BullionStar: Rick Rule: Warum Gold bei einem Wertverlust des Dollar 10.000 Dollar erreichen könnte

In einem ausführlichen Interview mit Claudia Merkert von BullionStar äußerte sich der legendäre Rohstoffinvestor Rick Rule offen über die Lage auf den Gold- und Silbermärkten, die Nachfrage der Zentralbanken, die fiskalpolitische Realität in den USA und sein bevorstehendes Projekt Battle Bank. Rule, Gründer und CEO von Rule Investment Media, war zuletzt im Dezember 2022 auf dem Kanal von BullionStar zu sehen, als Gold bei rund 1.800 US-Dollar gehandelt wurde. Seitdem haben sich sowohl Gold als auch Silber fast verdoppelt, und die Stimmung hat sich dramatisch verändert.


Gold und der Rückgang des Dollar

Rule argumentiert, dass die Entwicklung des Goldpreises untrennbar mit den Sorgen um die Kaufkraft des US-Dollar verbunden ist. "Gold entwickelt sich gut, wenn die Menschen sich Sorgen um den Erhalt ihrer Kaufkraft in auf Fiatwährungen lautenden Sparprodukten machen", erklärte er. In Anlehnung an die 1970er Jahre erwartet er, dass der Dollar in den nächsten zehn Jahren bis zu 75% seiner Kaufkraft verlieren könnte - und dass der Nominalpreis von Gold entsprechend steigen und bis 2035 möglicherweise 10.000 bis 12.000 US-Dollar erreichen könnte.

Er betonte, dass es sich hierbei nicht um eine relative Währungsschwäche handelt: "Ich habe keine Angst um den Dollar im relativen Sinne. Mit anderen Worten, ich glaube nicht, dass er gegenüber dem Pfund, dem Euro oder dem kanadischen Dollar unbedingt schlecht abschneiden wird. Aber im absoluten Sinne vermute ich, dass der Dollar seine Performance aus den 1970er Jahren wiederholen wird."


Asien führt, der Westen hinkt hinterher

Auf die Frage nach den Unterschieden in der Goldnachfrage zwischen Ost und West verwies Rule auf die Sanktionspolitik der USA als Katalysator für asiatische Zentralbanken. "Durch die Instrumentalisierung des Dollar... und den Diebstahl von 300 Milliarden Dollar russischer Bestände an US-Staatsanleihen haben die USA die Zentralbanken gezwungen, Gold als Verteidigungsmaßnahme zu kaufen."

China, so Rule, spiegele auch eine tiefe kulturelle Affinität und hohe Sparquoten wider: "Es gab eine große Nachfrage nach Gold, die nicht befriedigt werden konnte, als der private Besitz verboten war. Jetzt, wo er gefördert wird, ist die Nachfrage sehr stark."

Im Gegensatz dazu beginnen westliche Investoren gerade erst, wieder aufzuwachen. "Die Zuflüsse von Privatanlegern in Gold-ETFs haben erst vor 20 bis 22 Wochen ernsthaft begonnen", beobachtete er und verglich die aktuelle Phase mit den frühen 1970er Jahren, bevor Gold "in den Fokus der Aufmerksamkeit aller rückte".


Portfolioabsicherung vs. Spekulation

Rule betrachtet physisches Gold weiterhin als Portfolioabsicherung und nicht als Spekulationsobjekt. Er hält rund 9% seines Vermögens in Goldbarren und merkt an, dass dieser Anteil organisch gewachsen ist, da Gold nach dem Verkauf seiner Immobilienbestände im Jahr 2022 eine bessere Performance als Bargeld erzielt hat.

Goldaktien hingegen bieten einen Hebeleffekt nach oben. "Das goldene Dreigespann – Wheaton Precious, Franco-Nevada und Agnico Eagle – hat sich spektakulär gut entwickelt", sagte er und beschrieb den klassischen Verlauf eines Gold-Bullenmarktes von Goldbarren über Senior-Minenunternehmen bis hinunter zur Qualitätskurve.


Silber: Das Metall der Spekulanten

Wenn Gold eine Versicherung ist, dann ist Silber Adrenalin. Rule geht davon aus, dass Silber eine Outperformance erzielen wird, sobald sich die Dynamik ausweitet. "Wenn sich die Führungsrolle von Gold auf Silber verlagert, brauchen Sie Rick Rule nicht, um Ihnen das zu sagen. Wir werden nicht über einen Anstieg von 36 auf 38 Dollar sprechen. Wir werden über eine viel dramatischere Entwicklung sprechen", sagte er.

Obwohl die industrielle Nachfrage eine Rolle spielt, betont er, dass die größten Preissprünge bei Silber monetärer Natur sind. "Nach meiner 50-jährigen Erfahrung sind die wirklich dramatischen Preisanstiege bei Silber immer monetäre Phänomene", betonte er.


Marktsignale von Milliardären

Auf die Frage nach den viel beachteten Schritten von Warren Buffett, Jeff Bezos und Ray Dalio räumte Rule deren Bedeutung ein, wies jedoch darauf hin, dass die Liquidität die dominierende Kraft auf kurze Sicht sei. "Family Offices schwimmen im Geld und suchen nach Ideen", sagte er. Er warnte jedoch davor, dass Zinssenkungen in den USA angesichts der Inflation ein Signal für die Aufgabe der Integrität des Dollar sein könnten – ähnlich wie Ende der 1970er Jahre – und einen "Goldrausch" auslösen könnten.


Über Resets, Bitcoin und staatliche Disziplin

Rule wies Gerüchte über einen von der Regierung initiierten "Gold-Reset" als Hype zurück. "Glücklicherweise können BullionStar-Kunden ihren eigenen Reset durchführen. Auf die Regierung zu warten, erscheint mir weit hergeholt", witzelte er. Für ihn ist die Disziplin des Goldes genau der Grund, warum Regierungen es meiden: "Der Zweck der Regierung ist es, von einer Wählerschaft zu stehlen und einer anderen zu geben. Gold verhindert, dass von den Ungeborenen gestohlen wird."

Was Bitcoin angeht, so stand er dessen "Reserve"-Behauptungen skeptisch gegenüber, erkannte jedoch dessen Nützlichkeit für grenzüberschreitende Überweisungen an. Er kam zu dem Schluss, dass sowohl Gold als auch Bitcoin in globalen Portfolios nach wie vor eine marginale Rolle spielen – zusammen weniger als 1% der gesamten Ersparnisse –, sodass Raum für Wachstum bleibt, ohne dass sie sich gegenseitig verdrängen.


Rules Ratschlag für neue Investoren

Für Anfänger war Rules Ratschlag ganz praktisch: "Lesen Sie viel viel. Glauben Sie mir nicht einfach alles. Ihr größtes Anlagerisiko liegt zwischen deinem linken und rechten Ohr." Er betonte, wie wichtig Geduld und Sparsamkeit sind: "Ohne Kapital können Sie kein Kapitalist sein. Legen Sie mindestens 10% deines Bruttoeinkommens beiseite, egal was passiert."


Battle Bank: Ein neues Unternehmen

Mit 72 Jahren ist Rule noch lange nicht bereit, sich zur Ruhe zu setzen. Er gab Pläne zur Gründung der Battle Bank bekannt, einer filiallosen Bank, die Kosten senken, Zinsen auf Einlagen zahlen und Kredite gegen Gold und Silber als Sicherheiten vergeben soll – mit einer Mindestanlage von zunächst 100.000 US-Dollar, wobei er hofft, diese Schwelle auf 20.000 US-Dollar senken zu können.

"Wir betrachten Gold und Silber als hervorragende Sicherheiten. Sie werden rund um die Uhr gehandelt. Wenn Sie aus irgendeinem Grund beschließen, mich nicht zu bezahlen, könnte ich Ihre Sicherheiten in den Sicherheitenhimmel schicken", bemerkte Rule trocken. Die behördliche Genehmigung wird in Kürze erwartet, die Einführung für die Öffentlichkeit soll bald darauf folgen.


Schlussfolgerung

Von Warnungen vor der Erosion der US-Finanzlage bis hin zum explosiven Potenzial von Silber – Rick Rules Erkenntnisse spiegeln seine langjährige Erfahrung auf den Rohstoffmärkten wider. Seine Botschaft an Anleger ist klar: Disziplin, Geduld und die Bereitschaft, reale Vermögenswerte zu besitzen, sind nach wie vor zeitlose Strategien.


© BullionStar



Dieser Artikel wurde am 27. August 2025 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.