Das "Banknoten-Paradoxon"
30.08.2025 | Vertrauliche Mitteilungen
Ungeachtet der abnehmenden Bedeutung von Geldscheinen und Münzen auch bei den täglichen Zahlungen nimmt im Euroraum die Bargeldmenge beständig zu. In letzter Zeit zwar etwas langsamer als noch vor einigen Jahren (was man als Ausdruck zunehmender Geldknappheit in den deutschen Haushalten interpretieren kann), aber noch immer stetig. Aktuell lagern rund 400 Mrd. Euro Bargeld in den Schränken und Tresoren der deutschen Haushalte, Euroraum-weit sind es mehr als 1,5 Billionen!
Das Phänomen einer steigenden Bargeldmenge bei einem gleichzeitig abnehmenden Barzahlungs Volumen wird Bundesbankintern als "Banknoten-Paradoxon" bezeichnet und ist laut einer Bundesbank Sprecherin "seit vielen Jahren ... in vielen Ländern" zu beobachten.
In bar werden nämlich immer häufiger nur noch die kleinen Rechnungssummen beglichen. So wurde laut Bundesbank im Jahr 2023 beispielsweise noch die Hälfte aller Bezahlvorgänge in bar abgewickelt, das Zahlungsvolumen machte jedoch nur noch ein rundes Viertel aller Bezahlvorgänge aus.
Doch warum ist immer mehr Bargeld im Umlauf, wenn es doch im Alltag der Menschen in Deutschland eine immer geringere Rolle spielt?
"Der Euro wird sehr stark gehortet", weiß dazu der Chef des Münchner Banknoten-Herstellers Giesecke-Devrient, Ralf Wintergerst, zu berichten. Er sieht vor allem die "Unsicherheit als treibenden Faktor“. Und der auf die Beurteilung von Zahlungswegen spezialisierte Unternehmensberater Johannes Gärtner bringt neben der um sich greifenden Unsicherheit zwei weitere Faktoren ins Spiel:
Die Schattenwirtschaft und der zunehmende Wunsch auch der sogenannten "kleinen Leute" in Deutschland und dem Ausland nach einem kleinen Euro-Bargeldvorrat. Man weiß ja nie, lautet der dahinter stehende Gedanke, was noch kommt...
An der hohen Bedeutung des Euro-Bargeldes wird sich allein schon deshalb so schnell nichts ändern und entgegen früheren Mutmaßungen hat sich die Deutsche Bundesbank nunmehr den Erhalt des Bargeldes ganz offen auf die Fahne geschrieben.
Dies nicht zuletzt auch als Vorsorge für den Krisenfall eines Blackouts. Denn eine beeinträchtigte oder gar für geraume Zeit ganz ausfallende Stromversorgung würde den bargeldlosen Zahlungsverkehr sehr schnell zum Erliegen bringen, während dann mit Scheinen und Münzen noch ganz normal weiter gezahlt – und damit Handel getrieben – werden könnte.
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Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4660