Silber schlägt Geld: Warum wird dieses Wissen aus dem 16. Jahrhundert nicht verbreitet?
15.07.2025 | Andreas Lambrou

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Sergei Lawrow (Russland, in Vertretung Putins): "Washingtons Globalisierungsmodell ist tot. Die USA haben den Dollar als Machtinstrument missbraucht."Boliviens Präsident Luis Arce: "Es gibt einen klaren Kampf zwischen dem alten, stagnierenden Block aus den USA und Europa auf der einen Seite und dem aufstrebenden Block der BRICS-Staaten auf der anderen."
In der Abschlusserklärung forderten die BRICS zudem umfassende Reformen der UN, des IWF und der Weltbank, um den Realitäten des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden. Im Kontext bedeutet das: Der Westen sei überreguliert, schuldengetrieben und strukturell im Niedergang. In den BRICS+ Staaten werden laufend Arbeitsplätze geschaffen, Konsum stimuliert, Banken gestärkt und Kapital im Inland reinvestiert – ganz ohne ideologische Selbstverneinung. Was im Westen als moralische Verpflichtung verkauft wird, wird im Osten als strategischer Vorteil genutzt.
Auch das ist eine Folge der zunehmend prekären Lebensrealitäten im Westen: Die “Nachhaltigkeit” wird zum wachsenden systemischen Wettbewerbsnachteil, der langfristig Wohlstand kostet. In einer Welt knapper Ressourcen und geopolitischer Verwerfungen bestätigt sich ein altes Sprichwort: Des einen Freud ist des anderen Leid. Während in Europa und Nordamerika Kapitalbesitz zunehmend moralisiert wird – durch Überregulierung, Vermögenssteuern und ESG-Dogmen – betrachten Russland, China, Indien oder Brasilien Kapital nicht als Bürde, sondern als Werkzeug des Aufbaus.
Der Westen stranguliert seine Industrie mit CO₂-Zertifikaten und drängt Investoren in unrentable, politisch motivierte Projekte. Der Osten hingegen baut funktionierende Finanzsysteme auf, fördert den Binnenkonsum und investiert realwirtschaftlich – mit beachtlicher Konsequenz.
Dabei ist eine zentrale Erkenntnis entscheidend: Wir erleben keine globale Rezession, sondern das schrittweise Ende der US-zentrierten Weltordnung. Produktionsketten verlagern sich, Handelsströme ändern ihre Richtung, die wirtschaftliche Schwerkraft verschiebt sich nach Osten. Während der Westen Kaufkraft durch Inflation und Steuerdruck verliert, vermehrt der Osten sein Kapital – ausgerechnet dort, wo noch vor wenigen Jahrzehnten der Sozialismus das Vermögen vernichtete. Wer diesen tektonischen Wandel nicht erkennt, läuft Gefahr, am moralischen Höhenweg wirtschaftlich zu verhungern.
Allerdings formiert sich unter der Oberfläche schon lange der nächste zyklische Rohstoff-Aufschwung, der auch mit dem Beginn der nächsten Inflationsphase zusammenfällt.Staaten wie Kasachstan bauen nationale Uranreserven auf, und China entwickelt seine Industriepolitik weiter mit Blick auf Energie- und Rohstoffsicherheit. All das wirkt wie ein perfekter Nährboden für steigende Rohstoffpreise – vor allem dort, wo die Produktionskosten niedrig, die Margen hoch und die geopolitische Absicherung gegeben ist.
Prekäre Lebensverhältnisse sind längst kein rein sozioökonomisches Randphänomen mehr, sondern Ausdruck einer umfassenden Erschütterung des Vertrauens in Stabilität. Und das betrifft jeden – vom Paketboten, über den Unternehmensgründer, bis zum Investoren Solche Schicksale berühren mich persönlich sehr, denn auch in meiner eigenen Familie kenne ich ähnliche Fälle. Gleichzeitig entsteht leider oft der Eindruck, als könnten ein paar wenige vermeintlich Reiche für alle Armen aufkommen. Doch gerade in einem Hochsteuerland wie der EU sind noch höhere Steuern auf Vermögen pures Gift für wirtschaftliche Entwicklung.
Wenn Steuererhöhungen tatsächlich die Lösung wären, müsste Nordeuropa längst ein soziales Paradies sein – das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die Zahl der Arbeitslosen und prekär Beschäftigten wächst weiter. So einfach ist es eben nicht. Denn das Vermögen der Wohlhabenden steckt meist in Anlagen – zum Beispiel in Aktien, die Arbeitsplätze sichern, oder in Staatsanleihen, die bereits getätigte Ausgaben finanzieren. Dieses Kapital lässt sich nicht einfach frei verteilen.
Der spanische Professor Jesús Huerta de Soto vertritt seine freiheitliche Sichtweise, die auf Eigentum, Vertragsfreiheit und einem stabilen Geldsystem basiert. Er sieht die Ursache wirtschaftlicher Krisen nicht im Markt, sondern in staatlichen Eingriffen – insbesondere durch Zentralbanken und das Teilreservesystem. Als Alternative fordert er ein Geldsystem mit 100% Golddeckung, bei dem Banken nur noch echte Ersparnisse verleihen dürfen.
Arbeitsmärkte sollen ohne staatliche Vorgaben funktionieren – ohne Mindestlohn, ohne Kollektivverträge –, basierend allein auf freier Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Der Staat soll sich auf den Schutz von Eigentum und Vertragsfreiheit beschränken, während Umverteilung, Verschuldung und Inflation als moralisch bedenklich und ökonomisch schädlich gelten. Seine Vision ist eine freie Gesellschaft mit minimalem Staat, getragen von Sparern, Unternehmern und produktivem Kapital.
Dabei geht Huerta mit der "Schule von Chicago", dem Monetarismus, hart ins Gericht. Milton Friedman sei "Ein netter Mann, aber methodologisch naiv." Stattdessen preist Huerta die Österreichische Schule – Mises, Hayek, Rothbard, die ich schon mehrfach erwähnte. Die wahren Wurzeln der Österreichischen Schule verortet Huerta in der spanischen Spätscholastik, insbesondere in der Schule von Salamanca.
Wer die monumentale Fassade dieser Universität betrachtet, übersieht leicht den Totenschädel auf dem ein kleiner Frosch sitzt. Der bedeutet: Neues Leben überwindet den Tod – also ein Symbol für das geistige Erwachen durch Bildung. Deren katholische Denker des 16. Jahrhunderts – viele von ihnen Jesuiten – haben, so Huerta, lange vor Adam Smith zentrale wirtschaftliche Prinzipien formuliert. Namentlich möchte ich zunächst Juan de Mariana erwähnen, dem Jesuiten, der von 1536 bis 1624 lebte.
Juan de Mariana prangert in seiner Schrift aus dem Jahr 1609 die Münzverschlechterung (Verringerung des Edelmetallgehalts) an – eine Form von versteckter Besteuerung, die den Bürgern ohne deren Zustimmung Kaufkraft entzieht. Dies ist für ihn ein Akt der Tyrannei, der mit "Raub" gleichzusetzen ist: "Den Bürgern gegen ihren Willen einen Teil ihres Vermögens zu nehmen... kann nicht geschehen ohne Tyrannei."
Zudem argumentiert er, dass Inflation und Geldmanipulation vor allem die Armen treffen, da sie deren Ersparnisse entwerten. Sein Werk wird heute von Liberalen und Anarchokapitalisten wie Huerta de Soto als intellektuelle Urquelle der Kritik an Zentralbanken und Fiatgeld betrachtet. "Die schlimmste Form der Besteuerung, weil sie versteckt, willkürlich und vor allem die Armen am härtesten trifft." Mariana fordert eine strenge Bindung des Geldes an Wertdeckung und Stabilität – Ideen, die später zentrale Elemente der österreichischen Geldtheorie (Menger, Mises, Rothbard) wurden.
Der Ökonom Murray Rothbard, der die US-Zentralbank als "das größte Betrugskartell in der Geschichte der Menschheit." bezeichnete, führte aus: "Die spanischen Scholastiker waren fantastische Wirtschaftswissenschaftler - ihrer Zeit weit voraus..."
Mariana war überzeugt: Der Mensch ist von Gott frei geschaffen. Daher ist jede Form von Zwang – ob durch Steuern, Verbote oder Preisvorgaben – ein Verstoß gegen das Naturrecht. Eigentum ist heilig. Der Staat soll minimal sein, keine zentrale Planung, keine permanente Besteuerung, keine expansive Geldpolitik.
Sowohl Juan de Mariana als auch Murray Rothbard vertraten radikale, systemkritische Ideen, die den jeweiligen Machtapparat in ihrem Fundament infrage stellten – und beide mussten dafür mit erheblichem Gegenwind leben. Sie lebten in völlig unterschiedlichen Epochen – doch die Reaktion der Macht war in beiden Fällen gleich: Verdrängung, Schweigen, Ausgrenzung.
Was uns in jeder gesellschaftlichen Schicht bleibt, ist der Weg zurück zur Souveränität – zur finanziellen Selbstbestimmung. Es braucht die bewusste Entscheidung für realwirtschaftliche Investitionen, ein Fundament aus produktiven Vermögenswerten und eine klare Rückbesinnung auf greifbare, beständige Werte. Nicht abstrakte Modelle oder bürokratische Umverteilung versprechen Stabilität, sondern das, was sich über Generationen bewährt hat. Gold und Silber verdienen es, als ehrliche Währungen wieder in Ehren gehalten zu werden – im Gegensatz zum Euro, einem historisch jungen Wagnis ohne tiefe Verwurzelung.
Auch Aktien sollten nicht als Spekulationsinstrumente betrachtet werden, sondern als echte Beteiligungen an Wertschöpfung. Die Börse darf kein Casino werden, sondern ein Marktplatz für Kapital, das Arbeit schafft. Wer dies erkennt und langfristig danach handelt, schützt nicht nur sein Vermögen – er bewahrt auch seine Unabhängigkeit.
Was folgt daraus für uns Anleger? Ganz klar: Investieren wir in Realwerte – dort, wo Arbeit, Ressourcen und Eigentum noch geschätzt werden. In Regionen, die nicht durch einen lähmenden Schuldkomplex regiert werden, sondern durch Pragmatismus und Aufbauwille. Öl, Gas, Kupfer, Uran – echte Werte, echte Nachfrage, echte Chancen. Wer klug diversifiziert und unabhängig bleibt, lebt nicht nur resilienter – er schläft auch besser.
In vielen Marktberichten der jüngeren Zeit werden Bankaktien als gutes Investment dargestellt, mit starken Gewinnen und hohen Dividenden, die an die Profitabilität von Value-Aktien heranreichen. Doch rate ich weiterhin strikt von Investitionen in Banken und Versicherern ab. Das Bankensystem funktioniert wie ein Pyramidenspiel: Solange neue Einleger oder Kreditnehmer dazukommen, läuft es – aber sobald Vertrauen verloren geht oder Kredite ausfallen, bricht das System zusammen. Investoren in Bankaktien sind diesem Risiko voll ausgesetzt, vor allem wenn die Bank stark gehebelt ist.
Professor Huearte de Soto verweist auf die Lehrmeister von Salamanca und stellt fest:
- Geld sollte wieder stabil sein – gedeckt durch echte Werte wie Gold und Silber.
- Banken sollen nur verleihen, was sie wirklich haben (Nur echte Ersparnisse, keine Kreditschöpfung aus “Bruchteilen”, den Teilreserven.
- Krisen sind keine Zufälle – sie sind systembedingt, wenn der “Kreditboom” endet.
- Freiheit statt Zentralsteuerung.
- Ökonomie ist auch Ethik.
© Andreas Lambrou
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