Gold – Euphorie mit Warnzeichen am Horizont
29.09.2025 | Florian Grummes

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Das aus dem viermonatigen Dreieck abgeleitete Kursziel bei ca. 3.750 USD wurde bereits erreicht. Bis zum nächsten großen Meilenstein bei 4.000 USD bleibt noch etwas Luft. Sollte der Silberpreis in den kommenden Tagen oder Wochen tatsächlich die Marke von 50 USD anpeilen, sollte der Goldpreis davon profitieren und weiter mitziehen. Die letzten zwei bis drei Handelstage haben jedoch gezeigt, dass Gold allein nicht mehr über die nötige Dynamik verfügt.Insgesamt präsentiert sich der Tageschart weiterhin klar bullisch und eröffnet Chancen auf eine Ausdehnung der Rally in Richtung 3.800 USD, möglicherweise sogar bis 3.850 USD. Ob es den Bullen gelingt, auch den Durchbruch in Richtung 4.000 USD zu schaffen, bleibt abzuwarten bzw. fraglich. Ab Mitte Oktober beginnt erfahrungsgemäß die stärkste Phase für die Aktien- und Kryptomärkte. Eine entsprechende Kapitalrotation könnte den stark überkauften Edelmetallpreisen daher schon bald Gegenwind bescheren.
3. Terminmarktstruktur Gold

Commitments of Traders Report für den Gold-Future vom 27. September 2025. Quelle: Sentimenttrader
Zum Schlusskurs von rund 3.691 USD hielten die kommerziellen Händler am Dienstag, den 23. September, kumuliert eine Leerverkaufsposition in Höhe von 298.403 Gold-Future-Kontrakten. Im Zuge der kräftigen Gold-Rally der vergangenen Wochen hat sich die kommerzielle Netto-Short-Position erwartungsgemäß wieder deutlich ausgeweitet. Auch wenn die aktuellen Terminmarktdaten erneut ein klares Warnsignal senden, sollte man deren Aussagekraft aber weder überbewerten noch ignorieren. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die "Papiergold"-Jongleure die Kontrolle über den Goldmarkt verloren haben und nun vor allem die physische Nachfrage die Preisbildung bestimmt.
Auf Basis der Daten der letzten 25 Jahre liefert der CoT-Report ein starkes Verkaufssignal.
4. Sentiment Gold

Sentiment Optix für Gold vom 27. September 2025. Quelle: Sentimenttrader
Aufgrund der steilen Kursgewinne liefert der Stimmungsindikator Sentiment Optix für den Goldmarkt aktuell wieder deutlich erhöhte Optimismus-Werte. Man kann durchaus von einer Euphorie sprechen. Eine antizyklische Einstiegschance ist unter diesen Vorzeichen nicht gegeben. Vielmehr locken die kräftigen Preissteigerungen zunehmend unerfahrene Marktteilnehmer an, die auf den schnell fahrenden Zug noch aufspringen möchten.
Zwar ist Gold im Mainstream noch nicht zu einem allgegenwärtigen Gesprächsthema avanciert, doch die überhitzte Stimmungslage wird schon bald eine Abkühlung benötigen. Erfahrungsgemäß folgt auf derart steile Kursanstiege und Euphorie-Hochs zumindest eine mehrwöchige Korrekturbewegung oder ein scharfer und tiefer, schockartiger Rücksetzer.
Insgesamt zeigt sich das Sentiment in einem zu euphorischen Bereich und sendet ein Warnsignal, das Anleger keinesfalls ignorieren sollten.
5. Saisonalität Gold

Saisonalität für den Goldpreis über die letzten 17 Jahre vom 8. September 2025. Quelle: Sentimenttrader
Wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten hat der Goldpreis nach einer typischen Korrektur- bzw. Konsolidierungsphase über den Spätfrühling und Frühsommer hinweg Ende Juli und Mitte August seine zyklischen Sommertiefs markiert. Seither befindet sich der Goldmarkt in einer ausgeprägten Stärkephase, die erfahrungsgemäß ihren Höhepunkt im September erreicht.
Da das markante Hoch bei 3.500 USD jedoch erst Ende April ausgebildet wurde, hat sich der Zyklus in diesem Jahr vermutlich leicht nach hinten verschoben. Vor diesem Hintergrund ist in den kommenden Wochen – etwa bis Mitte, spätestens aber bis Ende Oktober – mit einem wichtigen Zwischenhoch zu rechnen.
Daraus ergibt sich, dass dem Goldpreis wohl bestenfalls noch ein paar Wochen Aufwärtspotenzial bleiben, bevor eine mehrwöchige Korrekturphase einsetzen sollte, die sich voraussichtlich bis mindestens Mitte Dezember hinziehen dürfte.
Insgesamt ist die saisonale Ampel bereits auf Dunkel-Orange gewechselt und mahnt zur Vorsicht.
6. Makro-Update – Die vier fundamentalen Treiber für den Goldpreis
Die steilen Kursanstiege im Edelmetallsektor unterstreichen eindrucksvoll, dass der Goldpreis weit mehr als nur ein technisches Chartphänomen ist. Hinter der Rally stehen starke und tieferliegende makroökonomische Kräfte, die dem Markt nachhaltig Auftrieb verleihen. Inflationserwartungen, Zinspolitik, globale geopolitische Unsicherheiten sowie die Entwicklung an den Kapital- und Währungsmärkten bilden dabei nur auf den ersten Blick zentralen Pfeiler. Wer den Goldmarkt verstehen und seine langfristige Dynamik einschätzen will, muss die wahren fundamentalen Treiber im Blick behalten.