Alasdair Macleod: Stecken BlackRock & Fidelity mit der britischen Regierung unter einer Decke?
27.07.2025
Der Westen steckt schon in einer RezessionZieht man die Haushaltsdefizite vom nationalen BIP ab, ist das BIP der privatwirtschaftlichen Sektoren rückläufig. Während Staatsausgaben für steigende Schulden sorgen, sinkt die Steuerbasis für die Finanzierung der Zinskosten.
Einige Analysten weisen darauf hin, dass die Verschuldung des Privatsektors rückläufig ist, sie schließen daraus, dass das Kreditrisiko geringer ist als allgemein angenommen wird. Am 16. Juli erschien im britischen Daily Telegraph ein Artikel des altgedienten Journalisten Ambrose Evans-Pritchard mit dem Titel "British debt is a screaming buy" (Britische Schulden sind eine Riesengelegenheit) und Blackrock, Fidelity und Schroders sehen das genauso.
Diese Finanzriesen, so stellt Evens-Pritchard fest, stehen damit im Widerspruch zur allgemeinen Stimmung am Markt für britische Staatsanleihen. In anderen Volkswirtschaften mit erheblichem staatlichen Kreditbedarf dürfte die Situation nicht anders sein. Das wirft die Frage auf, ob diese Geschichte in Abstimmung mit der britischen Regierung, die sich ihres Finanzierungsproblems bewusst ist, verbreitet wird.
Vielleicht eine Verschwörungstheorie, doch staatliche Desinformation kommt bemerkenswert häufig vor. Wir müssen uns wohl auf das stützen, was wir wissen, um die folgende Frage zu beantworten: Sollte man Staatsschulden kaufen oder verkaufen?
BIP erzählt eine andere Geschichte
Auf der Suche nach einer Antwort, müssen wir das BIP dekonstruieren und uns auf die US-Wirtschaft konzentrieren, da diese hier wirklich zählt. Das US-Haushaltsdefizit betrug im vergangenen Jahr 6,4% des nominalen BIP. Da das nominale BIP jedoch nur um 5,0% gewachsen ist, muss der privatwirtschaftliche Sektor in den USA um 1,4% geschrumpft sein. In Q1 im Jahr 2025 stieg das nominale BIP auf Jahresbasis um 3,25%, während das Haushaltsdefizit weiterhin bei über 6% liegt und wächst. Der Privatsektor schrumpft also in erhöhtem Maße. Tatsächlich müsste das reale, inflationsbereinigte BIP auf Grundlage der revidierten offiziellen Schätzungen sogar um 0,5% geschrumpft sein.
Dass das BIP nominal wächst, ist logischerweise nur den Mehrausgaben des Bundes geschuldet, die über seine Einnahmen hinausgehen. Das BIP ist als eine reine Kredit-Kennzahl zu verstehen, folglich schrumpfen die im privaten Wirtschaftssektor eingesetzten Kreditmengen. Sie spiegeln nicht nur die gesamtwirtschaftliche Aktivität im Privatsektor wider, sie sind darüber hinaus eine Nettokennzahl, die auch die Veränderungen bei Sparquoten, Bankkrediten, Unternehmensgründungen und -schließungen sowie Schuldenabschreibungen umfasst.
Das folgende FRED-Diagramm veranschaulicht den Rückgang von Bankkrediten an Kreditnehmer aus dem privaten Nichtfinanzsektor, anteilig an der Gesamtwirtschaft.

Die Sparquote in den USA ist auf weniger als 1% des Gesamtkonsums gesunken, während die Schuldenabschreibungen zugenommen haben. Die große Veränderung besteht jedoch darin, dass die Banken ihre Bilanzpositionen umschichten und sich tendenziell aus dem privaten Nichtfinanzsektor zurückziehen. Ein Trend, der auf die Lehman-Krise und insbesondere auf das Q1 2021 zurückgeht.
Die wirtschaftliche Situation in Großbritannien unterscheidet sich in den Einzelheiten, die Gesamtlage ist allerdings ähnlich. Auch alle anderen G7-Staaten gehören zu jenen großen Volkswirtschaften mit defizitären Staatshaushalten, die sich kräftig verschulden, um die Illusion von Wachstum im Privatsektor aufrechtzuerhalten.
Bislang habe ich die Situation beschrieben, die aus den offiziellen Statistiken hervorgeht, die nur mit fragwürdiger Zuverlässigkeit Nachsicht betreiben. Mit Blick auf die Zukunft können wir uns sicher sein, dass die Zollpolitik von Präsident Trump für Unsicherheit sorgen und sich, sobald sie verbindlich ist, negativ auf die globale Wirtschaftstätigkeit auswirken wird. Das ist nicht nur logisch, sondern wird auch durch die Erfahrungen gemäß dem Smoot-Hawley-Zollgesetz von 1930 bestätigt, das – in Verbindung mit der schrumpfenden Kreditvergabe an den Privatsektor am Ende der "roaring twenties" – zum Zusammenbruch der US-Wirtschaft führte und so einen globalen Einbruch provozierte.
Läuten im Anbetracht dieser Beweislage schon irgendwelche Alarmglocken?
Wir können also sicher sein, dass Trumps Zölle ganz ähnliche Konsequenzen haben werden wie das Smoot-Hawley-Zollgesetz. Welche genau wird man in den kommenden Monaten sehen. Darüber hinaus und angesichts der in den USA und global vergebenen Kreditmengen, die den Aktienmarkt befeuern, erinnert das Jahr 2025 zudem immer stärker an 1929, was die zu Spekulationszwecken vergebenen Kredite, die von der FINRA erfasst werden, bestätigen.
