes Reformprogramm auf der Agenda.

Die Verbände fordern einen Kurswechsel. Nun, der wird bezüglich nicht kongruenter Parteiinteressen zwischen CDU/CSU und SPD verwässert ausfallen. Verwässerung liefert eine Qualität der Reformen zur Leistungsertüchtigung des Standorts, die bezüglich der Konkurrenzlage auf globaler Ebene mit hoher Wahrscheinlichkeit unzureichend ausfallen wird. Es wird fraglos besser als mit der alten Regierung, aber es wird nicht der Wurf, der notwendig wäre (Reformvolumen in Höhe von 5% - 7% des BIP).

Die Wirtschaftsverbände meldeten sich bereits zu Wort. Seitens des BDI wird eine zügige Regierungsbildung angemahnt. Ja, das ist bitter notwendig. Jeder Tag ohne Reformen bedeutet weiteren Substanzverlust Deutschlands. Zeit ist und bleibt ein knappes Gut. Der Chef des Außen- und Großhandelsverbands Jandura brachte es auf den Punkt. Er forderte eine nationale Kraftanstrengung, da der internationale Gegenwind (auch USA) stärker geworden sei. Man müsse sich stark für offene Handelswege und Freihandelsabkommen engagieren (nicht neue Sanktionen!). Die Welt würde nicht auf Deutschland warten. So ist es!


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