BullionStar: Gold, Geopolitik & die globale finanzielle Neuordnung: Einblicke von Dr. Nomi Prins
06.07.2025

In einem ausführlichen Interview mit BullionStar erläuterte die Wirtschaftswissenschaftlerin und ehemalige Geschäftsführerin von Goldman Sachs und Bear Stearns, Dr. Nomi Prins, ihre Sichtweise des sich beschleunigenden Wandels im globalen Finanzwesen, der durch die Sorge um die Staatsverschuldung, die geopolitischen Spannungen und das erneute Interesse an realen Vermögenswerten wie Gold ausgelöst wird.
Anhand von Themen aus ihren Büchern "Permanent Distortion" und "Collusion" skizzierte Prins die strukturelle Trennung zwischen den Finanzmärkten und der Realwirtschaft und erläuterte, warum sie glaubt, dass Gold zu einem grundlegenden Vermögenswert in der entstehenden Währungsordnung wird.
Von der Wall Street zum globalen makroökonomischen Blickwinkel
Im Rückblick auf ihren Wechsel von leitenden Positionen bei Goldman Sachs und Bear Stearns zur unabhängigen Forschung erklärt Prins: "Was mich schon immer interessierte, war die Betrachtung der realen Wirtschaft - diejenige, die in der Praxis funktioniert und für die Menschen arbeitet, die Lieferketten hat - gegenüber den finanziellen Aspekten der Wirtschaft, die mehr aus technischen Produkten, Papiermärkten und Fiatwährung besteht." Ihre Arbeit konzentriert sich nun auf die Aufdeckung langfristiger systemischer Veränderungen, insbesondere solcher, die von den traditionellen Finanznarrativen verdeckt werden.
Ein ungebundenes System: Die Zentralbankpolitik und die "permanente Verzerrung"

Prins warnte vor einer anhaltenden Entkopplung zwischen den Vermögensmärkten und der zugrunde liegenden Wertschöpfung, eine Dynamik, die sie in "Permanent Distortion" untersucht hat: "Es könnte zu diesen künstlichen Aufständen kommen, wenn die Zentralbanken die Märkte mit fiktivem Geld überschwemmen. Geld, das nicht aus der Wertschöpfung, dem Bauwesen, der Technologie, der Entwicklung der Infrastruktur oder aus anderen Bereichen stammt."
Sie wies darauf hin, dass sich die US-Staatsverschuldung auf fast 37 Billionen Dollar beläuft und sich die Kosten für die Zinsbedienung jährlich auf fast 1 Billion Dollar belaufen - eine Struktur, die sie als zunehmend untragbar ansieht.
Die Erosion der Dollar-Dominanz und die Rolle des Goldes
Prins geht zwar nicht davon aus, dass der US-Dollar seinen Status als Reservewährung in naher Zukunft verlieren wird, stellte aber fest, dass sich der Trend beschleunigt und dass Länder ihr Engagement im Dollar-basierten Handel reduzieren: "Wird der Dollar noch zu unseren Lebzeiten aufhören, die Reservewährung zu sein? Nein. Aber... es gibt eine Bewegung und eine sich beschleunigende Bewegung, den Dollar nicht mehr als Basiswährung für den Handel zwischen den Ländern zu verwenden."
Zu den bemerkenswertesten Verschiebungen gehören: China hat seine Bestände an US-Staatsanleihen reduziert und gleichzeitig seine Goldreserven erhöht. "Es hat effektiv seinen Anteil an Gold erhöht und seinen Anteil an US-Staatsanleihen reduziert."
Chinas systematische Remonetarisierung von Gold
Die Goldkäufe der chinesischen Zentralbank sind Teil einer breiteren, mehrstufigen Strategie. Prins meint dazu: "Es war sehr systematisch, Gold von der Zentralbank bis hinunter zum Einzelnen zu verteilen, und zwar auf ziemlich geplante Weise." Sie bezeichnete dies als eine strukturelle Neuausrichtung: "Es wird Teil der Architektur der Neuausrichtung der Finanzsysteme, weg vom Dollar, dem westlichen System, hin zum östlichen System."
Auf dem Weg zu einem neuen System für Gold im Welthandel
Prins ist der Ansicht, dass Gold nicht nur als Reservewährung, sondern auch als strukturelle Voraussetzung für den internationalen Handel und die Zahlungssysteme zunehmend eingesetzt werden könnte: "Es könnte Regeln geben, die sich auf Gold beziehen, eine Art neuer Goldstandard, bei dem eine bestimmte Menge erforderlich ist, oder eine bestimmte Menge an Reserven, die erforderlich ist, oder eine bestimmte Menge, die die Staatsbanken oder die privaten Banken eines Landes haben müssen." Sie betonte, dass dies nicht nur theoretisch ist - die teilnehmenden Länder bauen ihre Goldreserven aktiv aus.
Die neue Rolle des Goldes für Anleger und Zentralbanken gleichermaßen
Die Attraktivität von Gold, so Prins, beschränkt sich nicht mehr auf die Absicherung von Inflation oder Volatilität. Stattdessen wird es als strategischer Anker in einem fragmentierten globalen System positioniert: "Gold kümmert sich nicht darum, welche Regierungen es kaufen. Je mehr es besitzt, desto mehr Kontrolle hat es über den nationalen Markt." Sie stellte fest, dass Gold durch wirtschaftliche Turbulenzen hindurch standhaft geblieben ist: "Es hat eine bemerkenswerte Stabilität in Zeiten höherer Inflation, wirtschaftlicher Ungewissheit und höherer Verschuldung gezeigt... und es hält sich weiterhin, weil es von jedem Aspekt Chinas und von jeder Art von Anleger gekauft wird."
Digitale Zentralbankwährungen und das Argument für den Schutz der Privatsphäre
Prins äußerte ernsthafte Vorbehalte gegenüber der zunehmenden Einführung digitaler Zentralbankwährungen (CBDC), insbesondere im Hinblick auf den Datenschutz: "Die Finanztransaktionen von Einzelpersonen werden letztlich in einem Hauptbuch gespeichert, das letztlich von einer Zentralbank und einer Regierung eingesehen werden kann." Sie verglich dies mit der Autonomie, die Sachwerte bieten: "Man kann nicht wirklich eine Blockchain in einen Bullionbarren einbauen."
Ein optimistischer Ausblick auf die Goldpreisentwicklung
Mit Blick auf die Zukunft rechnet Prins mit einem anhaltenden Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, das sowohl durch die Anhäufung von Privatkunden als auch durch institutionelle Anleger entsteht:
"Es gibt eine Verknappung. Wenn es eine Knappheit gibt, wird das den Preis in die Höhe treiben. Man kann nicht einfach eine Goldmine eröffnen und nach Gold schürfen. Ich meine, ja, es gibt viele aktive Minen in der Welt, die Gold produzieren. Aber es gibt auch viele Junior-Minenbetreiber, die am Anfang oder im mittleren Stadium der Entwicklung von Minen stehen, die noch kein Gold produzieren."
Ihre Prognose ist klar: "Ich sehe den Goldpreis bis Ende dieses Jahres, Anfang nächsten Jahres, um die 4.000 je Unze in Dollar und bis Ende des nächsten Jahres auf 5.000 Dollar steigen."
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Dieser Artikel wurde am 30.06.2025 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und in Auszügen exklusiv für GoldSeiten übersetzt.