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Preismanipulationen bei Rohöl?

24.09.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt hat sich nach den heftigen Preisschwankungen der vergangenen Tage etwas beruhigt. WTI-Rohöl handelt am Morgen wenig verändert bei 108 USD je Barrel. Sorgen, dass sich das geplante Rettungspaket der US-Regierung verzögert oder nicht zustande kommt, hatten den Ölpreis gestern vorübergehend auf 104 USD fallen lassen. Die CFTC hat mittlerweile Untersuchungen eingeleitet, um die Ursachen für den rapiden Ölpreisanstieg auf 130 USD am späten Montagabend zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurden Ölhändler der NYMEX vorgeladen und der Vorsitzende der Chicago Mercantile Exchange angehört.

Die wahrscheinlichste Erklärung für die massive Kursbewegung ist die Eindeckung von Leerverkäufen kurz vor dem Auslaufen des Oktober-Kontrakts, nachdem einige Marktteilnehmer durch den Ölpreisanstieg der vergangenen Tage auf dem falschen Fuß erwischt worden waren. Diese Marktteilnehmer mussten entweder die Kontrakte zurückkaufen oder aber das Öl physisch liefern. Sollten sich jedoch Anhaltspunkte für Manipulationen finden lassen, würde dies denjenigen Kräften Auftrieb geben, welche eine schärfere Regulierung des (spekulativen) Ölhandels fordern. In den vergangenen Tagen haben zahlreiche Börsenaufsichten auf der ganzen Welt bereits den Leerverkauf von (Finanz)Aktien vorübergehend verboten. Heute werden vom US-Energieministerium die Lagerbestandsdaten für die vergangene Woche veröffentlicht. Aufgrund anhaltender Produktionsausfälle bei der Ölförderung und –verarbeitung wegen Hurrikan Ike ist mit einem weiteren Lagerabbau zu rechnen. Bei Rohöl wird mit einem Rückgang um 2,5 Mio. Barrel gerechnet.

Bei Benzin, wo sich die Vorräte bereits auf einem Rekordtief befinden, sollen die Lager um weitere 3,6 Mio. Barrel gefallen sein. Bei den Destillaten rechnet der Markt mit einem Abbau um 1,5 Mio. Barrel. Das Risiko liegt eher in einem stärkeren Rückgang der Lagerbestände, denn die Förderanlagen im Golf von Mexiko und die Raffinerien an der Golfküste waren in der vergangenen Woche weitgehend lahmgelegt. Die Lagerdaten sollten sich somit unterstützend auf die Preise für Rohöl und Ölprodukte auswirken.


Edelmetalle

Ein etwas festerer US-Dollar hat den Goldpreis auf 890 USD je Feinunze fallen lassen. Das geplante 700-Mrd-Dollar-Rettungspaket der US-Regierung zur Stützung der US-Banken stößt unterdessen im US-Senat auf massiven Widerstand und dürfte in seiner jetzigen Form kaum genehmigt werden. Die Unsicherheit darüber dürfte die Risikoaversion hoch halten. Dies sollte den Goldpreis weiter unterstützen und einen erneuten Anstieg des Goldpreises auf 900 USD begünstigen. Gold macht derzeit seinen Ruf als sicherer Hafen in Krisenzeiten alle Ehre. Der weltweit größte goldgedeckte ETF SPDR berichtet über massive Zuflüsse in den vergangenen Tagen. Am Montag stiegen die von SPDR gehaltenen Goldbestände um 30 Tonnen und am Dienstag nochmals um 15 Tonnen auf mittlerweile 725 Tonnen, was einem neuem Rekordwert entspricht.

Wie die Financial Times berichtet, beläuft sich das von den Gold-ETFs gehaltene Volumen derzeit auf insgesamt 1.039,68 Tonnen. Damit sind die ETFs nach den USA, Deutschland, dem IWF, Italien, Frankreich und der Schweiz der siebtgrößte Halter von Goldreserven weltweit. Nach Angaben des World Gold Council hat sich das von den ETFs gehaltene Goldvolumen in den vergangenen zwei Jahren nahezu verdoppelt.

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Industriemetalle

Gestern haben die Industriemetalle mehrheitlich kräftige Verluste erlitten. Kupfer fiel zurück auf die Marke von 7000 Dollar je Tonne und Aluminium kostet nur noch knapp über 2500 Dollar je Tonne. Das chinesische Zollamt warnte derweil, dass die heimischen Importe von Bauxiten, einem Vorprodukt von Aluminium, regional zu konzentriert seien: Die Bauxite würden nahezu ausschließlich aus Indonesien, Indien und Australien eingeführt. Zugleich schreite der Abbau der heimischen Ressourcen überprorportional schnell voran. Die heimischen Reserven würden bei anhaltend hohem Abbautempo nur noch 10 Jahre reichen. Wir bleiben grundsätzlich für die mittelfristigen Preisperspektiven von Aluminium optimistisch.

Blei konnte sich gestern dem allgemeinen Abwärtssog entziehen: Hier stützte die Nachricht das Chinas größter Bleiproduzent Yuguang ein Drittel seiner Kapazitäten für 35 bsi 45 Tage zwecks Instandhaltung ab 6. Oktober stilllegen wird. Auf das Unternehmen entfällt mit 310 Tsd. Tonnen jährlich gut 10% der chinesischen Bleiproduktion.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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