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Bodenlose Talsohle des Finanzsektors

10.04.2008  |  Jim Willie CB
Der US-Finanzsektor hat die Talsohle erreicht, das Schlimmste ist vorbei - das ist vorherrschende, angestrengte Stimmung. Die Mechanismen für eine Heilung seien also vorhanden und nun sei es auch Zeit, wieder zurück in die tieferen Fahrwasser der Gewinne zu steuern. Ich möchte den Gegenbeweis antreten! Der Finanzsektor holt nur einmal kurz Atem auf seinem langen Todesmarsch in Richtung Bond-Pleite und einer schrecklichen Auflösung der leichtsinnigen Hypothekenschaffung. Bond-Versicherer, die ausschließlich Bond versichern, sind weit davon entfernt, über ausreichend Kapital zu verfügen, um die kommenden, beachtlichen Verluste stemmen zu können; gleiches gilt für die Verlust-Einlagen der Banken.

Noch stehen Hunderte von Milliarden $ in überbewerteten Hypotheken-Bonds aus, die es auch bald ereilen wird. Nur nebenher: Der Rückgang der Immobilienpreise hat sich nicht einmal annähernd stabilisieren können. Die Stabilität der Immobilienpreise ist letztendlich das ultimative Kriterium für das Ende der Probleme mit den Banken-Bonds. Pausen sind nicht gleich Erholungen. Neue, wichtige, großangelegte, systemische Rettungsprogramme sind abgesegnet worden aber immer noch nicht angelegt oder gar umgesetzt. Ich sehe einer schmerzhaften Verzögerung bei der Umsetzung solcher Programme entgegen, während es in diesem Jahr zu zusätzlichen Bank- und Bond-Verlusten von riesigen Ausmaßen kommen wird, lange bevor die Behandlung effektive Auswirkung haben kann. Die Folgen für den US-Dollar und die US-Wirtschaft, die Gold- und Silberpreise sowie für die Energiepreise sind unmittelbar und definitiv.

Dieser da in die Welt gepumpte Unsinn, von wegen die Banken hätten die Probleme hinter sich gelassen, ist doch wohl eher Propaganda. Der Finanzsektor braucht dringendst eine Verschnaufpause. Er macht 20% des gesamten S&P 500 aus. Sie brauchen eine gewaltige Welle billigen Geldes, um ihre bankrotten Banken aufzuwerten. Ihre Insider warten auf die Chance Milliarden von Dollars, die in ihren Lebensersparnissen gebunden sind, auf die naive und leichtgläubige Öffentlichkeit abzuwälzen.

Die Wall Street möchte einen technischen Hüpfer sehen, einer, der von einer langen Reihe von Bullen-Plätzchen unterstützt wird, die der Öffentlichkeit als Schokoladensplitter verkauft werden. Sie brauchen gar nicht weiter als bis zur Bear-Stearns-Gaunerei zu schauen. Am Freitag dem 14. (Schade, dass es nicht der 13. gewesen ist) wurden Käufer zum getürkten Preis von 30 $ Dollar eingeladen. Bei einem getürkten Preis von 2 $ bis 3 $ wurde in der jüngsten Vergangenheit verkauft. Möglicherweise machte JP Morgan höchstpersönlich Milliarden-Gewinne, so wie auch andere Wall-Street-Insiders - mithilfe von komplett abgestimmten Aktien- und Optionsspielen.

Einige wichtige Botschaften kann man gar nicht übersehen. Niedrigere Zinssätze dürfen nicht als das Allheilmittel angesehen werden, das die vielschichtigen Probleme und Plagen des Bankensystems und der US-Wirtschaft heilen könnte. Große Zeitverzögerungen; noch Monate wird auf die Wirkung zu warten sein. Dieselben Gruppen, Agenturen, Experten und Sachverständigen, die schon die Marktspitze bei Aktien und Immobilien nicht sahen, können jetzt ebenso nicht die anhaltenden, beherrschenden Probleme der Banken und der Wirtschaft erkennen; Probleme, die mit Sicherheit immer wieder für tödliche, mächtige Rückschläge im System sorgen werden. Die US-Notenbank wird fälschlicherweise weiterhin als der Problemlöser angesehen, als eine allmächtige, in Ehren gehaltene, aktive Institution.

Zwei sehr wichtige Finanzwerkzeuge wurden eingesetzt, die man nicht unterschätzen sollte. Die Term Action Facility und die Term Security Lending Facility werden weiterhin Milliarden von Dollar in das Bankensystem pumpen - in Richtung Banken und Investmentbanken, die dann schließlich private "AAA"-Hypothekenbonds akzeptieren werden. Leider wurde schon eine ganze Reihe von Kettenreaktionen ausgelöst, die jetzt nur schwer zu stoppen sind. Der Schaden wächst stark an. So wie sich auch das Hypotheken-Debakel weit über die Subprime-Kredite hinaus erstreckt, so erstreckt sich die Krise im Finanzsektor weit über das Gebiet der Hypotheken-Bonds hinaus. Schauen sie auf die kommerziellen Hypotheken, die Unternehmensbonds, die Junk-Bonds aber auch auf die Auto-Kredite, Kreditkartenverträge und die daran hängenden Bonds. Eine Erholung kann nicht wirksam werden, ohne dass man die strukturellen Gestaltungsfehler in Bezug auf den Konsum und die Bubble-Generation angeht.

Die kleinen Investoren hatten sich in der Tech-Telecom-Bubble heillos "ver"-kauft, sie trieben die Kurse für Unternehmen nach oben, die keine Einkünfte hatten. Die kleinen Investoren kauften sich heillos in die Immobilienblase ein, indem sie die Preise für Häuser und die damit zusammenhängenden Finanzaktien mit Hypothekenhintergrund nach oben trieben, zu einer Zeit, als die Immobilien schon längst absurd überbewertet waren. Das gemeine Volk wird sich also bald einen strategisch wichtigen Punkt in den Warteschlangen vor den Tafelhäusern sichern, weil ihre Lebensersparnisse langsam schwinden, weil der Wert ihrer Häuser langsam sinkt, weil ihre Pensionsfonds langsam dahingehen. Die Arbeitsplatzsicherheit des Konsumenten sinkt; kaum Kredit, der ihm eine gesicherte Grundlage bieten könnte und ihm steht das Wasser zunehmend bis über den Hals unter den verkehrten Bedingungen zu denen die Immobilienkredite zurückzuzahlen sind.

Die US-Notenbank hat die monetäre Lenkung, die Kontrolle über die monetären Hähne und die monetären Heilmethoden schon vor langer Zeit verloren. Der historische Abstieg des US-Dollar ist das globale Zeugnis über ihr horrend zerstörerisches Vermächtnis. Der steigende Goldpreis ist die Sirene des weltweit gefühlten Finanzstresses. Wenn Gold wieder über die 1000 $-Marke und Silber wieder über die 20 $-Marke steigt, dann wird die Stresssirene wieder zu hören sein. Warten sie noch ein, zwei Wochen, damit sich die Marktstimmung von den Nachschussforderungen an die Hedgefonds, die in der letzten, hässlichen Woche koordiniert wurden, wieder erholen kann. Es kommt einem verdächtig vor, dass es zu diesen Nachschussforderungen kam, als J.P. Morgan Bear Stearns in Beschlag nahm. Reiner Zufall? Auf gar keinen Fall!




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