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Der Dollar-Riese auf der Streckfolter

20.12.2008  |  Hans Jörg Müllenmeister
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Erinnern Sie sich: Ursprünglich war der US-Dollar mit der Arbeitsleistung der Amerikaner goldgedeckt. Nach Nixon war der Dollar teilgedeckt, also zum Teil durch die US-Wirtschaftskraft, um später scheingedeckt durch sich selbst zu verkommen. Im G20-Gipfel lamentierte man nur über die hinlänglich bekannten Symptome der Krise. Man peilt für 2009 neue Quassel-Bretten-Woods an, während das Finanzsystem extrem einsturzgefährdet ist. Warum? Schauen Sie sich den einstigen Spiritus Rector USA mit England an, und die unterschiedlichen Interessenlagen anderer Finanzsysteme wie die der Eurozone, China, Japan, Russland. Sie alle werden kollabieren mit wachsender Beschleunigung. Massiv steigt auch die Zahl der Bankenzusammenbrüche, Unternehmenskonkurse und Privatinsolvenzen.

Fest steht: Bretton-Woods hat seine Stützkraft völlig verloren. Statt dessen herrscht weltweit das Chaos. Da hilft kein Herumdoktern am überkommenen internationalen Währungssystem. Es geht inzwischen um eine Kapitalvernichtung in 30-Billionen-Dollarhöhe. Bleibt der Dollar globale Referenz- und Reservewährung, wird sich die Unwucht im Kollapsjahr 2009 noch verstärken: in Bälde werden die USA ihren Staatsbankrott erklären müssen. Eine Notenbank, die trotz des absehbaren Staatsbankrotts die Notenpresse auf vollen Touren laufen läßt, vernichtet vorsätzlich das Volksvermögen. Jetzt will der FED-Chef Ben Shalom Bernanke das US-Schiff mit einer Sintflut von 7,5 Billionen Dollar wieder flott machen. Gigantisch, aber rechnen Sie mal: Wenn eine fleißige Druckerei im Sekundentakt 1.000 US-D in verschiedenen Stückelungen Tag und Nacht ausspuckt, bräuchte sie dazu 237 Jahre! Das entspricht etwa den 140.000 Jahrestonnen an Sicherheitspapier, das weltweit aus Baumwolle erzeugt wird: eine Papiergeldlast, wozu man Tausende "Bernanke-Hubschrauber" benötigte.

Eine neue Weltwährung könnte einen schrittweisen Abbau der US-Defizite und ein globales Leistungs- und Zahlungsgleichgewicht ermöglichen. Wahrscheinlicher ist aber, dass man zuerst den Dollar um 90% abwertet. Durch diesen "Kunstgriff" verringert sich der Wert der Geldanlagen, Schatzbriefe, Währungsreserven, vor allem aber die Schulden. Auch die Bilanzen der Unternehmen und die Depots der Bürger magern ab. Freiwillig wird der privilegierte US-Weltmeister in Sachen Krieg seinen 500-Milliarden-Militärhaushalt niemals drastisch zurückfahren. Das Geld fehlt für die brotnötigen Obama-Reformen im US-Sozialsystem; es mangelt an Billionen Dollar, um die marode Infrastruktur zu sanieren. In Europa könnte der chronisch kranke Kummerpatient Großbritannien heißen.

Auch mit dem neuen Präsidenten Obama ändert sich keinesfalls die US-Außenpolitik. Sie wird nie freiwillig ihr Primat aufgeben. Zugeständnisse erwartet man vom Rest der Welt, der weiterhin den unersättlichen US-Riesen finanziell durchfüttern soll. Mit einer letzten brisanten Nachsitzarbeit bis zum 20.1.2009 darf Brzezinski-Schüler Bush den Iran "nivellieren", zumindest die Atomanlagen. Georg ist ein visueller Lerntyp, begreift er doch die Topographie eines Landes - wie damals den Irak - am besten aus der Luft, durch ein robustes learning by bombing. Alles weitere folgt dann Schlag auf Schlag: Notstandsgesetze, Nahrungsmittel zur Seltenheit bringen, 3. Weltantifrieden, Goldpreisanstieg, Hyperinflation. Man darf auch gespannt sein, wie China reagiert, wenn 2009 sein Außenhandel massiv einbricht, die Arbeitslosigkeit dramatisch ansteigt und die Währungsreserven dahin schmelzen.

Der Schreckenspotpourri der US-Bürger hat bereits begonnen, denn Privatinsolvenzen haben drastisch zugenommen. Im nächsten Jahr wird man das System der Kapitalrente verstaatlichen. Die Arbeitslosigkeit wird extrem ansteigen und der Dollar seine Abwertungskur gegenüber dem Euro und der gelben Metallwährung zügig aufnehmen. Ganz wesentlich: die Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Medikamenten usw. wird womöglich zusammenbrechen. Einige Städte sind bereits vom Flugverkehr oder von Express-Paketdiensten abgeschnitten, bestimmte Kommunen können schon nicht mehr die Pensionen für ihre Beamten und die Unterstützung für ihre Arbeitslose zahlen. 2009 werden alle Hurrikans zusammen genommen laue Lüftchen gegenüber der totalen Verwüstung sein, die ein Finanz-Tsunami von noch nie gesehenem Ausmass anrichtet.

Man fragt sich, was ist schief gelaufen in Amerika? Warum haben die Amerikaner nicht mehr aus ihrer Vormachtstellung gemacht? Vielleicht ist das ein menschliches Problem, denn hat man zuviel, glaubt man sich nicht mehr anstrengen zu müssen und man neigt zur Überheblichkeit. Die letzten Tage des dekadenten Roms mögen ähnlich verlaufen sein. Mich verwundert es jedes Jahr aufs Neue, dass die USA mit traumwandlerischer Sicherheit den Nobelpreis - zuletzt Paul Krugman - für Wirtschaft einheimsen - seit 2001 gingen von 16 verliehenen Nobelpreisen für Wirtschaft allein 12 an die USA. Offensichtlich versagte bisher dieses Qualitätssiegel kläglich, denn die Nation beweist eher, dass es in puncto Wirtschaft und Finanzen keineswegs funktioniert und es nobel zugeht. Auch bei uns in Deutschland gehen in den Chefetagen Inkompetenz, Gier und Korruption ein und aus.

Pro domo: Die hier skizzierte globale Finanzkrise, die zukünftige Rohstoffentwicklung, vor allem aber das große und kleine Universum sind Schwerpunkte in meinem neuen Buch "Erlebtes Universum", ISBN 978-3-940845-41-2. Schließlich steht bei allem der Mensch im Zentrum des Geschehens.


© Hans-Jörg Müllenmeister



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