Ole Hansen: Edelmetalle profitieren von US-Fiskalsorgen
Gold und Silber zeigen zu Beginn der Woche Stärke und setzen den Aufschwung vom Freitag fort – trotz steigender Anleiherenditen, schreibt Ole Hansen, Head of Commodity Strategy der Saxo Bank. Das Marktumfeld ist gemischt: Einerseits gibt es Anzeichen für eine Verlangsamung der US-Konjunktur, andererseits gibt es politische Fortschritte zur Beendigung des US-Shutdowns. Eine Einigung könnte die Veröffentlichung wichtiger Daten wiederherstellen und der Federal Reserve vor ihrer Sitzung im Dezember ein klareres Bild vermitteln. Dies würde die Erwartungen einer möglichen Zinssenkung stützen.
Noch wichtiger sei, dass das Ende des Shutdowns die fiskalischen Herausforderungen der USA verdeutlichen würde. Das Defizit nähert sich 6% des BIP und die schwächere Verbraucherstimmung sowie die nachlassende Konjunktur geben Anlass zu Bedenken hinsichtlich zusätzlicher Konjunkturmaßnahmen wie der vorgeschlagenen "Zolldividende" in Höhe von 2.000 $ für Haushalte mit niedrigem Einkommen.
Kritiker befürchten, dass dies die makroökonomischen Ungleichgewichte verschärfen könnte, indem zusätzliches Geld in eine Wirtschaft gepumpt wird, die bereits mit Inflation und einer nachlassenden Nachfrage zu kämpfen hat.
Steigende Anleiherenditen, die eher durch finanzpolitische Unsicherheiten als durch wirtschaftliche Stärke getrieben sind, haben in der Vergangenheit Edelmetalle gestützt, was deren Widerstandsfähigkeit erklärt, so Hansen. Gold hat die Widerstandszone von 4.045 $ durchbrochen und strebt nun die 4.075-Dollar-Marke an. Silber zeigt nach dem Durchbrechen der 49,30-Dollar-Marke Stärke und visiert die 50-Dollar-Marke an.
Das allgemeine Umfeld bleibt für Edelmetalle günstig, da sie in Zeiten makroökonomischer Unsicherheit florieren, insbesondere wenn die fiskalischen und politischen Risiken steigen. Angesichts der Sorgen um die finanzielle Gesundheit der USA und einer möglicherweise zurückhaltenden Fed bleiben die Investitionsargumente für Gold und Silber laut Hansen weiterhin stark.
Sollte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten Trumps Zölle für unzulässig erklären, könnte dies die Aktienmärkte beflügeln, geopolitische Spannungen abbauen und die Verschuldungssituation der USA verschlechtern. Letzteres wäre ein weiterer Faktor, der Edelmetalle stützt.
Gold könnte innerhalb des nächsten Jahres einen Wert von 5.000 $ und Silber einen Wert von 65 $ erreichen, meint Hansen, wenngleich die unmittelbaren Gewinne möglicherweise geringer ausfallen werden. Ein starker Preisanstieg würde auf eine außergewöhnlich starke Nachfrage sowie eine veränderte Anlegerstimmung hinsichtlich globaler Risiken hindeuten.
© Redaktion GoldSeiten.de