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Deutschland: Mehr Firmenpleiten

14.07.2025  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,1678 (05:44 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1651 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 172,10. EUR-CHF oszilliert bei 0,9308.


Märkte: US-Zolleskalation und kommende US-Russlanderklärung belasten

Die Finanzmärkte zeigen sich aus guten Gründen in nervöser Verfassung. Die markante US-Zollpolitik-Eskalation gegenüber der EU stellt eine scharfe Provokation dar. Zudem besteht die Möglichkeit, dass im Rahmen der US-Russlanderklärung Ungemach über die globalen Energiemärkte Einzug erhält (Zölle von bis zu 500% für Länder, die Öl aus Russland importieren, stehen im Raum). Eine derartige Wendung der USA hätte massive Folgen für die Weltwirtschaft bezüglich Energieversorgungssicherheit und der Energiepreise. Im Vorwege der Erklärung legte der Ölpreis deutlich zu, Gold und Silber gewannen und Bitcoin markierte neue Allzeithochs.

Europa wäre ein Verlierer dieser Situation. Damit setzte sich das Dilemma Europas im Vergleich der USA fort. Wie der JP Morgan Chef Jamie Dimon so trefflich formulierte: In den letzten 10 – 15 Jahren ist das BIP der EU im Vergleich zu den USA von 90% auf 65% gesunken.

Mit den aktuellen gesamtwirtschaftlichen Tendenzen, des europäischen Energiedebakels, der zunehmenden konsumtiven Neuverschuldung in aggressiver Form, den drohenden US-Zöllen und einer Aufwertung des EUR um rund 14% seit Januar (Exportbelastung) stehen die Chancen gut, dass es demnächst noch 60% und weniger sein werden. Die "Verzwergung" wird nicht angemessen seitens der politischen Eliten durch strukturelle Maßnahmen (Aristoteles) adressiert.

Währenddessen liefert der US-Haushalt markant positive Überraschungen (siehe Datenpotpourri). Aktienmärkte: Late Dax -0,94%, EuroStoxx 50 -1,07%, S&P 500 -0,33%, Dow Jones -0,63%, NASDAQ 100 -0,21%.

Aktienmärkte in Fernost Stand 05:53 Uhr: Nikkei (Japan) -0,29%, CSI 300 (China) +0,22%, Hangseng (Hongkong) +0,09%, Sensex (Indien) -0,31% und Kospi (Südkorea) +0,29%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,69% (Vortag 2,66%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,41% (Vortag 4,37%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (-0,0005) sank im Tagesvergleich gegenüber dem USD insignifikant. Gold (+22,00 USD) und insbesondere Silber (+1,44 USD) legten gegenüber dem USD zu. Der Bitcoin notiert bei 121.050 USD (05:54 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 4.230 USD. Bitcoin markierte eine neues Allzeithoch..


Trump kündigte Zölle in Höhe von 30% gegenüber EU und Mexiko an

Trump kündigte Zölle gegenüber der EU und Mexiko in Höhe von 30% ab 1. August an. Trump forderte eine Abschaffung der EU-Zölle. Die EU soll den USA einen vollständigen, offenen Marktzugang gewähren, ohne dass den USA Zölle berechnet werden, so Trump. Er beklagte sich über das Handelsdefizit der USA im Handel mit der EU und forderte eine Produktionsverlagerung in sein Land. Für den Fall europäischer Vergeltung drohte Trump mit noch höheren Zöllen.

Kommentar: Die US-Position stellt eine Maximalforderung und faktische Unterwerfung der EU dar. Das gilt allen voran bezüglich der Forderung, dass die EU keine Zölle erhebt und die USA 30% Zölle verordnen.

In der letzten Woche haben wir in diesem Report bereits darauf verwiesen, dass einschließlich des Dienstleistungssaldos ein Betrag von 50 Mrd. USD an aktiver Bilanz zu Gunsten der EU anfällt. Die jetzt von Trump erhobenen Forderungen sind nahezu grotesk ob dieser Größenordnung. Interessant ist auch, dass Trump Produktionsstättenverlagerungen aus der EU in die USA einfordert. Die EU soll damit Teile des US-Geschäftsmodells kreieren und ihr eigenes Modell zerstören. Trumps Forderungskatalog stellt eine provokative Eskalation dar.


Die EU-Kommission erklärte, sie wollte an einer Einigung arbeiten und will bis Anfang August auf Maßnahmen verzichten. Bundeswirtschaftsministerin Reiche drang auf eine schnelle und pragmatische Verhandlungslösung. Die Wirtschaft zeigte sich betroffen. Der BDI bezeichnete die Ankündigung als Alarmsignal. Der Maschinenbauverband VDMA sieht bei einem Zollsatz von 30% die Existenz vieler Unternehmen gefährdet.

Kommentar: Die jetzt im Raum stehenden US-Forderungen sind nicht geeignet, auch nur ansatzweise akzeptiert zu werden. Über Verhandlungslösungen wird sich ein milderes, aber kein gutes Ergebnis erzielen lassen.

Bezüglich der Notwendigkeit, die die US-Regierung offenbar erkennt, sich auf eine multilateralere Ordnung einzustellen, gilt es, die Grundlagen für die US-Außenhandelsdefizite und auch Staatsdefizite zu eliminieren. Der Anteil der US-Industrie am US BIP steht aktuell bei rund 19% (Eurozone circa 24%).

In Europa ist aus Sichtweise der USA etwas zu holen (Teile des Horts der "Hidden Champions", das letzte "Ass im Ärmel" in Europa?).


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