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Auch die Arbeitsmarktstatistik zeigt einen schrumpfenden Mittelstand

17.08.2025  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
Eine steigende Arbeitslosenzahl von bald 3 Millionen zeigt, dass sich der bisher komfortable "Arbeitnehmermarkt" mit Fachkräftemangel und guten Beschäftigungsperspektiven für Arbeitnehmer wieder zu einem Anbietermarkt der mitarbeiterbeschäftigenden Unternehmen wandelt.

Unabhängig vom Arbeitsmarkt ist der öffentliche Dienst. Schon die Ampel-Regierung hat zehntausende von Parteigenossen in die öffentlichen Ämter gehievt, obwohl sie zumeist gering oder falsch qualifiziert waren. Sie sind aber nun einmal da, können nicht entlassen werden, auch wenn sie unbrauchbar sind. Die schwarz-rote Merz-Regierung hat die Personalvermehrung des öffentlichen Dienstes sogar fortgesetzt, zum Teil zu Recht, weil sie die unqualifizierten grünen Beamten durch qualifizierte schwarze und rote ersetzen wollte. Jedenfalls ist der öffentliche Sektor der einzige und am stärksten wachsende Wirtschaftszweig unserer Volkswirtschaft, zwar unproduktiv, aber eben wie ein Krebsgeschwür unabhängig von der Konjunktur ständig weiterwachsend.

In der privaten Wirtschaft gibt es zwei Unternehmenstypen für die Beschäftigung von Mitarbeitern:

• Die Kapitalgesellschaften
• Die Personalunternehmen

Beide Unternehmenstypen sind von ihrem Arbeitskräftebedarf sehr unterschiedlich:
  • Die Kapitalgesellschaften arbeiten in der Regel kapitalintensiv mit Maschinenproduktion. Sie brauchen dafür vor allem unqualifizierte Arbeitskräfte und zu etwa einem Viertel hochqualifizierte Arbeitskräfte, welche die komplizierten elektronischen Maschinen bedienen und reparieren können sowie ihr Verwaltungspersonal.

    Soweit die Kapitalgesellschaften über ein Defizit an geringqualifizierten Mitarbeitern klagen, hängt dies mit der falschen Sozial- und Arbeitspolitik der Bundesregierung zusammen. Diese hat nämlich 6,5 Millionen meist geringqualifizierte Mitarbeiter aus dem Arbeitsmarkt herausgekauft durch existenzsicherndes Bürgergeld und Sozialleistungen, die es diesen Leuten nicht mehr lohnend erscheinen lassen, für geringes Aufgeld überhaupt noch zu arbeiten. Dies gilt vor allem für die Asylanten, von denen sich die großen Kapitalgesellschaften Arbeitskräfte versprochen haben, aber nicht bekommen.

    Ihre hochqualifizierten Mitarbeiter bekommen die Konzerne aber immer noch durch höhere Gehälter als der Mittelstand sie zahlen kann. Per saldo ist also echte Arbeitskräfteknappheit kein Problem der Kapitalgesellschaften, sondern des Mittelstandes.

    Unter Arbeitsmarktgesichtspunkten ist es deshalb falsch, dass die Bundesregierung nur die Kapitalgesellschaften mit Subventionen beglückt und sich von ihnen den Aufschwung erhofft. Sie wird dabei ebenso scheitern wie Kohl mit seiner gleich falschen Ostpolitik.

  • Echten Facharbeitermangel haben die mittelständischen Firmen. Im Gegensatz zu den dominant mit dem Faktor Kapital arbeitenden Kapitalgesellschaften sind die Personalunternehmen individuelle Produzenten und Dienstleister durch, mit und für Menschen, also personalintensiv bis zu 80% (freie Berufe). Bei den Anbietern personeller Leistungen müssen die Mitarbeiter in der Lage sein, das fachliche Angebot des Betriebes auch selbst voll zu bieten.

    Ein Geselle eines Handwerksbetriebes z. B. muss bei einer Reparatur selbst in der Lage sein, Fehler zu entdecken und zu reparieren. Er muss also fachlich voll qualifiziert sein, um überhaupt mitarbeiten zu können. Der Mittelstand kann deshalb die Analphabeten aus der Zuwanderung nicht gebrauchen. Wer nicht lesen und nicht schreiben kann, kann nicht die Vorschriften zur Kenntnis nehmen und nicht berechnen, was falsch ist und repariert werden müsste. Die Zuwanderung hat deshalb dem Handwerk nichts gebracht, hat seinen Fachkräftebedarf nicht gelöst.

    Entsprechend hat sich die steigende Arbeitslosigkeit vor allem in den Randgruppen der Unqualifizierten und der Hochqualifizierten ausgewirkt. Unter den geringqualifizierten Kräften ist die Arbeitslosigkeit mit 42% seit 2019 deutlich gestiegen, in der Gruppe der Hochqualifizierten gibt es sogar heute 66% mehr Arbeitslose als noch vor fünf Jahren ¹. Dass die Unternehmen in Rezessionen und schwierigen Zeiten vor allem die Unqualifizierten freistellen, ist immer so gewesen. Die überproportionale Arbeitslosigkeit der Unterschichten ist deshalb nicht die Überraschung, sondern die überproportional steigende Arbeitslosigkeit der Hochschulqualifizierten.

    Die fünf Millionen mittelständischen Betriebe und Praxen haben eine Million vor allem Soloselbständige in den letzten zwei Jahren verloren, die überwiegend hochqualifiziert waren.

    Dazu versuchen die Kapitalgesellschaften, immer mehr hochqualifizierte Mitarbeiter durch KI zu ersetzen, so dass auch dort gegenüber den ausscheidenden qualifizierten Kräften nur eine geringere Neubeschäftigung anfällt.

    Die mittelständischen Unternehmen brauchen ihre qualifizierten Kräfte für ihre qualifizierte Produktion und Dienstleistung existenziell, können also darauf nicht verzichten und halten diese so lange, wie überhaupt möglich.

    Dass so viele Hochschulqualifizierte arbeitslos werden, hängt vor allem mit ihrer Fehlausbildung zusammen.

    Den Luxus der Beschäftigung von Unproduktiven, Feministen, Ökologen, Soziologen, Sozial“wissenschaftlern“ und ähnlichen Schwafel-Qualifizierten konnte sich die Wirtschaft nur leisten, solange sie im Boom war. Sobald die Unternehmen sparen mussten, müssen die unproduktiven Hochqualifizierten zuerst raus. Diese Entwicklung wird sich voraussichtlich noch verschärfen, weil Jobs für unproduktive Akademikerausbildungen immer weniger werden.

    Das ist aber ökonomisch kein Nachteil, sondern ein Regenerationsvorteil für die Wirtschaft. Betroffen sind vor allem die unproduktiven Abteilungen der Kapitalgesellschaften ² sowie die unproduktiven Dienstleistungs- und Verwaltungsbereiche. Der Mittelstand ist schon immer bei der Einstellung und der Nutzung seiner Mitarbeiter hoch leistungsorientiert gewesen.

    Solange also der Mittelstand noch Aufträge bekommt, kann er auf seine qualifizierten Mitarbeiter nicht verzichten und hält sie erfahrungsgemäß so lange wie möglich (manchmal zu lange).

    Das Problem der fehlqualifizierten Akademiker betrifft also nicht den Mittelstand, sondern den öffentlichen Dienst und die Kapitalgesellschaften. Wie falsch der Arbeitsmarkt jetzt schon besetzt ist, zeigt der dramatische Mitarbeitermangel der produktiven Handwerksbetriebe bei Lehrlingen und Gesellen einerseits und die inzwischen mehrheitlich unproduktive Produktion von Akademikern durch die geisteswissenschaftlichen Hochschulen. Wären allein die 40% gescheiterten Studenten rechtzeitig in eine praktische Ausbildung ins Handwerk gegangen, wäre die Schere zwischen Angebot und Bedarf auf dem Arbeitsmarkt nicht ständig weiter auseinandergegangen.

    Mit der vorstehenden Entwicklung der falschen Ausbildung hängt es zusammen, dass nicht wie früher die Arbeitslosigkeit vom Alter her ein Problem der zunehmend älteren Mitarbeiter ist – die Arbeitslosenquote der Älteren liegt nur bei knapp 21% –, sondern dass von 2019 bis heute der Anteil arbeitsloser junger Menschen auf rund 29% gestiegen ist.

    Auch hieran zeigt sich, dass der Mittelstand vor allem auch seine älteren Mitarbeiter hält, weil sie für ihn unverzichtbar sind. Solange nicht ausreichend jüngere Mitarbeiter von der theoretischen in die praktische Qualifikation überwechseln, wird zunehmen, dass die falsche Ausbildung der Jüngeren durch unproduktive Qualifikation direkt in die Arbeitslosigkeit dieser fehlausgebildeten Akademiker führt.

    Vergleicht man die Branchen, in denen sich die Arbeitslosigkeit am stärksten auswirkt, so wirkt sich der Zusammenbruch des Baugewerbes auf minus 52,5% der Beschäftigung, bei der Digitalisierung des Finanz- und Versicherungswesens auf - 48,1%, der Rückgang des verarbeitenden Gewerbes auf - 44,6% und die sonstigen Dienstleistungen auf - 38,9% aus ³.

Ob die Regierung durch einseitige Subventionsförderung und Steuerermäßigung (30% Sonderabschreibung) der Kapitalgesellschaften den Arbeitsmarkt wesentlich beeinflussen kann, scheint fraglich, wenn man bedenkt, dass der Anteil der Großunternehmen an den Sozialversicherungsbeschäftigten durch zunehmende Automatisierung der Massenproduktion auf inzwischen nur noch 13% gesunken ist ⁴.

Berücksichtigt man ferner, dass mehr als 70% der Großunternehmen Ausländern gehören, also deren Gewinne steuerfrei ins Ausland gehen, wird der Steuersenkungs- und Subventionseffekt der Bundesregierung für die deutsche Wirtschaft noch geringer.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Betrieben der privaten Wirtschaft hängt eben von den mittelständischen Personalunternehmen ab, vor allem von den 83,5% Kleinstunternehmen, in denen der Unternehmer und Freiberufler allein mit höchstens bis zu 10 Mann seine Wirtschaftsleistung erbringt. 14% weitere Unternehmen sind kleine Unternehmen mit Beschäftigung von bis zu 25 Mitarbeitern. Nur 2% der mittleren Unternehmen haben bis 250 Mitarbeiter. Der Mittelstand ist also kleinbetrieblich dominiert und damit auch personalintensivst.

Wer die Großwirtschaft fördert und für die Masse der kleinen und mittleren Personalunternehmen Steuern und Sozialabgaben ⁵ erhöht, kann im Mittelstand keine Begeisterung und Aufbruchstimmung erzeugen. Und wenn der Mittelstand nicht optimistisch ist, wird die ganze Wirtschaft keinen Aufschwung bringen.

Die Arbeitsmarktstatistik zeigt also, wo die eigentlichen Korrekturen notwendig wären: Von unproduktiver zu produktiver Ausbildung. Nicht die kapitalintensiven Konzerne, sondern der personalintensive Mittelstand bringen Arbeitsplätze.

Deshalb bringt nicht die Subventionierung und Steuerbefreiung von 4% unserer Kapitalgesellschaften, sondern nur von 96% unserer Inhaberbetriebe und nicht mehr Subventionen und Sozialleistungen, sondern mehr Freiheit (von Bürokratie) und Selbstverantwortung (nur Entnahme als Gewinn besteuern) einen neuen Aufschwung und vielleicht ein Wirtschaftswunder, wie wir es unter Ludwig Erhard schon einmal gehabt haben.


© Prof. Dr. Eberhard Hamer
Mittelstandsinstitut Niedersachsen e.V.



¹ IW, Bundesagentur für Arbeit, FAZ-Grafik 25.06.25
² Darunter auch die sog. "Beauftragten" für allen möglichen Unsinn
³ Institut für Arbeits- und Berufsforschung, FAZ-Grafik 365 vom 25.06.2025
⁴ Vgl. Hamer/Jörgens "Wer ist Mitteltand?", Hannover 2021, S. 165
⁵ Sozialabgabenerhöhung für "Gutverdiener" durch die Regierung



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