US-Haushalt: Steigende Defizite und höhere Schulden
28.03.2025 | Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,0786 (05:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0755 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,92. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,78. EUR-CHF oszilliert bei 0,9522.Märkte: "Risk off" – Gold mit neuem Allzeithoch
An den Finanzmärkten verunsichert die Disruption durch den nahenden Beginn der neuen US-Zoll-Ära. Gestern lautete das Motto des Marktes als Folge "Risk off!"
In der Debatte, wie auf die US-Zölle reagiert werden soll, wird die Verbalakrobatik milder. Unter anderem will Kanada nach zunächst eher martialischen Tönen jetzt eine abwartende Haltung einnehmen. Das erscheint weise, denn Emotion ist ein schlechterer Berater als Rationalität.
Der Blick auf die aktuellen Wirtschaftsdaten, die allesamt positive Entwicklungen implizierten (Geldmenge M-3 und Kreditvergabe in der Eurozone, Einzelhandel in Spanien, BIP in den USA), ist zumeist irrelevant, denn mit der Disruption steht das Gebilde, das zu diesen Daten führte in Teilen zur Disposition. Aktienmärkte standen als Konsequenz unter Abgabedruck, Rentenmärkte waren seitwärts gerichtet, der USD war wenig verändert. Gold war der Gewinner als Währung ohne Fehl und Tadel und markierte ein neues Allzeithoch, Silber reüssierte, Bitcoin als nicht korrelierte Anlageklasse konnte dagegen nicht profitieren.
In der Geopolitik bleibt die Ukraine im Fokus. Paris und London erwägen die Entsendung von "Rückversicherungstruppen" seitens der "Koalition der Willigen". Die Uneinigkeit in der EU nimmt derzeit in der Ukrainefrage zu. Das war gestern auf dem EU-Gipfel erkennbar.
Aktienmärkte: Late Dax -0,23%, EuroStoxx 50 -0,25%, S&P 500 -0,33%, Dow Jones -0,37%, NASDAQ 100 -0,59%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:44 Uhr: Nikkei (Japan) -2,29%, CSI 300 (China) -0,55%, Hangseng (Hongkong) -0,89%, Sensex (Indien) -0,32% und Kospi (Südkorea) -1,88%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,77% (Vortag 2,79%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,35% (Vortag 4,35%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0005) war gegenüber dem USD im Tagesvergleich kaum verändert. Gold (+40,00 USD) und Silber (+0,58 USD) konnten gegenüber dem USD deutlich an Boden gewinnen. Gold markierte mit gut 3.077 USD ein neues Allzeithoch. Der Bitcoin notiert bei 86.100 87.500 USD (05:47 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 1.400 USD.
US-Haushalt: Steigende Defizite und höhere Schulden
Das Haushaltsbüro CBO prognostiziert bis 2055 einen deutlichen Anstieg des Defizits und der Schulden. Den aktuell veröffentlichten Prognosen zufolge dürfte sich die Lücke beim Bund im Haushaltsjahr 2025 von 6,2% des BIP auf 7,3% im Jahr 2055 vergrößern. Der Durchschnitt von 1995 bis 2024 habe bei 3,9% gelegen. Die Staatsverschuldung dürfte bis 2055 von 100% des BIP jetzt auf 156% steigen. Die Zinszahlungen des Staates könnten der Studie zufolge im Haushaltsjahr 2055 auf 5,4% des BIP anwachsen, verglichen mit den erwarteten 3,2% im laufenden Jahr bis zum 30. September. Das CBO ging bei der Prognose von der aktuellen Gesetzeslage aus. Diese könnte sich angesichts der Pläne von Trump ändern.
Kommentar: Der Status und der Ausblick sind prekär. Fokus auf Veränderungen durch Trump!
Deutschland: IFO-Beschäftigungsbarometer sinkt
Die Unternehmen planen laut IFO-Beschäftigungsbarometer weniger Neueinstellungen und bauen weiter Stellen ab. Das Barometer sank im März von zuvor 93,0 auf 92,7 Punkte.
O-Ton IFO: Die Lage am Arbeitsmarkt bleibe schwierig. Die Arbeitslosigkeit werde weiter leicht ansteigen. Insbesondere die Industrie (tragendes Geschäftsmodell) baue Arbeitsplätze ab. Kaum ein Industrieunternehmen bleibe davon verschont. Die Dienstleister seien vorsichtiger bei der Personalplanung geworden. Im Handel sei das Barometer gestiegen, dennoch wollen viele Händler Personal abbauen. Das Baugewerbe plane keine größeren Änderungen.
Kommentar: Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Indikatoren. Ergo ist hier eine Trendwende nicht absehbar. Da bin ich ganz bei dem IFO-Institut.
Entscheidend wird sein, ob die kommende Regierung markante und überfällige Reformpolitik in die Wege leitet. Sollte die Regierung nicht die energetische Versorgungssicherheit nachhaltig wiederherstellen und dafür sorgen, dass die Energiepreise wieder Konkurrenzfähigkeit unseres Standorts erlauben, wird sich der Exodus des uns tragenden industriellen Geschäftsmodells fortsetzen. Experten, wie Herr Fratzscher (Chef DIW), mögen dort entspannt sein. Das Problem ist, dass wir kein anderes Geschäftsmodell haben. Diese Experten klingen so weise, wie die Experten, die die Energiewende ohne Netz für unproblematisch hielten. Das Ergebnis ist bekannt ...