Trumps Zollpolitik könnte die USA selbst versenken
24.08.2025 | Prof. Dr. Eberhard Hamer
Trump hat dem Welthandel den Kampf angesagt, weil er nahezu allen Handelspartnern der USA anscheinend willkürlich die Zölle zwischen 10 und 40% erhöht. Seine Parole: "Make America great!" will er auf Kosten der Handelspartner durchsetzen. Dabei geht es ihm nicht nur um eine Machtdemonstration, sondern auch um handfeste wirtschaftliche Gründe:
- Die USA haben ein wachsendes Handelsbilanzdefizit von ca. 1,29 Bio. Dollar – neben den Militär- und Zinskosten (je 1 Bio. Dollar) das größte und sogar ständig wachsende Wirtschaftsungleichgewicht, welches die USA (37 Bio. Dollar Überschuldung) schon bei geringen Zinssteigerungen von 2 oder 3% nicht nur zur Verschuldung getrieben hat, sondern darüber hinaus auch zur Zahlungsunfähigkeit treiben kann. Trump muss also irgendetwas tun, um die Handelsbilanz auszugleichen. Zölle sind ein Mittel dazu.
- Die wachsenden US-Schulden können darüber hinaus durch Zolleinnahmen reduziert werden. Immerhin verspricht sich Trump Zolleinnahmen von mehr als 1 Bio. Dollar aus den erhöhten Zöllen und glaubt, damit wesentliche Entlastung für seinen Staatshaushalt zu erzielen.
Wirtschaftliche Maßnahmen haben aber nicht nur eine Wirkung, sondern auch Folgewirkungen, die schädlicher sein können als die Erstwirkung.
1. Zollwirkungen in den USA selbst
Von den Zöllen verspricht sich Trump eine Verstärkung der einheimischen Industrie, dass nämlich die durch Zölle zu teuer gewordenen ausländischen Produkte im Inland produziert werden (z. B. Autos) und damit nicht nur das Sozialprodukt, sondern auch die Arbeitsplatzzahl steigen. Zölle sind also im Grunde eine Subventionierung einheimischer Produktion und einer Abwehr von Importen zur Steigerung der eigenen Produktion.
Die Wirkung der Zölle auf Produktionsverlagerungen in die USA ist bisher beschränkt gewesen. In den meisten Fällen blieb die Produktion im Ausland, verteuerte sich aber um den Zollsatz in den USA. Insofern haben die Zölle die Importkosten erhöht und zu Preissteigerungen in den USA geführt, so dass letztlich der amerikanische Bürger die Zölle überwiegend tragen muss und sich die Zölle so zum Inflationstreiber in den USA selbst entwickeln.
Von Zöllen verursachte steigende Inflation entwertet den Dollar international (Dollarkurs). Die Abwertung des Dollar reduziert nicht nur die Handelsbeschränkungen der Zölle, sondern wertet auch alles Dollarvermögen und vor allem die Dollaranleihen in der Welt ab. Der Schaden könnte größer sein als der Finanzgewinn aus den Zöllen der USA.
Zölle reduzieren auch die Handelsströme des zollerhebenden Landes (USA) und bedeuten insofern eine Importbeschränkung und Verknappung solcher Güter, die nicht in den USA selbst oder nicht zu gleichen Preise produziert werden. Das bedeutet praktisch eine Minderversorgung des einheimischen Marktes der USA.
Wenn ein Land Zölle gegen seine Handelspartner verhängt, werden sich die Exporteure der anderen Länder umorientieren und alternative Märkte suchen und bedienen. Durch Zollpolitik findet also immer eine Veränderung der Handelsströme statt zum Schaden des Zolllandes.
Nicht zu vergessen ist, dass Zollkrieg immer auch Wirtschaftskrieg ist, unfreundliche Handlung eines Landes gegen die Handelspartner – sogar Machtmissbrauch der marktbeherrschenden Stellung –, das Gegenteil von Freiheit und Frieden. Wird der Handelskrieg fast gegen die ganze Welt geführt, wird er zum Welthandelskrieg mit weltweiten Auswirkungen und der Möglichkeit – wie beim Ukraine-Krieg – einer Verschärfung bis hin zum Waffenkrieg. Zolltreiber sind also immer auch Wirtschaftskriegstreiber.
2. Zollwirkungen in den Handelspartnerländern
In den zollbesteuerten Ländern führen die Zölle zu Gewinnverlusten der Exporteure, Produzenten der zollbesteuerten Waren in Höhe der Zölle. Dies kann für ganze Branchen in einzelnen Ländern (z. B. Stahl) tödlich sein, je nachdem, wie hoch ihr Exportanteil der zollbesteuerten Produktion ist.
Der Gewinnverlust der zollbesteuerten Betriebe und Branchen führt zu Umsatzrückgängen, zur Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts bis hin zum Zusammenbruch von Exportbranchen und Rezession. Deutschland ist immerhin zu einem Drittel seines BIP außenhandelsabhängig, deshalb von Zollangriffen besonders verwundbar.
Die Wirtschaft des zollbesteuerten Landes wird versuchen müssen, Importeure in anderen Ländern zu gewinnen (Substitution der Handelspartner) und durch Gegenzölle und andere Gegenmaßnahmen der Zollwillkür, z.B. der USA, entgegenzutreten. Alle Gegenmaßnahmen sind aber ebenfalls Aufnahme von Zollkrieg und Wirtschaftskrieg und könnten leicht eskalieren (weshalb von der Leyen sich nicht getraut hat, zu widersprechen).