Deutschland: 35% der Unternehmen planen 2025 einen Stellenabbau
22.04.2025 | Folker Hellmeyer

Märkte: Infragestellung Powells lastet auf USD und US-Märkten
Die Finanzmärkte reagierten in den letzten 24 Handelsstunden differenziert auf die Wendungen in den USA. Überwiegend unerwartet schwache US-Daten (Philadelphia Fed Business Index, Frühindikatoren, Neubaubeginne) lasteten auf US-Märkten. Der Weg von Disruption zur Handelsdiplomatie fiel in der Diskontierung weitgehend unter den Tisch. Die Infragestellung Powells an der Spitze der US-Notenbank durch Präsident Trump wurde hingegen von den Märkten als Angriff auf die Integrität des US-Finanzsystems mit aggressiven Abverkäufen bei Aktien, dem USD und etwas milder bei US-Staatsanleihen (Anstieg Rendite um 0,10%) quittiert.
Gibt es sachliche Gründe, warum Trump Powell als Hindernis der Umsetzung seiner Politik wahrnimmt? Diesbezüglich macht es Sinn, die Zentralbankpolitiken der EZB, der Bank of Japan und der Eurozone zu vergleichen. Trump fordert faktisch Zinssenkungen. Ist die Fed-Politik zu restriktiv? Hier hilft ein Blick auf die Realzinsen (Zins abzüglich CPI-Rate) am Geldmarkt (Ist-Betrachtung).
In den USA liegt der Leitzins bei 4,375% und die Verbraucherpreise bei 2,4%, Ergo liegt der positive Realzins bei +1,975%. In der Eurozone liegt der positive Realzins bei +0,05% (2,25% -2,20%). In Japan liegt der Realzins bei -3,10% (0,50% - 3,60%). Trump hat bezüglich dieser Daten ein bestechendes Argument, dass die US-Notenbank die US-Wirtschaft im relativen Vergleich zu den Konkurrenten Eurozone und Japan unnötig stark bremst. „Food for thought!“
Andererseits hat die US-Notenbank durchaus Argumente, bezüglich der Zukunftstbetrachtung in der Kalibrierung der Zinspolitik mit Vorsicht als auch Umsicht zu agieren, denn die Folgen der Zollpolitik betreffen die stark importabhängigen USA voraussichtlich inflationär stärker als weniger importabhängige Länder. Das ist jedoch nur ein Zeitproblem (Basiseffekt, 12 Monate). Fakt ist, dass die US-Administration mit der Infragestellung Powells die US-Finanzstruktur attackiert. Diese Politik untergräbt das Vertrauen in den Status der USA und des USD.
Fazit: Sollte der Verfall des USD, vor allem messbar an neuen Rekordständen bei Gold, der Währung ohne Fehl und Tadel, sich fortsetzen, könnten die Bemühungen der Trump-Administration der US-Wirtschaft bessere und konkurrenzfähigere Rahmenbedingungen durch die US-Handelsdisruption zu verschaffen, mehr als konterkariert werden.
Aktienmärkte: Late Dax +0,41%, EuroStoxx 50 +0,82%, S&P 500 -2,36%%, Dow Jones -2,48%, NASDAQ 100 -2,46%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:47 Uhr: Nikkei (Japan) -0,39%, CSI 300 (China) +0,03%, Hangseng (Hongkong) -0,06%, Sensex (Indien) -0,03% und Kospi (Südkorea) +0,18%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,47% (Vortag 2,50%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,41% (Vortag 4,31%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0171) notiert gegenüber dem USD im Tagesvergleich deutlich höher. Gold (+148,00 USD) legte gegenüber dem USD massiv zu. Das galt weniger für Silber (+0,17 USD). Der Bitcoin notiert bei 88.230 USD (05:49 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 4.270 USD.
Deutschland: 35% der Unternehmen planen laut IW-Umfrage 2025 einen Stellenabbau
An der halbjährlichen Konjunkturumfrage beteiligten sich im März und April mehr als 2000 Firmen. Die von Trump verkündeten hohen Zölle auf Waren aus der EU und aus Dutzenden anderen Ländern waren dem IW zufolge zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht aktiv. Mehr als jedes dritte Unternehmen (35%) will in diesem Jahr laut Umfrage des IW Köln wegen der Konjunktur Stellen streichen. Im Herbst 2024 lag der Anteil mit 38% etwas höher. Zugleich stieg der Anteil der Betriebe, die mehr Stellen schaffen wollen, von 17% auf 24%. 35% wollen im Jahr 2025 weniger investieren als 2024.Im Herbst 2024 lag der Anteil mit 40% höher. Im gleichen Ausmaß stieg der Anteil an Unternehmen, die von höheren Investitionen ausgehen, von 23% auf 28%.
Kommentar: Losgelöst von der leichten Verbesserung gegenüber der Herbstumfrage müssen die Umfragewerte als sehr kritisch diskontiert werden (Niveau). Das gilt insbesondere auch deswegen, weil die Umfrage von der tatsächlichen Zolleinführung und die weitere US-Zolleskalation stattfand.
Deutschland: Baugenehmigungen im Februar 2,3% geringer als im Vorjahr
Im Februar 2025 wurde der Bau von 17.900 Wohnungen genehmigt. Das waren laut Statistischem Bundesamt 2,3% weniger als im Februar 2024. Damit ging die Zahl der Baugenehmigungen im Vorjahresvergleich nach zwei Monaten des Anstiegs wieder zurück. Im Zeitraum von Januar bis Februar 2025 wurden 35 900 Wohnungen genehmigt. Das waren 2,1% mehr als im Vorjahreszeitraum.
Kommentar: Die Erholung ist wackelig. Der Bedarf für Wohnraum bleibt sehr hoch und mag stabilisieren.