Iridium & Rhodium – Seltene Schätze mit spektakulären Preisspitzen in spe
26.05.2025 | Hans Jörg Müllenmeister
Während Gold seinen stillen Zauber auf hohen Preisniveaus fortsetzt, werfen wir einen forschenden Blick auf zwei außergewöhnliche Exoten der Edelmetallwelt. Doch bevor sich Investoren von schönen Zahlen verführen lassen, sei gewarnt: Iridium und Rhodium verzaubern nicht allein durch Zahlen – sie glänzen durch ihre einzigartige industrielle Seele. Bisher haben sie eher im Schatten von Gold und Silber ihr Dasein gefristet. Aber dann kam der magische Moment: Im September 2022 erklomm Iridium ein schwindelerregendes Rekordhoch von über 6.100 Euro je Unze – mehr als das Doppelte des damaligen Goldpreises. Es scheint, als bereiteten sich diese grauen Giganten darauf vor, Gold in einem erstrebten monetären Wettstreit in den Schatten zu drängen.
Doch der wahre Zauber dieser Metalle entfaltet sich weit abseits des Börsenparketts. Iridium, Rhodium und die gesamte Platinfamilie sind stille Helden der High-Tech-Welt. Mit ihrer brillanten elektrischen Leitfähigkeit, ihrer nahezu unbezwingbaren Resistenz gegen Korrosion und einer katalytischen Kraft, die technologische Wunder ermöglicht, wirken sie wie unsichtbare Architekten einer innovativen Zukunft. In feinen Applikationen – sei es in hochpräzisen Katalysatoren, winzigen Elektronikkomponenten oder medizintechnischen Meisterwerken – zeigen sie, dass ihr Wert weit über rein monetäre Betrachtungen hinausgeht und sie zu Wegbereitern einer nachhaltigen, modernen Welt machen.
Iridium, das aus der Tiefe des Alls kam
Vor rund 66 Millionen Jahren malte ein Himmelskörper von etwa 14 Kilometern Durchmesser ein episches Bild am Firmament, als er mit titanischer Wucht im heutigen Yucatán einschlug. Dieser kosmische Aufprall, bekannt als der Chicxulub-Einschlag, hinterließ weltweit einen feinen Schleier aus Staub – eine markante Iridium-Anomalie, die in den Bohrkernen des einstigen Einschlagsorts ihre stille Zeugenrolle einnahm. Dieses Iridium, ein Bote aus den Tiefen des Universums, erzählt eine Geschichte, die weit über irdische Ursprünge hinausgeht.
Zeitgleich regt sich in den schier unermesslichen Weiten der Erdkruste ein anderes mysteriöses Rätsel: Die unscheinbare Präsenz von Indium. Zwar verteilt in hauchdünnen Anteilen von nur einigen Teilen pro Million, verbirgt sich im gesamten geochemischen Erbe dennoch ein gigantischer Vorrat – Millionen Tonnen an Indium, gleichmäßig verstreut wie ein feiner Staub, der kaum wirtschaftlich greifbar ist.
Seltenheit ist eine Frage der Relation
Die Frage nach der Seltenheit ist wie ein kunstvoll verwobenes Netz aus geologischen Prozessen, kosmischen Einflüssen und modernen Rohstofffragen. Iridium ist weltweit präsent, doch seine Verteilung in der Erdkruste gleicht einem zarten Hauch, diffus und kaum fassbar – ein schimmerndes Geheimnis, das sich im Zusammenspiel mit seinen Geschwistern der Platinfamilie offenbart.
Gemeinsam mit Rhodium, Ruthenium, Osmium, Palladium und Platin präsentiert es sich nie als reiner Einzelkämpfer, sondern fast immer in spannungsvollen Mischformen, die in eisenreichen Mineralen und sogar in den Fragmenten längst vergangener Meteoriten sichtbar werden. Diese Elemente verbinden sich in einem uralten metallurgischen Tanz, der ihnen eine fast mystische Nähe verleiht.
Die spezifische Seltenheit der Platinmetalle
Blickt man auf die reine globale Streuung in der Erdkruste, so leuchtet Osmium – kaum messbar und beinahe unsichtbar – als das rarste Juwel dieser Familie. Doch welche Perspektive man wählt – den gesamten geochemischen Hintergrund oder die wirtschaftlich gewinnbaren Reserven – diese Geheimniskrämerei bleibt faszinierend.
Für Rhodium sprechen geologische Studien eine klare Sprache: Es wurde beinahe vollständig in den geheimnisvollen Tiefen des Erdkerns verschlossen, sodass die kleinen Spuren in der Kruste wie funkelnde Brosamen eines einst mächtigen Schatzes erscheinen. Iridium hingegen, mit seiner leicht differenzierten Anziehungskraft, zeigt ein komplexes Mosaik: Es ist zwar in der Erdkruste kaum konzentriert, doch seine Verteilung zwischen Kern, Mantel und Kruste wird von den feinen, physikalisch-chemischen Bedingungen der frühen Erdbildung bestimmt – ein stilles Zusammenspiel, das bis heute ungelöst bleibt.
Iridium-Lagerstätten
Die Schätzungen zur global abbauwürdigen Menge an Iridium gleichen einem stürmischen Meer, in dem die Wellen der Unsicherheit hoch schlagen. Man vermutet, dass die wirtschaftlich gewinnbaren Reserven – jene funkelnden Anteile, die sich in ganz besonderen Lagerstätten zusammenballen – sich lediglich im Bereich weniger Dutzend bis hin zu einigen Hundert Tonnen bewegen. Dabei liegt der wahre Schatz in den Lagerstätten, in denen Iridium zusammen mit anderen Mitgliedern der Platingruppe seine Magie entfaltet.
Stellen Sie sich das vor: Im Bushveld-Komplex in Südafrika, dem größten magmatischen Eindringen von fließfähigem Material in die bestehende Erdkruste, verschmelzen die Kräfte der Natur, und ebenso in den sagenumwobenen Vorkommen von Norilsk in Russland oder dem mystischen Sudbury-Krater in Kanada, wo Iridium als geheimnisvolles Nebenprodukt bei der Verarbeitung von nickel-, kupfer- oder platinreichen Erzen zutage tritt.
Prozentuale Zusammensetzung der Platinfamilie
In den zauberhaften natürlichen Vorkommen der Platingruppe spielen Platin und Palladium die Hauptrollen, während Rhodium und Iridium als zarte Nebendarsteller auftreten – gemeinsam machen sie meist nur einen winzigen Mosaikteil von etwa 5 bis 15% der gesamten Masse aus. Diese prozentuale Komposition malt ein Bild, in dem die stärkeren Akzente dominieren und die feinen Nuancen der selteneren Elemente dem Gesamtwerk erst seine besondere Tiefe verleihen.
Steckbrief Iridium und einige seiner Anwendungen
Iridium, ein widerstandsfähiger Gigant unter den Elementen, beeindruckt durch eine fast überirdische Dichte von etwa 22,56 g/cm³ – als wäre es das sinkende Herz eines felsenfesten Riesen. Sein Schmelzpunkt liegt bei 2.445°C, und bei einem Siedepunkt von 4.760°C scheint es fast unmöglich, dass dieses Element je weich wird. Dennoch werden weltweit gerade einmal etwa 8 bis 9 Tonnen pro Jahr gefördert, während der Bedarf – angetrieben von industriellen Träumen und der Suche nach grünem Wasserstoff – mit nahezu 267 Tonnen jährlich um Auftrieb ringt. Besonders im aufstrebenden Feld der Wasserstoffproduktion durch PEM-Elektrolyse könnte der jährliche Bedarf bis 2030 auf rund 27 Tonnen ansteigen.