Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Gold & Antimon: Strategische Metallbrüder im Geiste

30.09.2025  |  Hans Jörg Müllenmeister
Aus den Tiefen der Erde steigt ein geopolitisches Drama empor: Dort, wo Gold und Antimon in seltener Nachbarschaft lagern, formt sich ein strategischer Doppelstern – ein metallisches Zwillingssystem, das in Zeiten globaler Unsicherheit neue Bedeutung gewinnt. Antimon, einst als bloßes Nebenprodukt des Goldabbaus belächelt, tritt aus dem Schatten und offenbart sich als kritisches Mineral von nationaler Tragweite.

Da bekommt selbst Goldhamster Donald Trump lange Zähne: Die einzige US-Mine mit diesem metallischen Doppelpack entfacht geopolitische Begehrlichkeiten. Perpetua Resources Corp. erhielt grünes Licht, sein milliardenschweres Gold-Antimon-Projekt "Stibnite" in den Berglandschaften Idahos auszubauen – ein Meilenstein auf dem Weg zur Rohstoffsouveränität der Vereinigten Staaten.

Die "fatale" Doppelfunktion dieser Metalle in Krisenzeiten – Gold als Fluchtwährung, Antimon als Härter kriegstauglicher Munition – eröffnet ein beunruhigendes Spannungsfeld. Sie wirken wie eine alchemistische Gleichung: Das eine Metall beruhigt die Märkte, das andere stärkt die Waffen. Beide sind gefragt, doch in gegensätzlicher Ausprägung – das macht sie zu schrägen Brüdern im Geiste, zu paradoxen Begleitmineralen, die sich chemisch kaum berühren, aber symbolisch unser vertracktes Zeitalter spiegeln.


Das Stibnite-Projekt: Geschichte, Profit und Vision

Die Stibnite-Mine, ein Relikt aus dem späten 19. Jahrhundert, wurde besonders während des Zweiten Weltkriegs intensiv betrieben – Antimon war gefragt für die Munitionsproduktion. Heute ist sie ein Paradebeispiel für die Altlasten des historischen Bergbaus: Schwermetalle und Zyanid-Rückstände aus früheren Goldgewinnungsverfahren belasten das Terrain. Die geplante Wiederinbetriebnahme geht mit umfassenden Sanierungsversprechen einher – und mit ökologischen sowie politischen Spannungen.

Perpetua Resources erschließt das Gebiet nun neu im Rahmen des "Stibnite Gold Project". Der Goldabbau ist dabei nicht nur wirtschaftlich bedeutsam, sondern steigert zugleich die Rentabilität des Antimon-Abbaus.

Für Edelmetall-Enthusiasten gilt die Aktie von Perpetua Resources als spekulatives Investment mit strategischem Rückenwind durch die US-Rohstoffpolitik. Ein Blick auf die Chart-Entwicklung seit Februar 2025 lohnt sich – und das, obwohl bislang keine einzige Unze Gold produziert wurde. Wer an den Erfolg des Projekts glaubt und Geduld mitbringt, könnte langfristig profitieren. Prognostiziert wird ein Jahresausstoß von etwa 450.000 Unzen Gold bei einer Minenlaufzeit von rund 15 Jahren. Die Antimon-Vorkommen belaufen sich auf etwa 67.000 Tonnen, mit einem geplanten Jahresausstoß von rund 3.175 Tonnen.

Wie "brisant" Antimon ist, zeigt die Aktie von US Antimon, die sich in diesem Jahr versiebenfachte.


Profitabilität auf Weltklasseniveau

Sollte das Projekt wie geplant umgesetzt werden, entstünde nicht nur eine der größten Goldminen der USA, sondern auch eine der profitabelsten weltweit. Die Förderkosten für Gold sind seit 2000 von 300 US-Dollar je Unze auf 1.358 US-Dollar im ersten Quartal 2023 gestiegen. Stibnite wäre dennoch außergewöhnlich profitabel, da das Gestein im Tagebau mit einem hohen Erzgehalt von 1,43 Gramm Gold pro Tonne abgebaut werden kann – ein Wert, der sonst nur im Untertagebau erreicht wird.

Die geplante Verarbeitungskapazität liegt bei stolzen 22.050 Tonnen pro Tag – zwei Drittel der Kapazität von Canadian Malartic, Kanadas größter Goldmine. Gefördert werden sollen jährlich 297.000 Unzen Gold – ein Wert, der sich mit den ganz Großen messen kann.


Perpetua Resources: Ein Neustart mit Vision

Midas Gold, wie Perpetua bis 2021 hieß, arbeitet bereits seit 2011 am Stibnite-Projekt. Der neue Name "Este Perpetua" – "es sei ewig" – soll nobel ausdrücken, dass die Ressourcen Idahos auch kommenden Generationen zugutekommt. Die jüngst erteilten Genehmigungen für den Minenbetrieb gelten als Trigger für einen möglichen Aktienkursanstieg. In US-Börsenbriefen war gar von einem 12.500%-Kursgewinn die Rede – eine Übertreibung, wie sie im spekulativen Umfeld nicht unüblich ist. Doch mit 4,8 Millionen Unzen gesicherter Goldreserven zählt Perpetua – abgesehen von den Branchenriesen Barrick Gold und Newmont – zu den Schwergewichten der US-Goldszene.


Ungewöhnliches Antimon-Vorkommen auf den Antipoden

In Wai-o-Tapu, wo die Erde brodelt und dampft, steigt heißes Wasser aus dem Inneren empor – übersättigt mit Mineralien, geladen mit Energie. Es sammelt sich in kleinen Seen, deren Ränder sich orange färben: amorphes Antimonsulfid, geboren aus wässriger Lösung, legt sich wie ein Alchemisten-Schleier an die Ufer. Doch Schönheit trügt. Das leuchtende Orange birgt Geschichte – von Alchemie bis Artillerie. Antimon, das Element der Dualität: ästhetisch und toxisch, medizinisch und militärisch. Neben ihm schimmert das Wasser gelb-grün, gefärbt vom ausgefallenen Arsensulfid – ein surrealer Kontrast, wie gemalt von der Natur und gewarnt von der Chemie:

Ein Ort von malerischer Schönheit – und trügerischem Wesen.


Antimon (Sb) – Zwischen Heilkunst und Härte

Antimon – ein Metall mit doppeltem Gesicht, ein Januskopf der Moderne. Schon im Mittelalter galt es als mystisches Heilmittel. Paracelsus pries es als "Metall der Reinigung", das den Körper von "schlechten Säften" befreien könne. Später fand es seinen Weg in die Tropenmedizin – etwa zur Behandlung der Leishmaniose. Heute begegnet es uns in Bremsbelägen, wo es für kontrollierten Abrieb sorgt – ein "Metall der Kontrolle". In Munition erhöht es die Durchschlagskraft – ein Metall der Konfrontation.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2025.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"