Wie beurteilen politische Insider die US-Finanzpolitik?

Man hat ja als normal Sterblicher kaum eine Chance, die Gedanken und Bewertungen der politischen Insider zu erfahren, und wenn man sie denn erfährt, ist es meistens zu spät. Ein gutes Beispiel dafür sind die von mir nicht sehr geschätzten Herren Norbert Blüm und Sir Alan Greenspan.

Während Norbertchen immer noch durch die Medienlandschaft tingelt (seine zerbrochene Schallplatte "die Rente ist sicher.." tut ihm offenbar keinen Schaden), wohl immer noch an die Sicherheit der Rente (er meint damit sicher seine eigene..) glaubt, hat sich Sir Alan vom Saulus zum Paulus gewandelt. Es wird nicht mehr lange Zeit dauern, bis er wieder zu seinem Wurzeln als liberaler Wirtschaftsmann zurückkehrt; vielleicht schreibt er dann wieder eines seiner so beliebten Essays wie "Gold und persönliche Freiheit", mit der er sich zu Gold bekannt hat. Ja, das war aber, bevor er Notenbank-Präsident wurde.

Wenn man aber die Meinungsäußerung eines Wissenschaftlers erfahren kann, der dem inneren Kreis angehört, das ist schon wichtig. Und - wenn man zum "Council of "Foreign Relations" eines der Power-Center in den USA und weltweit zählt - dann ist man Insider. Und das dürfte Dr. Benn Steil wohl sein, der vor den Kongress-Ausschuss "Committee on Homeland Security and Governmental Affairs" geladen wurde und dort ein Statement über die "Spekulation in Rohstoffen“ abgab.

Meine GATA-Freunde haben mir auf Umwegen Zugang zu diesem Kongress-Statement gegeben. Es ist lesenswert. Den Weg dahin zeige ich Ihnen unten auf.

Ich möchte den Inhalt kurz zusammenfassen; Dr. Steil erklärt, dass die Preisanstiege durchaus marktwirtschaftlichen Hintergrund (extremer Aufschwung in China, Indien, Russland und Brasilien) haben, aber die Regierungen weltweit (insbesondere die in den USA) mit ihrer Geldpolitik einen großen Teil der Verantwortung mit zu tragen hätten. Wer 30% der Mais-Produktion für die Äthanol-Produktion verbrauche und diese Verwendung von Weizen und Mai noch mit öffentlichen Mitteln fördere, müsse sich nicht wundern, wenn eine Knappheit ausbricht. Wer Zölle und Beschränkungen zusätzlich einführe, gefährdet nicht nur den freien Welthandel, sondern schotte die Märkte ab, die dann entsprechend panisch reagierten.

Dr. Steil spricht auch über die Waren-Preis-Blasen; er stellt sachlich fest, dass die Blasen nur gegen den Dollar und andere Papierwährungen bestehen, nicht aber gegenüber Gold, eine These und Aussage des von mir sehr geschätzten Börsenspezialisten Uwe Bergold, die in dem Rapport von Dr. Steil eindrucksvoll bestätigt wird. Ergebnis: Wir haben nur die falschen Nominatoren, um die Vergleiche anzustellen: In Gold gemessen, haben sich weder Rohöl, Weizen noch Mais wesentlich im Preise erhöht.

Dr. Steil kommt zum Ergebnis: "Wir haben kaum eine Rohstoff-Blase, wir haben eine Währungs- sprich: Liquiditäts-Blase". Es sind die Fehler der Geld- und Währungspolitik, die Geldschöpfung der Notenbanken und der Bankenszene insgesamt, die die Preise treiben. Dr. Steil empfiehlt, die Finanzindustrie zu bremsen, indem diese alle ihre Aktivitäten zu bilanzieren hätten. Dann wären viele unsinnige Gestaltungen der Banken wegen fehlenden Eigenkapitals gar nicht möglich geworden. Er empfiehlt eine neue Geldmarktpolitik der Notenbanken; dann würden die Exzesse abgebaut und die Wirtschaft viel solider. Von einer inflationsbedingten Flucht in die Sachwerte - also in die Rohstoffe - würde dann niemand mehr sprechen.

Wir werden es sehen, ob die Mitglieder des Hohen Hauses in Washington diese Leitsätze umwandeln berücksichtigen. Daher sollten Sie aus diesem Insider-Report Ihre eigenen Konsequenzen ziehen. Es sind nicht die Preise der Rohstoffe, die explodieren, es implodieren die Werte der Papiergeldwährungen.

Schaffen Sie sich ihre sachwertbezogenen Versicherungen, es sei denn, Sie rechnen mit der Weisheit der Volksvertreter in der Welt. Im Vertrauen und sagen Sie es bitte nicht weiter: Ich habe da so meine Zweifel


© Dr. Dietmar Siebholz



[i]NS: Wie kommen Sie zu dem Bericht? Rufen Sie www.resourceinvestor.com/pebble.asp?relid=42919 auf. Am Ende des Berichtes erscheint der Hinweis: "Dr. Steil gave a presentation to the Senate today, entitled: "Financial Speculation in Commodity Markets...." Rufen Sie diesen Bericht ab und drucken sie ihn aus. Viel Vergnügen bei der Lektüre[/]