Rohstoff-Report Kommentar: Xstrata Plc
31.01.2005 | Ralph W. Stemper

Wie Sie ja bereits wissen, war WMC bis 2002 in einem Unternehmen mit Alumina verbunden, die sich wegen des engen Verbundes mit Alcoa von WMC trennte. Die so geschrumpfte WMC hat sicherlich nicht das finanzielle Potential, um die Investitionskosten in Höhe von 2 Mrd. Euro sicherzustellen, die für den Ausbau ihres "Filetstücks", die Olympic-Dam-Mine notwendig wären. Olympic-Dam ist eines der weltgrößten Kupfer- und Uranbergwerke mit einem langen Reserveleben und niedrigen Abbaukosten. Das passt zu Xstrata. Ihre Stärke ist die Finanzierungskraft, ihre Schwäche die Kurzlebigkeit ihrer Reserven. Wir kommen hierauf noch zurück.
Qualität des Managements wird aber auch in allen anderen Bereichen des Unternehmens sichtbar: Kein Rohstoffunternehmen hat die Kosten so im Griff wie Xstrata. Die Verlagerung des Hauptsitzes nach Zug in der Schweiz brachte außerdem erhebliche Steuervorteile. Bei Preisverhandlungen für Kohle im Rahmen der langfristigen Verträge hat Xstrata durch beharrliches, geradezu "pokerhaftes" Warten, bis die Konkurrenz ihre Vereinbarungen unterschrieben hatte, die größten Zuschläge durchgesetzt. Sie erreichte Preiserhöhungen von über 60%, während sich die Konkurrenten zunächst mit ca. 30% zufrieden gaben.
Xstratas Price-Earning-Ratio (geschätzte 10 für 2004 und jeweils 7 für 2005 und 2006) ist ausgesprochen niedrig im Konkurrenzvergleich. Trotzdem gibt es unter Analysten bei keiner Minengesellschaft größere Meinungsdifferenzen. Während die Mehrheit weiterhin zum Kauf rät, haben die Skeptiker gute Argumente. In der Tat ist das Unternehmen trotz hervorragender Rentabilität aller Divisionen nicht ausreichend diversifiziert, um spartenübergreifend stabile Gewinne zu garantieren. Immerhin beträgt der Kohleanteil am Umsatz über 50% und der von Kupfer noch einmal nahezu 30%.
Obwohl Xstrata eine der bedeutendsten Zinkminen in ihrem Portfolio hat, macht ihr Umsatzanteil nur ca. 10% aus. Dieses Produktmix könnte natürlich auch ein Vorteil sein. Denn wie wir Ihnen in unserer Besprechung von Yanzhou Coal aufgezeigt haben, ist der Kohlebedarf Chinas und anderer Schwellenländer auf absehbare Zeit unersättlich.
Weitere Preiserhöhungen sind wahrscheinlich, und Xstrata würde davon überdurchschnittlich profitieren. Das allerdings nur für absehbare Zeit, denn die Gesellschaft hat bereits den Höhepunkt der Minenergiebigkeit überschritten. Ihre Reserven sind also im Vergleich zu anderen Rohstoffunternehmen, wie BHP Billiton, Rio Tinto oder CVRD, relativ kurzlebig. Deshalb scheint auch die Übernahme von WMC so wichtig zu sein. Die Beurteilung der Gesellschaft hängt also ganz wesentlich vom Gelingen dieser Übernahme ab, so dass ein Aktienkauf zur Zeit wenig Sinn machen würde. Wir erläutern heute deshalb vor allem die Chancen, die sich aus der so entstehenden neuen Xstrata ergeben könnten.
Was würde die Übernahme von WMC bringen? WMC ist sicherlich eine der attraktivsten Minengesellschaften, die noch zu haben ist. Sie verfügt über:
Die neue Xstrata wäre mit einem Schlag
Was kann noch schiefgehen? Es handelt sich um eine feindliche Übernahme.
Bleibt Rio Tinto, die jedoch kaum in dem von Xstrata exzellent gesetzten Zeitraum über Weihnachten und Neujahr in der Lage sein wird, ihr Angebot allen WMC Aktionären zugänglich zu machen, und Xstrata könnte dann immer noch ihr Angebot verbessern, weil dieses bereits allen Aktionären vorliegt. Sicherlich bräuchte Rio Tinto WMC in ihrem Portfolio. WMC ist komplementär, und Rio Tinto geschwächt durch zahlreiche Verkäufe. Nach Meinung der Deutschen Bank kann Rio Tinto aber nur verlieren. Kauft sie, würde sie sich dem Vorwurf aussetzen, zu viel bezahlt zu haben, kauft sie nicht, dem Vorwurf der mangelnden strategischen Vision. Die Deutsche Bank hat Rio Tinto deshalb auf "sell" gesetzt.
Warten wir es also ab. Wir werden Xstrata erneut analysieren, wenn die Übernahmeschlacht beendet ist.
© Ralph W. Stemper
www.rohstoff-report.de
