Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Goldpreis steigt, da sich Anleger auf Zinssenkungen und anhaltende Inflation einstellen

07.09.2025  |  Frank Holmes
Die Märkte legten kräftig zu, nachdem Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve, in Jackson Hole angedeutet hatte, dass die US-Notenbank möglicherweise bereit sei, die Zinsen im September zu senken. Händler werteten dies als grünes Licht, während Goldman Sachs, J.P. Morgan, Barclays und andere ihre Prognosen rasch anpassten. Das CME FedWatch-Tool beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September nun auf fast 90%.

Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Fed die Zinsen nicht senkt, weil die Wirtschaft boomt (was kontraintuitiv wäre). Sie senkt sie, weil erste Risse im Fundament sichtbar werden, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig könnten die umfassenden Zölle von Präsident Donald Trump die Inflation anheizen, wodurch Powells Aufgabe politischer denn je wird.

Dieses Tauziehen zwischen Fiskal- und Geldpolitik trifft den Kern der heutigen Investitionslandschaft. Und nirgendwo sind die Folgen vielleicht deutlicher zu sehen als beim Immobilienmarkt und beim Gold.


Der Rückgang der Erschwinglichkeit auf dem US-Immobilienmarkt

Wenn man Amerikaner fragt, was der amerikanische Traum bedeutet, antworten 75% davon, dass dazu auch der Besitz eines Eigenheims gehört. Das geht aus einer Umfrage von Realtor.com vom Januar hervor. Die Daten zeigen jedoch, dass dieser Traum immer mehr verblasst.

Im zweiten Quartal dieses Jahres sank die Wohneigentumsquote auf 65%, den niedrigsten Stand seit 2019 und deutlich unter dem Höchststand von 69% im Jahr 2004. Die Erschwinglichkeit ist auf einem Mehrjahrestief. Der Grund dafür? Eine perfekte Sturmkonstellation aus hohen Hypothekenzinsen und Immobilienpreisen, die zwar gegenüber ihren Höchstständen im Juni zurückgegangen sind, aber für viele Amerikaner immer noch unerschwinglich sind.

Open in new window

Laut dem Harvard Joint Center for Housing Studies betrug das Jahreseinkommen, das erforderlich war, um die Zahlungen für ein Haus zum Durchschnittspreis zu leisten, im Jahr 2021 insgesamt 79.000 US-Dollar. Bis 2024 war es auf 127.000 US-Dollar gestiegen, was einem Anstieg von 60% in nur drei Jahren entspricht. Das mittlere Haushaltseinkommen hat sich hingegen kaum verändert.

Die Kosten für den Kauf von Eigenheimen steigen in den USA weiter an.

Open in new window
Quelle: Joint Center for Housing Studies of Harvard University, Census Bureau, U.S. Global Investors


Diese Lücke könnte erklären, warum Käufer sich zurückziehen. Im Juli wurden fast 60.000 Kaufverträge für Wohnimmobilien gekündigt – das sind 15% aller ausstehenden Verkäufe und laut Redfin die höchste Quote, die jemals für einen Juli verzeichnet wurde. In San Antonio, dem Heimatort von U.S. Global Investors, zieht sich jeder fünfte Käufer nach Unterzeichnung eines Vertrags zurück.


In den meisten US-Städten ist Mieten mittlerweile die günstigere Option

Die Belastungen beschränken sich nicht nur auf Hypotheken. Der durchschnittliche Amerikaner zahlt mittlerweile fast 2.800 Dollar im Jahr für seine Hausratversicherung, was einem starken Anstieg entspricht, da Inflation, Lieferkettenstörungen und extreme Wetterbedingungen ihren Tribut fordern. In Nebraska und Oklahoma, wo Hagel und unbeständiges Wetter häufig vorkommen, sind die Prämien fast dreimal so hoch wie im nationalen Durchschnitt.

Das Ergebnis ist, dass zum ersten Mal seit Jahrzehnten das Mieten weitaus günstiger ist als der Kauf einer Immobilie. Laut Bloomberg kostet der Kauf in 49 von 50 großen US-Metropolen mehr als das Mieten. Dies kehrt das Drehbuch des generationsübergreifenden Vermögensaufbaus um. Während eines Großteils der US-Geschichte war der Kauf einer Immobilie der sicherste Weg, um Vermögen aufzubauen. Heute ist dieser Weg für jüngere Familien aufgrund der hohen Preise unerreichbar.


Powell steht zwischen schwachem Arbeitsmarkt und Inflationsrisiko unter Druck

All dies bringt Fed-Chef Powell in eine Zwickmühle. Einerseits schwächt sich der Arbeitsmarkt ab, und es gibt politischen Druck seitens des Präsidenten, die Zinsen aggressiv auf 1% zu senken. Andererseits könnten Zölle zu einer hartnäckigen Inflation führen. Bei einer zu frühen Zinssenkung riskiert die Fed, die Preise noch weiter in die Höhe zu treiben. Wartet sie zu lange, kommt es zu Entlassungen.

Die Wall Street ist gespalten. Einige Analysten erwarten Zinssenkungen sowohl im September als auch im Dezember, während andere warnen, dass eine Senkung zum jetzigen Zeitpunkt ein "politischer Fehler" sein könnte. Klar ist, dass die Fed zunehmend politisiert wird und die Unabhängigkeit der Zentralbank gefährdet ist. Powell wurde von Trump öffentlich angegriffen, der sogar seinen Rücktritt gefordert hat.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2025.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"