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Was für Staatsanleihen wichtig ist und was nicht

28.05.2025  |  Steve Saville
In einem letzten Artikel schrieben wir, dass die Herabstufung der US-Staatsanleihen durch Moody's wahrscheinlich keine über eine Kurzschlussreaktion hinausgehenden Auswirkungen haben würde, da die Herabstufung keine wesentlichen neuen Informationen enthielt. Angesichts des großen Aufhebens, das in der Presse um dieses praktisch unbedeutende Ereignis gemacht wurde, dachten wir, dass es sich lohnt, zu erläutern, was für das lange Ende des US-Staatsanleihemarktes von Bedeutung ist und was nicht. Wir beginnen mit der Auflistung einiger Dinge, die nicht von Bedeutung sind.

Erstens spielt die so genannte "Schuldenmauer" keine Rolle. Wenn man sich einen Chart anschaut, der die Höhe der US-Staatsschulden zeigt, die in den nächsten Jahren jeden Monat oder jedes Quartal refinanziert werden müssen, wird man immer den Eindruck haben, dass es eine "Mauer" von Schulden gibt, die in den kommenden 12 Monaten refinanziert werden müssen. Das liegt einfach daran, dass 25% bis 35% der Gesamtverschuldung aus kurzfristigen Staatsanleihen (Schuldverschreibungen, die innerhalb eines Jahres fällig werden) bestehen.

Das ist heute nicht wesentlich anders als in den letzten 10 Jahren und wird sich höchstwahrscheinlich auch in den nächsten Jahren nicht wesentlich ändern. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass fast jeder, der einen großen Bestand an Staatsanleihen hält, diesen automatisch umschichtet, wenn die alten Papiere fällig werden. Es ist also nicht so, dass die US-Regierung ständig neue Käufer für ihre Schulden finden muss.

Zweitens ist eine länger anhaltende straffere Geldpolitik der Fed für das lange Ende des Marktes für Staatsanleihen nicht von Bedeutung oder zumindest nicht nachteilig, da eine länger anhaltende straffere Geldpolitik der Fed sowohl das tatsächliche als auch das wahrgenommene Risiko einer "Inflation" verringert. In einer Zeit, in der die Inflationsängste aufgrund der Ereignisse der letzten Jahre groß sind, könnte dies sogar eher ein Plus als ein Minus sein.

Drittens ist der groß angelegte Verkauf von Staatsanleihen durch ausländische Regierungen keine ernsthafte Bedrohung. Ausländische Regierungen (über ihre Zentralbanken) kaufen und verkaufen US-Staatsanleihen in erster Linie, um die Wechselkurse ihrer eigenen Währungen zu manipulieren. Dazu gehört der Verkauf von US-Schatzpapieren, wenn der US-Dollar stark ist, um die Landeswährung zu stützen, und der Kauf von US-Staatsanleihen, wenn der US-Dollar schwach ist, um zu verhindern, dass die Landeswährung zu stark wird. Wir sehen keinen Grund zu der Annahme, dass der von den USA initiierte Handelskrieg diese Methode der Verwaltung von Devisenreserven ändern wird.

Wir werden nun einige der Dinge erwähnen, die von Bedeutung sind, d.h. einige der berechtigten Sorgen, wenn Sie langlaufende Staatsanleihen besitzen. Die größte Sorge ist das Haushaltsdefizit. Das liegt nicht nur daran, dass ein hohes Haushaltsdefizit zu einem starken Anstieg des Angebots an neuen staatlichen Schuldtiteln führt, sondern auch daran, dass ein hohes Haushaltsdefizit im Allgemeinen zu einer höheren "Inflation" führt, da Ersparnisse vom relativ effizienten privaten Sektor in den relativ verschwenderischen öffentlichen Sektor umgeleitet werden. Das Worst-Case-Szenario ist ein hohes und gleichzeitig steigendes Haushaltsdefizit als Prozentsatz der Wirtschaft.

Aus dem folgenden Chart geht hervor, dass das US-Bundesdefizit im Verhältnis zum nominalen BIP groß ist und stetig zunimmt (der Abwärtstrend im Chart spiegelt eine steigende Defizit/BIP-Quote wider), wenn man die mit COVID zusammenhängenden Extremwerte für 2020-2021 außer Acht lässt. Darüber hinaus würde das Haushaltsgesetz, das derzeit das US-Parlament durchläuft, die Fortsetzung des negativen Trends so gut wie garantieren, da dieses Gesetz Steuersenkungen vor- und Ausgabenkürzungen nach hinten schiebt. Dies ist ein guter Grund, in den kommenden Jahren mit niedrigeren Preisen und höheren Renditen für Staatsanleihen zu rechnen.

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Eine weitere berechtigte Sorge sind die inflationären Auswirkungen der Zölle. Die Zölle, zu denen Trump entschlossen zu sein scheint, könnten in den nächsten Monaten zu einem Aufwärtstrend bei den gängigen Inflationsmaßen führen, aber der wichtigere längerfristige Effekt ist, dass sie die Kaufkraft des Dollar verringern, weil sie die Wirtschaft weniger effizient machen. Dies ist ein zweiter Grund, der in den kommenden Jahren höhere Anleiherenditen erwarten lässt.

Eine dritte berechtigte Sorge gilt zwar nicht im Moment, aber es ist wahrscheinlich, dass die Fed erneut Maßnahmen zur raschen Ausweitung der Geldmenge ergreifen wird, wenn übereinstimmende und nachlaufende Wirtschaftsdaten eindeutig "Rezession" signalisieren. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dies zu einem Zeitpunkt geschieht, an dem das Staatsdefizit aufgrund der Kombination aus sinkenden Steuereinnahmen und steigenden Kosten für staatliche Unterstützungs- und Konjunkturprogramme rapide ansteigt und zu einem Inflationsschub führt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einige der häufig genannten Gründe, die für einen Bärenmarkt bei Staatsanleihen sprechen, nicht stichhaltig sind, aber es gibt einige sehr gute Gründe, die für einen Bärenmarkt sprechen, zumindest auf kurze Sicht. Insbesondere scheint es derzeit keinen politischen Willen zu geben, die Defizitausgaben zu beenden oder auch nur die Wachstumsrate des Defizits zu begrenzen, was bedeutet, dass jegliche Beschränkungen vom Anleihemarkt auferlegt werden müssen. Dies würde über höhere Anleiherenditen geschehen.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



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Dieser Artikel wurde am 26. Mai 2025 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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