1970er, 2000er, 2020er…: Ein Déjà-vu in zwei Akten – zweiter Akt
28.07.2025 | Ronald Peter Stöferle
Seit der Freigabe des Goldpreises durch die endgültige Trennung der staatlichen Währungen von Gold nach der Schließung des Goldfensters am 15. August 1971 erlebte Gold drei Bullenmärkte: In den 1970er-Jahren, in den 2000er-Jahren und in der laufenden Dekade. Der Vergleich dieser drei großen Gold-Bullenmärkte zeigt: Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Trotz diverser Unterschiede überwiegen die strukturellen Ähnlichkeiten in den Rahmenbedingungen. In den vergangenen beiden Dekaden erwies sich Gold inmitten von Inflation, wirtschaftlichen Verwerfungen und Vertrauenskrisen als sicherer Hafen und erzielte in diesen goldenen Dekaden enorme Wertzuwächse. Viele der damals vorhandenen Zutaten von negativen Realzinsen über exzessive Geldmengenexpansion bis hin zu geopolitischen Spannungen sind in den 2020er-Jahren erneut vorhanden. Die Entwicklungen in der ersten Hälfte der 2020er-Jahre stützen die These, dass wir ein Déjà-vu erleben und die 2020er-Jahre zur dritten goldenen Dekade werden könnten.
Insbesondere in den vergangenen 1 ½ Jahren war die Performance von Gold wirklich beeindruckend. 2024 legte Gold in US-Dollar um 28,9% zu, in Euro um 35,6% und in Schweizer Franken um 37,1%. Im ersten Halbjahr 2025 erzielte Gold ein weiteres Plus von 25,6% in US-Dollar, von 10,5% in Euro und von 9,8% in Schweizer Franken. Das ergibt insgesamt einen Zugewinn von 61,9% in US-Dollar, 49,8% in Euro und 50,4% in Schweizer Franken. Damit hat Gold nahezu alle führenden Aktienindizes in den vergangenen 18 Monaten deutlich bis sehr deutlich hinter sich gelassen.
Der historische Vergleich ist vielversprechend
Eine bemerkenswert ähnliche Preisdynamik zeigte sich in der zweiten Hälfte der beiden vergangenen Goldbullenmärkte: In den 1970ern stieg der Goldpreis um 162%, während er in den 2000er-Jahren um 150% zulegen konnte. Sollte sich der aktuelle Zyklus in ähnlicher Weise fortsetzen, würde der Goldpreis ausgehend von 2.624 USD zur Dekadenhalbzeit Ende Dezember 2024 bis zum Dekadenende auf etwa 6.800 USD steigen. Tatsächlich endeten vergangene Bullenmärkte jeweils in einem Überschießen mit einer Preisverdopplung innerhalb von etwa 9 Monaten.

Auch Silber, Minenaktien und Rohstoffe im Allgemeinen performen in goldenen Dekaden
Die nachfolgende Tabelle liefert einen aufschlussreichen Vergleich der durchschnittlichen jährlichen Wertentwicklung (CAGR) von Gold, Silber, Minenaktien und Rohstoffen über die 1970er-, 2000er- und 2020er-Jahre, jeweils unterteilt in erste und zweite Hälfte sowie für die Gesamtperiode. Auch wenn die Daten für die zweite Hälfte der 2020er-Dekade naturgemäß erst rudimentär vorhanden sind, lassen sich einige interessante Muster erkennen.
CAGR von Gold, Silber, Minenaktien, und Rohstoffe in Bullenmarkt-Dekaden, in USD, 12/1969–06/2025

Gold zeigt sich dabei über alle drei Dekaden hinweg als stabilster Performer. In den 1970er-Jahren erzielte es in der ersten Hälfte ein jährliches Plus von über 40%, in der zweiten Hälfte immer noch von etwas mehr als 21%. In den 2000er-Jahren kehrte sich› das Muster um. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends verlief die zweite Hälfte mit einem jährlichen Zugewinn von 20% deutlich dynamischer als die erste Hälfte mit einem jährlichen Plus von knapp 9%.
Besonders auffällig ist die bisherige CAGR-Entwicklung in den 2020er-Jahren: Nach einer annualisierten Rendite von knapp 12% in der ersten Dekadenhälfte, erzielt Gold in der zweiten Hälfte bislang eine durchschnittliche jährliche Wertentwicklung von etwas über 50%. Diese außergewöhnliche Dynamik ist einerseits dem noch kurzen Beobachtungszeitraum geschuldet, der statistisch anfälliger für Ausreißer ist.
Andererseits lässt sich darin ein klares Zeichen eines zyklischen Momentums erkennen. Auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass Gold das derzeitige Tempo über die gesamte zweite Dekadenhälfte beibehalten wird, unterstreicht die Entwicklung eindrucksvoll die intakte Aufwärtsdynamik und das wachsende Interesse am Edelmetall.