Handelskonflikt USA/EU: Klartext auf Datenbasis
15.07.2025 | Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,1676 (05:45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,16550 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,66. In der Folge notiert EUR-JPY bei 172,41. EUR-CHF oszilliert bei 0,9305.Märkte: Märkte reagieren entspannt auf US-Erklärung
Die Finanzmärkte waren gestern zu Handelsbeginn von Risikoaversion geprägt. Im weiteren Tagesverlauf kam es zu einer entspannteren Haltung. Nach der Erklärung Trumps setzte sich die Entspannung fort. Fakt ist, dass die Erklärung Trumps bezüglich des Ukraine-Konflikts als zielorientiert, nicht überdimensioniert und konstruktiv, da der Diplomatie eine Chance bietend, bewertet werden kann. So erscheint zumindest die Lesart der Märkte in der Diskontierung zum aktuellen Zeitpunkt (siehe unten).
Der Handelskonflikt zwischen der EU und den USA steht weiter im Fokus. Hier geht es um existentielle Fragen für die EU, nicht für die USA. Sollte das Geschäftsmodell der EU fallen, fällt die EU. Zur Erinnerung: Welt BIP von 2024 – 2025 laut IWF +6,1%, Industrienationen +3,2%, Eurozone +1,7%, Deutschland -0,2%.
Die Konkurrenzfähigkeit der Eurozone und Deutschlands sind global nicht gegeben. Die Daten lassen keine andere Schlussfolgerung zu. Der Anstieg des EUR verschärft die krisenhafte Lage. Ein verschärftes und sachlich nicht gebotenes US-Zollregime stellt ein elementares Risiko für die EU und Deutschland dar (siehe unten). Übrigens, Chinas (BIP) setzt unerwartet positive Akzente.
Aktienmärkte: Late Dax -0,02%, EuroStoxx 50 -0,00%, S&P 500 +0,14%, Dow Jones +0,20%, NASDAQ 100 +0,33%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:56 Uhr: Nikkei (Japan) +0,10%, CSI 300 (China) -0,50%, Hangseng (Hongkong) +0,17%, Sensex (Indien) +0,18% und Kospi (Südkorea) -0,15%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,73% (Vortag 2,69%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,44% (Vortag 4,41%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0002) war im Tagesvergleich gegenüber dem USD nahezu unverändert. Gold (+-0,00 USD) hat das Niveau gehalten, während Silber (-0,52 USD) gegenüber dem USD vorherige Gewinne in Teilen abgab.. Der Bitcoin notiert bei 117.250 USD (05:58 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 3.800 USD.
US-Neuausrichtung pro Ukraine
Trump kündigte gestern eine Kehrtwende seiner bisherigen Russland-Politik an. Trump setzte Russland eine Frist von 50 Tagen und drohte mit Primär- und Sekundärzöllen in Höhe von 100%, um zu einem Abkommen mit der Ukraine zur Beendigung der Kämpfe zu kommen. Man werde Waffen der Spitzenklasse an die Nato liefern, so Trump. Das westliche Militärbündnis werde dann die Waffen an die Ukraine weiterleiten. Der US-Präsident betonte, die Verbündeten würden diese Waffen bezahlen.
Kommentar: Diese Kehrtwende wurde in den letzten Wochen in diversen Formaten, ob G-7- oder Nato-Gipfel, vorbereitet und kann nicht erstaunen. Im Vorwege wurden Details durchgestochen, unter anderem Primär- und Sekundärzölle von bis zu 500% (u.a. US-Senator Graham). Das jetzt angedrohte Zollregime von 100% ist vor diesem Hintergrund am unteren Ende der Skala angesiedelt. Der Zeitrahmen von 50 Tagen eröffnet Raum für Diplomatie.
Die Waffenlieferungen an die Ukraine können nicht erstaunen, denn faktisch geht es Trump um die Beendigung des Waffengangs. Das Risikoprofil für Russland muss aus Sichtweise der USA und der EU militärisch erhöht werden. Trumps erster Ansatz, die Ukraine kurz zu halten, war nicht von Erfolg gekrönt. Nun wird der Ansatz verändert, um das US-Ziel zu erzwingen. Moskau sollte genau hinhören.
Anzumerken ist, dass Trump mit dieser Politik das "Land & Lease" Projekt wiederbelebt. Wie die Briten wissen, war das der "Sargnagel" für das Britische Empire. Was ist das jetzige Projekt für die EU? Wie ist die Haushaltslage hier vor Ort? In den USA verbessert sie sich (Hellmeyer Report vom 14. Juli), ohne von den Märkten goutiert zu werden. In Europa verschlechtert sie sich (u.a. struktureller Verlust an Kapitalstock, Quelle aller Einnahmen). Fragen über Fragen ...
Die Märkte reagierten auf die US-Erklärung mit weniger Risikoaversion. Es kam zu Stabilisierungen. Risikofreude stand jedoch nicht auf der gestrigen Agenda.
Handelskonflikt USA/EU: Klartext auf Datenbasis
Die von den USA angedrohten Zölle in Höhe von 30% ab 1. August 2025 bei gleichzeitigem eingefordertem Verzicht auf EU-Zölle gegenüber den USA, bedürfen einer sachlichen Aufarbeitung ob der verfügbaren Daten als auch der Beantwortung der Frage, ob es sich hier um eine Form des Wirtschaftskriegs gegenüber der EU handelt.