BullionStar: Der Ausbruch von Silber und was er für Gold bedeutet
18.06.2025
In einem aktuellen BullionStar-Interview sprach Claudia Merkert mit Florian Grummes, dem Gründer von Midas Touch Consulting, über die sich entwickelnde Dynamik bei den Edelmetallen. Nachdem Silber kürzlich die Marke von 35 USD überschritten hat - ein Niveau, das Grummes als Teil einer 13-jährigen Widerstandszone identifiziert hat - und Gold in eine Konsolidierungsphase eingetreten ist, legte er einen Fahrplan für Investoren vor, die sich in dieser sich schnell verändernden Landschaft zurechtfinden müssen.Silber steigt über USD 35: Ein struktureller Ausbruch
Silber hat eine 13 Jahre alte Widerstandszone durchbrochen und ist Anfang Juni rasch gestiegen. Grummes merkte an, dass dieser Ausbruch etwas später als erwartet erfolgte, aber die Stärke der Bewegung ist signifikant. Auf technischer Ebene wies er auf ein "eingebettetes super zinsbullisches Stochastik-Setup auf dem Tageschart" hin, was darauf hindeutet, dass ein weiterer Aufwärtstrend in naher Zukunft wahrscheinlich ist.

In der Vergangenheit haben sich solche Ausbrüche bei Silber in der Regel über mehrere Wochen entwickelt. Laut Grummes könnte ein Ausbruch in Richtung 50 USD möglich sein - vor allem, wenn sich die Anlegernachfrage beschleunigt. Er räumte jedoch ein, dass Silber auf kurze Sicht volatil und überkauft bleibt, und riet den Anlegern, auf etwaige Umkehrsignale zu achten.
Das Besondere an diesem Moment ist der breitere makroökonomische Hintergrund. Silber befindet sich nun im fünften Jahr in Folge in einem Angebotsdefizit, und die neuen Minenkapazitäten sind weiterhin begrenzt. Diese Kombination aus knappem Angebot und steigender Nachfrage schafft die Voraussetzungen für eine strukturelle Neubewertung des Silberpreises, die sich nach Grummes' Ansicht über mehrere Jahre erstrecken könnte.
Er betonte auch die psychologische Komponente des Marktes: "Märkte sind letztlich massenpsychologische Phänomene." In dem Maße, wie Silber mehr Aufmerksamkeit erregt, könnten institutionelle und private Anleger beginnen, es ernsthafter neu zu bewerten - nicht nur als "Gold des armen Mannes", sondern als eine eigenständige wichtige Anlageklasse.
Gold macht eine Atempause
Während Silber wieder an Fahrt gewinnt, ist Gold nach seinem Höchststand von 3.500 USD im April in eine mehrwöchige Konsolidierungsphase eingetreten. Grummes beschrieb Gold als "ein wenig müde" nach einer 15-monatigen Rally, die mit einem Ausbruch über 2.070 USD Anfang 2024 begann.

Er merkte an, dass diese Pause sowohl natürlich als auch notwendig sei, insbesondere im Hinblick auf die Saisonalität. Juni und Juli sind in der Regel schwächere Monate für den Goldpreis, und er erwartet eine entschiedenere Bewegung in der zweiten Jahreshälfte. "Wir wissen, dass der Juni ein eher schwieriger Monat für den Goldpreis ist. Normalerweise gibt es Ende Juni oder Anfang/Mitte Juli einen wichtigen Wendepunkt, und dann kommt es zu einer schönen Sommerrally bei den Metallpreisen."
Wichtig ist, dass Grummes nach wie vor davon ausgeht, dass der Goldpreis insgesamt nach oben tendiert. Seiner Meinung nach ist das nächste Kursziel von 4.000 USD aktiviert, und in den kommenden Monaten könnte es zu einer erneuten Rally kommen, wenn der Goldpreis eine solide Basis um 3.100 bis 3.150 USD aufbauen kann.
Vermögensallokation: Wie viel ist genug?
Anlegern, die sich fragen, wie sie ihre Edelmetallbestände aufteilen sollen, gab Grummes einen Einblick in seine persönliche Strategie. Er hält derzeit 50% Gold, 40% Silber und 10% Platin im Edelmetallanteil seines Portfolios, der wiederum etwa ein Drittel seines gesamten Nettovermögens ausmacht. Seine allgemeine Empfehlung für die meisten Anleger ist einfacher: "Zwei Drittel Gold, ein Drittel Silber ist im Allgemeinen eine gute Faustregel."
Er warnt vor einem extremen Überengagement, vor allem bei denjenigen, die Edelmetalle als das einzige brauchbare Wertaufbewahrungsmittel betrachten: "Goldenthusiasten neigen dazu, an das Ende der Welt zu glauben und jeder anderen Anlage zu misstrauen. Und dann sieht man oft Goldenthusiasten mit einer 100%igen Allokation in Edelmetallen, was ich für etwas fragwürdig halte." Dennoch hält er eine Übergewichtung von Silber im aktuellen Umfeld für vertretbar, insbesondere angesichts des Aufholpotenzials.
Nicht nur horten - den Ausstieg planen
Während sich viele Anleger Gedanken über den Zeitpunkt ihres Einstiegs machen, betont Grummes, dass der Ausstieg für den langfristigen Erfolg viel wichtiger ist. "Die Leute konzentrieren sich immer auf den besten Einstieg. Aber das Wichtigste ist der Ausstieg."
Er warnt davor, dass parabolische Bewegungen bei Silber nur von kurzer Dauer sein können. Ein rascher Anstieg auf 500 USD könnte beispielsweise ebenso schnell wieder auf 150 USD zurückfallen. Um zu vermeiden, dass sich die Gewinne in Luft auflösen, ist eine im Voraus festgelegte Ausstiegsstrategie unerlässlich.
"Bei einer parabolischen Bewegung muss man eine Strategie für den Ausstieg haben." Grummes empfiehlt, schrittweise auszusteigen und die Marktpsychologie zu Ihrem Vorteil zu nutzen, insbesondere in emotional aufgeladenen Phasen einer Rally.
Komplementäre Vermögenswerte: Bitcoin und Gold
Grummes sprach auch die wachsende Schnittmenge zwischen Kryptowährungen und Edelmetallen an. Er verfolgt seit langem das Verhältnis zwischen Bitcoin und Gold und sieht den Wert darin, das Engagement in beiden Vermögenswerten zu verwalten. "Wenn man es schafft, während dieser Pullbacks in Gold zu sitzen, wunderbar, denn dann ist das ultimative Ziel, mehr Unzen Gold und mehr Bitcoin zusammen zu haben."
Der Schlüssel sei, sie nicht als Konkurrenten zu sehen: "Wenn man in der Lage ist, zu sehen, dass Gold und Bitcoin sich gegenseitig ergänzen, ist man meiner Meinung nach dem Großteil der Masse weit voraus, die immer noch darum kämpft, dass es entweder Gold oder Bitcoin sein muss, was keinen Sinn macht."
Emotionale Resilienz: Die verborgene Fähigkeit
Neben Charts und Kennzahlen betonte Grummes die Bedeutung der emotionalen Disziplin. In einem volatilen Umfeld ist es oft die Einstellung des Anlegers, die über den Erfolg entscheidet. "Am Ende des Tages spielt man das Spiel in der Regel mit sich selbst."
Um den Boden unter den Füßen zu behalten, empfiehlt er Tagebuchführung, Zeit in der Natur und Meditation. Diese Hilfsmittel können dazu beitragen, den Lärm zu reduzieren, die Klarheit zu erhöhen und sicherzustellen, dass Investitionsentscheidungen von einer Strategie und nicht von Angst oder Euphorie geleitet werden.
In einem Markt, der von Dynamik, makroökonomischen Veränderungen und psychologischem Druck geprägt ist, erinnert Grummes zur rechten Zeit daran: Setzen Sie klug ein, aber wissen Sie auch, wann Sie aus dem Zug aussteigen müssen. Die nächsten Jahre könnten die Art und Weise, wie die Welt Silber sieht, neu gestalten - und diejenigen, die mit einem Plan vorbereitet sind, könnten am meisten davon profitieren.
© BullionStar
Dieser Artikel wurde am 13. Juni 2025 auf www.bullionstar.com und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.