USA in Sanktionspolitik mit "first mover" Vorteil
26.03.2025 | Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,0784 (05:35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0778 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,30. EUR-CHF oszilliert bei 0,9531.Märkte: Freundliche Stabilisierung – D: Daten mit positiven Akzenten – Annäherung USA/Moskau
An den Finanzmärkten ergab sich eine freundliche Stabilisierung. Aktienmärkte profitierten zumeist (Europa, Japan, Korea) oder waren stabil (USA). Rentenmärkte und Gold waren wenig verändert. Silber und Bitcoin legten zu. Der USD gewann am Devisenmarkt leicht an Boden. Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte divergente Signale. Deutsche Daten setzten positive Akzente, allen voran der IFO-Index, aber auch der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe (Monatsvergleich +5,2%, Jahresvergleich +10,3%), anders die Daten aus den USA und dem UK.
Geopolitisch kommt es zu einer Annäherung zwischen den USA und Russland. Das globale Risikocluster nimmt ab, was Resilienz an den Märkten erhöht.
Die USA wollen dazu beitragen, Russlands Zugang zum Weltmarkt für Agrar- und Düngemittelexporte wiederherzustellen, die Seeversicherungskosten zu senken und den Zugang zu Häfen und Zahlungssystemen für solche Transaktionen zu verbessern. Russland gab an, die Umsetzung der Schwarzmeer-Initiative vereinbart zu haben, die die Gewährleistung der Sicherheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer, den Verzicht auf Gewaltanwendung und die Verhinderung einer Verwendung von Handelsschiffen für militärische Zwecke umfasst. Kommentar: Die USA werden den Vorteil des "first mover" in der Normalisierung haben. Gut für die US-Wirtschaft! Was heißt das für die EU-Wirtschaft?
Aktienmärkte: Late Dax +1,13%, EuroStoxx 50 +1,21%, S&P 500 +0,16%, Dow Jones +0,01%, NASDAQ 100 +0,53%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:45 Uhr: Nikkei (Japan) +0,71%, CSI 300 (China) -0,04%, Hangseng (Hongkong) +0,25%, Sensex (Indien) -0,04% und Kospi (Südkorea) +1,17%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,79% (Vortag 2,77%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,34% (Vortag 4,33%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0024) gab gegenüber dem USD im Tagesvergleich leicht ab. Gold (-0,30 USD) war gegenüber dem USD kaum verändert. Silber (+0,48 USD) konnte dagegen Boden gewinnen. Der Bitcoin notiert bei 87.350 USD (05:47 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 900 USD.
OECD: Schuldenentwicklung (Staatsanleihen) seit 2014
Das Volumen der Emission von Staatsanleihen von OECD-Ländern hat sich in den vergangen 10 Jahren nahezu verdoppelt. Wie die Infografik mit Daten des aktuellen OECD Global Debt Reports zeigt, stieg sie von 8 Billionen USD im Jahr 2014 auf 15,7 Billionen USD im Jahr 2024. Für das laufende Jahr rechnet die OECD mit einem Anstieg des Emissionsvolumens auf 17 Billionen USD. Auch für die Schwellen- und Entwicklungsländer weist der OECD-Report im genannten Zeitraum eine Verdopplung der neu aufgenommenen Schulden durch Anleihen von 1,4 auf 2,8 Billionen USD aus.

Kommentar: Der Anstieg der Schulden in den westlichen Ländern um rund 100% ist prekärer als der der Schwellenländer um 100%. Die Schuldenentwicklung muss neben der nominalen Höhe (2,8 versus 15,7 Billionen) in ein Verhältnis zur Entwicklung des BIP gesetzt werden. In der Phase 2014 – 2024 lag das Wachstum der Schwellenländer laut IWF bei 52,1%. Das Wachstum der Industrienationen stellte sich im identischen Zeitraum auf 19,7%. Anders ausgedrückt bedurfte es in den Schwellenländern wenige als 2% des BIP an Neuverschuldung um 1% BIP-Wachstum zu erzielen. In den Industrienationen waren circa 5% Neuverschuldung erforderlich um 1% des BIP zu generieren.
So sehr der prozentuale Anstieg nahezu gleich ist, so sehr unterscheidet sich jedoch die qualitative Bewertung des Anstiegs der Neuverschuldungen. Vor diesem Hintergrund sei Deutschland mit seiner "Schulden-Bonanza" gewarnt. Jede Form der Neuverschuldung muss einen klassischen investiven Hintergrund haben. Wir können uns weder Erhöhung der Schulden für konsumtive Zwecke (im Gegenteil Abbau der schuldenfinanzierten konsumtiven Ausgaben!) noch Erhöhung der Schulden für vermeintliche Investitionen narrativgeprägter Art leisten! Oder wollen wir die Zukunft verspielen?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: IFO-Index auf höchstem Stand seit 07/2024

Der IFO-Geschäftsklimaindex markierte mit 86,7 Zählern den höchsten Indexstand seit Juli 2024. Er bewegt sich jedoch weiter auf historisch betrachtet schwachem Niveau.

Belgien: Der Index des Frühindikators sank per März von zuvor -12,3 auf -15,1 Punkte und markierte den tiefsten Indexwert seit Januar 2024.
UK: Einzelhandelsindex bricht auf tiefsten Stand seit 07/2024 ein
Der vom CBI ermittelte Index des Einzelhandels stellte sich per Berichtsmonat März auf -41 nach -23 Zählern. Der Index brach auf den niedrigsten Stand seit Juli 2024 ein.
USA: Verbrauchervertrauen und Richmond Fed Composite Index brechen ein
Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board (für hohe Volatilität bekannt) lag per Berichtsmonat März bei 92,9 Punkten (Prognose 94,0) nach zuvor 100,1 Zählern (revidiert von 98,3). Es ist der geringste Indexwert seit Februar 2021. Der Absatz neuer Wohnimmobilien stellte sich in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) auf 676.000 (Prognose 679.000) nach zuvor 664.000 (revidiert von 657.000). Der Richmond Fed Composite Index (Gesamtwirtschaft) verzeichnete per Berichtsmonat März einen Einbruch von +6 auf -4 Zähler.
Der Case/Shiller Hauspreisindex (20 Städtevergleich) wies per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,5% (Prognose 0,4%, Vormonat 0,5%) aus. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 4,7% (Prognose 4,8%) nach zuvor 4,5% ein.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0730 – 1.0760 negiert das Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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