Deutschland: Mehr Menschen verlassen Deutschland Richtung anderer EU-Länder
25.06.2025 | Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,1615 (05:51 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1581 im europäischen-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 168,33. EUR-CHF oszilliert bei 0,9355.In eigener Sache: Wir freuen uns sehr, dass die Zahl der Abonnenten des Hellmeyer Reports jüngst die Marke von 10.000 knackte. Ich bedanke mich im Namen unseres Teams und der Netfonds AG für Ihr Interesse, Ihr Vertrauen und Ihre Treue! Merci! Dazu wurde ein Video (Link) gedreht.
Märkte: Risikobereitschaft nimmt zu – Deutschland geht es in die richtige Richtung?
Die Finanzmärkte atmeten mit der Waffenruhe im Konflikt Iran/Israel auf. Die kurzfristigen Verletzungen der Waffenruhe durch beide Länder forcierten ein unmissverständliches Machtwort Trumps, das Wirkung erzielte. In diesem Kontext nahm Risikobereitschaft zu. Das Datenpotpourri (siehe unten) hatte kaum Wirkung, Der Markt wird maßgeblich von der Geopolitik getaktet.. Aktienmärkte: Late Dax +1,30%, EuroStoxx 50 +1,21%, S&P 500 +1,11%, Dow Jones +1,19%,
NASDAQ 100 +1,63%.
Aktienmärkte in Fernost Stand 06:01 Uhr: Nikkei (Japan) +0,01%, CSI 300 (China) +0,35%, Hangseng (Hongkong) +0,77%, Sensex (Indien) +0,57% und Kospi (Südkorea) +0,18%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,53% (Vortag 2,51%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,30% (Vortag 4,34%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0010) ist im Tagesvergleich gegenüber dem USD zart befestigt. Gold (-25,00 USD) und Silber (-0,24 USD) gaben gegenüber dem USD nach. Der Bitcoin notiert bei USD 106.330 (06:04 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 1.520 USD.
Geht Deutschland in die richtige Richtung?
Die Freude über anziehende Sentiment-Indikatoren (gestern IFO-Index) ist derzeit groß. Dabei wird ausgeblendet, dass sich die Indices weiter auf prekären Niveaus bewegen. Man setzt auf das historisch einmalige Schuldenprogramm in Höhe von rund 847 Mrd. EUR bis 2029. Natürlich wird diese Mittelverwendung in der Konjunkturlage Wirkung entfalten!
Ob diese Wirkung nachhaltig ist, entscheidet sich daran, ob die Kernursachen der aktuellen Krise (Struktur) mit dieser Mittelverwendung neutralisiert werden. Dabei stehen die Themen Energiepreise und nachhaltige Versorgungssicherheit im Fokus, denn daran entscheidet sich primär die Überlebensfähigkeit unseres Geschäftsmodells! Da wird nicht geliefert!
Deutschland: Mehr Menschen verlassen Deutschland Richtung anderer EU-Länder
Im Jahr 2024 sind rund 430 000 Personen mehr nach Deutschland zugezogen als aus Deutschland fortgezogen. Im Vorjahr hatte die Nettozuwanderung bei rund 663 000 Personen gelegen. Wie das Statistische Bundesamt nach endgültigen Ergebnissen der Statistik mitteilt, waren 2024 rund 1.694 000 Zuzüge und 1.264 000 Fortzüge über die Grenzen Deutschlands zu verzeichnen. Im Vorjahr wurden noch rund 1.933 000 Zuzüge und 1.270 000 Fortzüge registriert. Damit sind im Jahr 2024 rund 12 % weniger Personen zugezogen als 2023. Die Zahl der Fortzüge blieb gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.

Eine Ursache für die im Jahr 2024 gegenüber 2023 geringere Zuwanderung ist eine geringere Nettozuwanderung aus den Hauptherkunftsländern von Asylsuchenden. Im Vergleich zum Vorjahr registrierte die Wanderungsstatistik deutliche Rückgänge der Nettozuwanderung aus Syrien (-25%, von 101.000 auf 75.000), der Türkei (-53%, von 89.000 auf 41.000), und aus Afghanistan (-32%, von 48.000 auf 33.000). Laut der Asylstatistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge gab es 2024 erheblich weniger Asylanträge von Staatsangehörigen dieser Länder.
Eine weitere Ursache für die sinkende Nettozuwanderung ist eine weiter rückläufige Zuwanderung aus den Staaten der EU. Im Jahr 2024 betrug der Wanderungssaldo Deutschlands mit der EU -34.000 Personen. Damit verzeichnet die Wanderungsstatistik nach hohen Wanderungsüberschüssen vor allem in den 2010er Jahren erstmals seit dem Jahr 2008 wieder weniger Zuzüge aus der EU als Fortzüge in andere EU-Staaten.
Die größten Rückgänge des Wanderungssaldos im Vergleich zum Vorjahr waren mit Polen (von +15.000 auf -11.000 Personen), Rumänien (von +16.000 auf -5.000 Personen) und Bulgarien (von +1.000 auf 11.000 Personen) zu beobachten. Dabei waren die Verluste vor allem auf weniger Zuzüge als im Vorjahr zurückzuführen. Aus Polen wurden 22.000 Zuzüge weniger erfasst (-21%), aus Bulgarien 11.000 (-18%) und aus Rumänien 16.000 (-8%). Die Zahl der registrierten Fortzüge nach Polen und Rumänien stieg in geringem Ausmaß um 4.000 Fortzüge (+4%) beziehungsweise 5.000 Fortzüge (+3%). Die Zahl der Fortzüge nach Bulgarien blieb weitgehend unverändert.
Kommentar: Das Thema ist komplex. Die Entwicklung bezüglich der EU ist vor allen Dingen interessant. Deutschlands Attraktivität als Zuzugsland nimmt offenbar ab. Anzumerken ist, dass Leistungsträger (Steuersubstrat!) Deutschland mangels attraktiver Rahmenbedingungen verlassen. Für das Jahr 2024 sind noch keine Daten verfügbar. 2023 wanderten 265.00 Deutsche aus (vorläufige Daten). "Food for thought!"
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Ifo-Index besser als erwartet!

UK: Auftragsindex schwach und schwächer als erwartet
Der vom CBI ermittelte Index des Auftragseingang stellte sich per Berichtsmonat Juni auf -33 (Prognose -27) nach zuvor -30 Zählern.
USA: Verbrauchervertrauen unerwartet schwächer
Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board stellte sich per Berichtsmonat Juni auf 93,0 Punkte (Prognose 100,0) nach zuvor 98,4 Zählern (revidiert von 98,0). Der Index zeichnet sich gegenüber dem Pendant der Universität Michigan durch höhere Volatilität aus.

Der Richmond Fed Composite Index verzeichnete per Berichtsmonat Juni einen Anstieg von zuvor -9 auf -7 Punkte. Laut Case/Shiller sanken die Immobilienpreise im 20 Städtevergleich per April im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose -0,1%, Vormonat revidiert von -0,1% auf 0,2%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,4% (Prognose 4,0%) nach zuvor 4,1%.
Derzeit ergibt sich für den USD gegenüber dem EUR eine neutrale Tendenz.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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