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Der Bericht des Senats

02.07.2009  |  Theodore Butler

Am 24. Juni gab der ständige Unterausschuss für Ermittlungen des US-Senats einen 247-seitigen Bericht mit dem Titel "Exzessive Spekulationen im Weizenmarkt" heraus. Die Presseerklärung kann hier eingesehen werden.

Den kompletten Bericht finden Sie hier.

Es ist ein wichtiger Bericht. Wahrscheinlich werden die hier gegebenen Empfehlungen auch umgesetzt. Der Unterausschuss kam zu dem Ergebnis, dass die CFTC nicht fähig gewesen ist, die gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor durchzusetzen, als sie großen Index-Tradern erlaubte, Long-Positionen zu etablieren, die die zulässige Grenze für Spekulativpositionen von 6.500 Kontrakte weit überschritten. (Index-Trader stehen für Ansammlungen passiver Investoren, so zum Beispiel Rentenfonds, die die langfristigen Entwicklungen in Rohstoffbereich über den Kauf von Futures-Kontrakten nachbilden wollen.) Bei den COMEX-Silber-Futures gibt es nur wenige Käufe durch Index-Fonds. Im Bericht wird darauf verwiesen, dass große Long-Positionen von Index-Tradern der Grund für die Preisspitze gewesen sein, die es letztes Jahr im Weizenmarkt wie auch in anderen Märkten gegeben hatte. Die Kommission empfiehlt, die CFTC sollte die von ihr erteilten Ausnahmeregelungen, nach denen Positionsobergrenzen überschritten werden dürfen, zurücknehmen und diese Obergrenzen, falls nötig, sogar weiter absenken.

Zum Thema Index-Fonds habe ich schon häufiger geschrieben. Ich stimme damit überein, dass große Futures-Positionen den Preis eines Rohstoffes beeinflussen können: Wird eine Position im Futures-Markt zu groß, dann wird sie auch Auswirkungen auf den zugrunde liegenden Kassamarkt haben. Leider haben sie nur einen Blick auf die Seite der Long-Händler geworfen, während die Short-Seite einfach übergangen wird, obgleich es auch dort Händlerpositionen gibt, die weit über den bestehenden Positionsobergrenzen liegen. Es herrscht die allgemeine und reduzierende Auffassung, dass nur dann Probleme entstehen können, wenn auf der Long-Seite spekuliert wird. Eine ausgewogenere Untersuchung hätte auch die Shorts in gewissem Maße mitverantwortlich machen müssen, denn auch sie hatten die Positionsobergrenzen überschritten und die Preise nach oben getrieben, als sie in einem Anflug von Panik ihre Short-Positionen glattstellten.

Großartig an diesem Bericht ist allerdings, dass er genau zur richtigen Zeit erschienen ist. Er zeigt das Problem auf und bietet eine Nicht-Nonsens-Lösung an. Ich erinnere mich nicht, unter den staatlichen Berichten diesen Typs jemals einen so spezifischen gesehen zu haben. Und ich muss sicherlich auch zugeben, dass es mich befriedigte, zu sehen, wie dieser Bericht so gut wie all das bestätigte, was ich seit über 25 Jahren über den Silbersektor denke. Der Bericht ist in der Tat sehr kritisch gegenüber der CFTC, und er gibt mir, hinsichtlich einiger Streitigkeiten, die ich mit der Kommission hatte, Recht.

Der Bericht des Senats hält für jeden Beobachter, der die Kernpunkte wie Konzentration und Manipulation verstehen will, eine Reihe wichtiger Fakten bereit. Im Bericht wurde aus gutem Grund darauf geachtet, gerade diese Wörter nicht zu benutzen. Da immer um die 25 bis 30 Index-Trader am Chicagoer Weizenmarkt operieren, kann aufgrund ihrer Anzahl die Definition von Konzentration nicht greifen. Wie ich schon so oft geschrieben habe, ist Konzentration ist die Bedingung für das Entstehen von Manipulation. Da auch keinerlei Hinweise gefunden werden konnten, dass Index-Trader die Weizenpreise beeinflussen wollten, wurde das Wort Manipulation vermieden. Nur zur Erinnerung: Beim Silber sind die Begriffe Konzentration und Manipulation zutreffend, denn hier gibt es eine so geringe Anzahl großer Short-Händler, und diese scheinen zweifellos die Absicht zu haben, die Silberpreise zu beeinflussen.

Anstatt das Wort "Manipulation" zu benutzen, wird im Bericht durchweg von "exzessiver Spekulation gesprochen". Anstatt von Konzentration, spricht man im Report von einer dominanten Long-Position, die die Index-Trader prozentual im Vergleich zum Gesamtmarkt halten. Machen wir es ganz einfach und vergleichen wir Weizen und Silber mit den Begrifflichkeiten des Senatsberichtes. Der einzige Unterschied ist, dass im Bericht exzessive Spekulation und Dominanz auf der Long-Seite des Weizenmarktes geltend gemacht wird, während im Silbermarkt beides auf der Short-Seite stattfindet. Den gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor zufolge sind exzessive Spekulation und unzulässige Marktdominanz weder auf der Long- noch auf der Short-Seite erlaubt.

Die Spekulation, die im Bericht als exzessiv beschrieben wird, bezieht sich auf die Menge, die von Index-Tradern über die eigentlich erlaubte Menge hinaus gehalten wurde - hätte ihnen die CFTC keine Ausnahmeregelungen hinsichtlich der zuvor geltenden Positionsobergrenzen eingeräumt. (Legitime Obergrenzen für Silber-Positionen sind das Hauptanliegen, das ich an die CFTC und an die COMEX habe, und das nun schon seit ganzen 25 Jahren.)






Positionsobergrenzen

Was Positionsobergrenze bedeutet, steckt schon im Begriff, nämlich: Die Beschränkung der Kontraktmenge, die ein einzelner Spekulant long oder short halten darf. Der Zweck ist einfach beschrieben: Es soll verhindert werden, dass ein Spekulant, oder eine Anzahl von Spekulanten, einen Rohstoff in solchen Mengen kaufen oder leerverkaufen kann, dass dies Auswirkungen auf den Preis hat. Dies ist ein altehrwürdiger und integraler Bestandteil der Vorschriften für den Rohstoffsektor, der bis ins Jahr 1936 zurückgeht. Was soll also das Ganze? Wenn Positionsobergrenzen sakrosankt sind, weshalb kritisiert der Senat dann die CFTC so heftig wegen der Begrenzung von Positionen, und warum kritisiere ich sie überhaupt beim Silber?

Beim Weizen wurden den Index-Fonds für ihre Aktivitäten Ausnahmenregelungen hinsichtlich der bestehenden Positionsobergrenzen eingeräumt. Die Index-Fonds haben sich nicht im Schutze der Nacht in die Futures-Märkte geschlichen. Sie hatten im Voraus beantragt, größere Positionen halten zu dürfen, als sie laut geltender Bestimmungen für Positionsobergrenzen erlaubt waren. Diese Anträge wurden von der CFTC angenommen. Der Bericht des Senats kommt zu dem Schluss, dass die CFTC damit einen Fehler begangen hatte, und er fordert, dass diese Ausnahmeregelungen zurückgenommen werden. Er fordert auch, dass sich alle Long-Händler an die bestehenden Positionsobergrenzen zu halten haben oder dass diese Grenzen sogar noch gesenkt werden sollten.

Worum es nicht im Bericht geht, ist die Tatsache, dass es beim Weizen wie auch in allen anderen Märkten große Short-Händler gibt (sie werden als Commercials klassifiziert), die spekulative Short-Positionen halten und ebenfalls größere Kontraktmengen handeln, als nach bestehenden Positionsobergrenzen erlaubt ist. Und das ist das kleine, schmutzige Geheimnis der Rohstoffmärkte; und das ermöglicht den Großen Shorts beim Silber (und Gold) auch, diese Märkte zu manipulieren. So wie die CFTC den Index-Fonds nachlässigerweise Sondererlasse bezüglich der Positionsobergrenzen beim Weizen auf der Long-Seite zugesteht (laut Bericht), so werden den Commercial-Shorts immer wieder Ausnahmeregelungen für Positionsobergrenzen auf der Short-Seite zugestanden - auch wenn sie dort nur spekulieren und kein Hedging betreiben. Es scheint, als wäre die CFTC durchweg nachgiebig, wenn es um die gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor geht.

Die Schlüsselfrage bezüglich einer Positionsobergrenze bleibt jedoch nach wie vor, wie hoch denn das richtige Niveau zu liegen hat. Im Bericht des Senates kommt man zu dem Schluss, dass die Grenze beim Weizen nicht über der (schon existierenden) Grenze von 6.500 Kontrakten liegen sollte aber vielleicht sogar bei 5.000 Kontrakten. Wie ist man im Bericht zu diesem Ergebnis gekommen? Dem Inhalt des Berichts zufolge legte der Autor dabei Wert auf den Umfang der realen Weizenernte, national wie auch global. Das ist logisch, denn Positionsobergrenzen müssen zu irgendetwas in Beziehung gesetzt werden. Da es sich bei Futures um Derivatkontrakte handelt, müssen diese im Verhältnis zum eigentlichen Markt bemessen werden, von dem sie abgeleitet wurden. Beim Weizen leiten sich die Futures-Papierkontrakte vom physischen Weizenmarkt ab, und nicht anders herum. Daher sollten die Begrenzungen bei Weizen-Futures auch relativ zum physischen Weizenmarkt bemessen werden. Aus dem Bericht des Senats geht Folgendes hervor:

Der Positionsobergrenze von 6.500 Kontrakten beim Weizen entsprechen 32,5 Millionen Bushel (5.000 Bushel pro Kontrakt). Pro Jahr beläuft sich die gesamte Weizenernte auf 2 Milliarden Bushel. Weltweit beträgt die Weizenernte das Zehnfache dessen, also um die 20 Milliarden Bushel. Einer Positionsobergrenze von 6.500 Futures-Kontrakten entsprechen daher 1,6% der gesamten US-Weizenernte (32,5 Millionen Bushel vs. 2 Milliarden Bushel). Gemessen an der weltweiten Weizenernte liegt das Äquivalent einer auf 6.500 Kontrakten begrenzten Position bei 0,16% der Gesamternte in Höhe von 20 Milliarden Bushel. Dieses Verhältnis der Obergrenzen für Weizenpositionen vs. eigentliche Produktionsmenge ähnelt Großen und Ganzen den Verhältnissen bei andern wichtigen Rohstoffen wie Mais und Sojabohnen. Und man muss auch bedenken, dass der Bericht des Senats sogar zu einer Senkung der Positionsobergrenze für Weizen auf 5.000 Bushel tendiert. Was ist aber mit Silber?

Beim Silber sind keine festen Positionsobergrenzen in Kraft. Das ist einmal so gewesen, aber die CFTC erlaubte der COMEX vor vielen Jahren, die feste Begrenzung von Positionen außer Kraft zu setzen. Stattdessen gibt es nun eine Obergrenze von 6.000 Kontrakten, deren Überschreitung eine Rechenschaftspflicht nach sich zieht ("Accountability Limit"). Diese Obergrenze wird von den großen Silber-Shorts regelmäßig überschritten - aber nur selten von den Longs. Da ein COMEX-Kontrakt 5.000 Unzen umfasst, liegt das Accountability Limit somit bei 30 Millionen Unzen. Während die Positionsobergrenze für Weizen bei 1,6% der US-Ernte liegt, ist das Accountability Limit beim COMEX-Silber fast 52-mal höher; es liegt bei mehr als 83% der gesamten jährlichen US-Bergbauproduktion (die von der USGS auf ca. 36 Millionen Unzen geschätzt wird). Während die Positionsobergrenze beim Weizen bei 0,16% der globalen Weizenernte lag, liegt das Accountability Limit beim 28-fachen - bei 4,5% des weltweit im Bergbau geförderten Silbers (660 Millionen Unzen laut dem US Geological Survey). Nur um bei den Zahlen zu bleiben: Die USA sind der viertgrößte Weizenproduzent der Welt und der siebtgrößte Silberproduzent.

Das zeigt, dass es beim COMEX-Silber keine wirksamen Positionsobergrenzen gibt. Die Grenzen wurden derart hoch angesetzt, so dass sie keine Wirkung haben. Genauso könnte man auch die Höchstgeschwindigkeit in einem Schulgebiet auf 160 km/h begrenzen. Noch schlimmer ist, dass die absurd hohen Obergrenzen beim Silber noch nicht einmal eingehalten werden. Genauer gesagt: Die Longs halten die Obergrenzen ein, bloß die Shorts nicht. Die Angaben der CFTC zeigen, dass die vier größten Shorts derzeit eine durchschnittliche Position von jeweils fast 12.500 Kontrakten halten, wohingegen die vier größten Longs jeweils nur etwas über 3.500 Kontrakte halten.






Die Faktenlage ist klar. Während man im Bericht des Senats zum Ergebnis kommt, dass es keine Ausnahmeregelungen bei den Positionsobergrenzen für Weizen geben sollte, sind die Positionsobergrenzen beim Silber (wenn man sie überhaupt so nennen kann) 52-mal bzw. 28-mal höher als die reale US-und Weltproduktion.

Hier jetzt eine graphische Darstellung der Positionsobergrenzen, sie zeigt, wie sich diese Limits hinsichtlich US-und Weltproduktion bei den verschiedener Rohstoffen unterscheiden.

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Warum also kein Bericht des Senats zum Thema Silber? Ganz einfach. Das hat mit dem kleinen schmutzigen Geheimnis zu tun. Nur diejenigen, die Long-Positionen halten, können der exzessiven Spekulation schuldig gesprochen werden. Die Shorts können unmöglich exzessive Verkäufer sein, gerade wenn es sich dabei zufällig um große US-Banken handelt. Setzt den Longs Grenzen, aber schaut bei den Shorts einfach weg: Das sind die neuen, un-amerikanischen Rechtsgrundsätze, wie sie von den Aufsichtbehören ausgegeben werden.

Um beim Bericht des Senates zu bleiben: Ich möchte gerne ein spezifisches und einfaches Heilmittel für das Problem der Positionsobergrenzen für Silber anbieten, die so hoch liegen, dass sie niemanden begrenzen. Senkt die Positionsobergrenze für Silber auf 1.500 Kontrakte (7,5 Mio. oz) - für alle Monate. In Übereinstimmung mit den gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor können bei redlichen Absicherungsabsichten auf Anfrage Ausnahmen zugelassen werden. Zu Bedenken ist jedoch auch, dass es wohl nur um die 20 Bergbauunternehmen auf der Welt gibt, deren Produktion pro Jahr mehr als 7,5 Millionen Unzen beträgt. Dies sind naturgemäß die eigentlichen Hedger auf der Short-Seite. Da nur sehr wenige von ihnen - 5 oder weniger - ihre Silberproduktion absichern, wird es schließlich auch nur sehr wenige Ausnahmen hinsichtlich einer Positionsobergrenze von 1.500 Kontrakten geben. Dann sollte es auch der CFTC leicht fallen, diese Ausnahmen zu verfolgen.







Marktanteil

Im Bericht des Senats wird deutlich gemacht, welche Auswirkungen die Aktivitäten der Index-Fonds auf die Weizenpreise hatten, da diese einen prozentual hohen Anteil am Markt hielten. Im Bericht heißt es, die Index-Fonds hielten zwischen 35% und 50% aller Weizenkontrakte an der Chicagoer Börse. Zitat aus der Pressemitteilung:

"Das Unterausschuss Ermittlung stieß auf stichhaltige und überzeugende Indizien, dass die Rohstoff-Index-Trader in ihrer Gesamtheit die Futures-Preise, durch den Kauf so vieler Futures-Kontrakte, in die Höhe trieben."

Da 35% bis 50% eine hoher Anteil für ganz gleich welchen Markt ist, macht der Bericht zu Recht darauf aufmerksam, wie eine solche dominante Position die Preise beeinflusst. Doch aufgrund der Anzahl der Index-Fonds-Trader - zwischen 25 und 30 - kann keiner diesen insgesamt hohen Marktanteil als konzentriert bezeichnen. Bei Konzentration müsste dieser Marktanteil wohl auf das Konto nur eines, zweier oder nur sehr weniger Händler gehen.

Die Angaben der CFTC zeigen, dass dies ganz deutlich beim Silber der Fall ist. Die großen Silberleerverkäufer haben nicht nur einen ebenso erheblichen Marktanteil wie die Long-Index-Trader beim Weizen - doch die Silber-Position ist zweifelsohne auch noch konzentriert. Der aktuelle Commitment of Traders Report (COT), nach Stand vom 23. Juni, zeigt, dass die vier größten Händler insgesamt eine Short-Position von 47,2% aller Futures-Kontrakte an der COMEX halten - und zudem auch fast 38% der entsprechenden Weltsilberproduktion. Die CFTC berichtete in den vergangen Jahren, über ihren Bank Participation Report, dass eine oder zwei US-Banken eine Short-Position von insgesamt mehr als 33% aller COMEX-Futures-Kontrakte gehalten haben und damit 25% der Weltproduktion.

Die Angaben der CFTC zeigen ganz eindeutig, dass die großen Silber-Shorts einen ebenso dominanten Marktanteil wie die Long-Index-Trader beim Weizen haben - außer dass die Silber-Shorts bis oben hin konzentriert sind. Das macht es doppelt schlimm, und es beweißt die Manipulation - ein Wort, das im Bericht des Senats nicht geschrieben steht. In jeder vernünftigen und objektiven Hinsicht gibt es beim Silber ein größeres Problem als beim Weizen. Und wenn der erhebliche Marktanteil der Index-Trader die Weizenpreise nach oben getrieben hat, so hat der erhebliche und auch konzentrierte Marktanteil der COMEX-Silber-Shorts die Preise für Silber nach unten getrieben.


Passiv vs. Aktiv

Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen den Long-Index-Tradern beim Weizen und den Großen Shorts beim Silber liegt darin, dass die Index-Fonds in erster Linie passiv sind, während die Silber-Trader aktiv sind. Die Index-Trader betreiben am Markt keinen aktiven Handel. Sie passen ihre Positionen durchaus an, je nachdem, wie sich die übergeordnete Zusammensetzung des Index ändert, Investorengeld fließt und Kontrakte übergerollt werden müssen, bevor sie auslaufen - aber für gewöhnlich sind es Händler vom Typ "Kaufen&Halten". Sie sind langfristig im Markt und reagieren im Allgemeinen nicht auf Preisänderungen. Beim Weizen, wie auch in anderen Märkten, in denen Index-Trader agieren, haben sie ihre Positionen gekauft und gehalten bevor es letztes Jahr zur großen Explosion kam, und sie hielten sie auch während des Preisverfalls. Der Bericht des Senats lastet den Index-Tradern auch nicht an, sie hätten bei steil steigenden Preisen gekauft und weiter hinzugekauft. Daher kann auch nichts angeführt werden, womit Index-Trader die Preise durch ihren Handel aktiv "angeheizt" hätten.

Die großen Silber-Shorts, die ohnehin schon einen dominanten und konzentrierten Marktanteil haben, gehören hingegen zu den aktivsten Tradern überhaupt. Irgendwann betrachtete man sie sogar als die "Marktmacher", obgleich laut den gesetzlichen Vorschriften für die Rohstoffmärkte keine Bestimmung existiert, die ihnen dieses Privileg zusprechen würde. Bei regulierten Futures-Märkten muss es sich um Märkte handeln, die "Offene Auktionen" machen und nicht spezielle oder Markmacher-Operationen, wie z.B. die New York Stock Exchange. Wenn es aber nun zu größeren Käufen oder Verkäufen im Silbermarkt kommt, so wird davon ausgegangen und erwartet, dass die großen Silber-Shorts ihren Platz auf der anderen Seite der Transaktion einnehmen. So ist im Grunde genommen auch ihre außergewöhnlich hohe Short-Position erst zustande gekommen.

Da es beim aktuell gedrückten Preisniveau natürlicherweise mehr Käufer als Verkäufer gibt, muss es für jeden neu hinzukommenden Kauf die Großen Shorts geben, die dann zusätzliche Short-Kontrakte verkaufen. Deswegen ist deren Marktanteil und Konzentration auch über die Jahre angewachsen. Hätten sie den Silbermarkt nicht gedeckelt und manipuliert, lägen die Preise viel höher. Die großen Shorts können nur dann Kontrakte zurückkaufen, wenn sie Sell-Offs arrangieren. Anders als die Index-Fond-Trader beim Weizen, die passiv sind, müssen die großen Silber-Shorts immer auf der Hut sein und aktiv bleiben, ansonsten würde der freie Markt übernehmen und die Preisfindung bestimmen.






Persönliche Bestätigung

Mit dem Bericht des Senats wurde eine Reihe von neueren analytischen Ergebnissen bestätigt, zu denen ich mit Blick auf den Silbermarkt gekommen bin. Bei einem geht es um die jüngsten Unstimmigkeiten zwischen mir und der CFTC. Stammleser wissen, wie oft ich Folgendes angeführt habe: Zum Zweck einer korrekten Berechnung des wahren Ausmaßes der prozentualen Netto-Konzentration in einem Markt muss man alle Spread-Positionen abziehen, um der wahren Anzahl ausstehender Kontrakte eines Marktes auf die Spur zu kommen. Nimmt man diese Berechnungen zum Beispiel für den Silbermarkt vor, so springt die wahre Netto-Konzentration der vier größten Short-Händler von knapp 47% auf über 71% des Marktes. Dieser 50%ige Anstieg bei der wahren prozentualen Konzentration basiert auf den COT-Angaben von 23. Juni 2009.

Vor Kurzem erhob Kommissar Bart Chilton in einer E-Mail an alle, die ihm geschrieben hatten, Einspruch gegen meine Analyse. Er schrieb: "Es gibt keine wirklich ökonomische Rechtfertigung für den Abzug der Spread-Positionen vom gesamten Open Interest, außer dass man damit die angegebenen Konzentrationsverhältnisse aufbläht." Ich habe heftig widersprochen, und Sie können alle Einzelheiten hier finden - zusammen mit einem Link zur kompletten E-Mail des Kommissars.

Scheinbar könnte aber der Senat diese Angelegenheit klären. Auf Seite 121 des Berichts wird beschrieben, wie Spread-Trader, eben aus den von mir angeführten Gründen, ausgeschlossen werden müssten. Und sie zeigen sogar einen Chart (Seite 29), der den Marktanteil von Index-Tradern bei vier Rohstoffen nach Abzug der Spread-Positionen wiedergibt. Natürlich liegt der Marktanteil der vier größten Shorts bei COMEX-Silber sehr viel höher als der Marktanteil der 25 bis 30 Index-Trader - in jedem dieser vier Märkte, die im Bericht des Senats dargestellt werden.

Im selben Abschnitt (Seite 122) wartet der Bericht mit einem weiteren rechnerischen Argument auf, das auch ich schon oft angeführt hatte - ein Vergleich zwischen dem Umfang der Gesamtposition der größten Longs und dem Umfang der Gesamtposition der größten Shorts. Im Bericht des Senats heißt es, es wäre in gewisser Hinsicht ungewöhnlich und vielsagend, dass es Zeiten gäbe, in denen die gesamte Long-Position der Index-Traders die Position der Commercial-Shorts übersteige, wo es doch normalerweise ein relatives Gleichgewicht zwischen den größten Longs vs. den größten Shorts gäbe. Dieses Gleichgewicht, das im Bericht angesprochen wird, ist genau eines meiner Argumente gewesen.

Beim Silber ist dieses Gleichgewicht schiefer als bei allen anderen Rohstoffen. Die Situation an sich ist jedoch genau umgekehrt. Die großen Silber-Shorts haben alles in allem eine Netto-Short-Position gehalten, die über viermal so groß war, als das, was die Longs hielten. Ich denke, die Autoren des Senatsberichts wäre Hören und Sehen vergangen, hätten die Index-Longs eine Position gehalten, die viermal größer wäre als die der großen Shorts. Ich meine, der Berichts des Senats hat meine Überzeugung bestätigt, dass ein "unausgewogenes" Verhältnis zwischen den Gesamtpositionen der großen Longs und der großen Shorts Grund zur Besorgnis geben sollte und überprüft werden müsste.


Schlussfolgerung

Der Bericht des Senats ist ein Warnsignal für die CFTC. Der Bericht zeigt präzise auf, dass die CFTC die Zügel locker gelassen hat - besonders weil sie es zuließ, dass Index-Trader einen dominanten Marktanteil bei Weizen-Futures (wie auch in anderen Märkten) halten können, was dann zu gestörter Preisfindung führt. Im Bericht wird der Schuldige ausgemacht - die Gewährung von Ausnahmeregelungen für Positionsobergrenzen; und im Bericht wird eine klare Lösung empfohlen: die Rücknahme aller Ausnahmeregelungen.

Dieselbe Situation haben wir beim Silber auf der Short-Seite - nur dass sie hier, aufgrund der bestehenden Konzentrationsverhältnisse und Manipulationsabsichten, viel stärker ausgeprägt ist. Die Lösung im Silbersektor ist genauso einfach wie die Lösung des Senats beim Weizen: Die CFTC muss dazu gebracht werden, die bereits bestehenden gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor durchzusetzen und auch legitime Positionsobergrenzen einzuführen.

Das Problem ist Folgendes: Wenn es um Manipulation oder exzessive Spekulation geht, wird mit zweierlei Maß gemessen. Die meisten sind in der Ansicht aufgewachsen, die Long-Seite sei die einzige Seite, die manipuliert werden könnte. Das ist erstens nicht wahr und zweitens ist das Gesetz auch nicht dahingehend ausgelegt. Doch so denken die meisten Leute, besonders Politiker und Aufsichtsbehörden. Das ist auch das Problem beim Silber (und Gold).

Seien wir realistisch: Es wird wohl nie einen Bericht des Senats zum Thema Silber geben, oder zumindest erst dann, wenn die Manipulation schon vorüber ist. Und das liegt am fehlenden politischen Willen hinsichtlich steigender Silberpreise, welche es mit dem Ende der laufenden Manipulation nun sicherlich geben würde. Aber das bedeutet nicht, dass man etwas tolerieren muss, was falsch ist oder einen Verstoß gegen Rechtstaatlichkeitsprinzipien darstellt. Das heißt also nicht, dass Sie es einfach sang- und klanglos akzeptieren müssen. Die CFTC weiß, dass beim Silber (und Gold) Manipulation im Spiel ist. Diejenigen, die manipulieren, wissen, dass das, was sie machen, illegal ist. Die Autoren des Senatsberichts sind fähig, die Parallelen zwischen Weizen und Silber zu erkennen. Aber solange nicht jeder von Ihnen Druck auf sie ausübt, werden sie vorgeben, Manipulation existiere nicht. Dabei geht es gar nicht darum, Gesetze zu ändern oder festzulegen, was richtig ist und was falsch. Es geht darum, eine verkehrte Sicht auf die Dinge zu ändern.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 29.06.2009 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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