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Edelmetalle Aktuell

02.10.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach

Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W. C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.



Seit der Abfassung unseres letzten Berichts vor zehn Tagen bewegte sich das gelbe Metall in einem breiten Band seitwärts.

Dabei legte es zunächst - angetrieben vor allem auch von einer auf über 1,48 Dollar je Euro fallenden US-Währung - von 1.002 $ auf fast 1.020 $ je Unze zu. Als sich der Dollar dann Mitte letzter Woche wieder in Richtung der Marke von 1,46 bewegte, reagierte auch der Goldpreis umgehend mit Kursverlusten. Innerhalb von nur einer Stunde brach er um über 20 Dollars ein und im weiteren Verlauf der Woche sank er dann noch einmal weiter auf nur noch 985 $ je Unze. Auf diesem Niveau, es war das niedrigste der letzten drei Wochen, sorgten Schnäppchenjäger für eine Stabilisierung und das, obwohl der Euro/USD-Kurs sogar noch weiter auf 1,4525 fiel.

Nachdem am Dienstag der oben genannte Tiefstkurs noch einmal erfolglos getestet wurde, verstärkten sich die Käufe noch einmal und in den letzten 36 Stunden konnte das Metall wieder auf über 1.005 $ zulegen. Dabei half sicherlich auch, dass der Ölpreis gestern Nachmittag um über vier Dollar auf fast 71 $ je Barrel zulegte.

Was die Käufe selbst betrifft, waren diese erneut überwiegend spekulativer Natur. Langfristig orientierte Investoren in physisches Metall haben sich dagegen eher zurückgehalten. So liegen die Bestände beim wichtigsten ETF „SPDR Gold Trust“ aktuell sogar etwas tiefer als vor zehn Tagen: Allerdings war vorher am 21. September auch ein Zwischenhoch bei den Beständen in Höhe von fast 1.102 Tonnen erreicht worden.

Die Nachfrage nach Investmentbarren war in der betreffenden Periode nicht schlecht, aber trotzdem weit von den Spitzenwerten rund um die Jahreswende entfernt. Nachgefragt wurde von den Kunden in den letzten Tagen die ganze Bandbreite von 1-Unzen-Barren bis hin zu 1-kg-Barren, wobei aber der Schwerpunkt wieder einmal eindeutig bei den 100-g-Barren lag.

Die industrielle Nachfrage in Deutschland hat in den letzten Tagen unabhängig vom jeweiligen Preisniveau leicht angezogen. Allerdings sehen wir auch höhere Umsätze auf der Ankaufsseite (vor allem aus dem Recyclingbereich), so dass der Netto-Effekt auf den Preis eher zu vernachlässigen gewesen sein dürfte.

Ein anderes Ereignis in Deutschland könnte dagegen mehr Einfluss auf den internationalen Goldpreis gehabt haben, wenn auch unberechtigterweise: So kollidierte der links schon erwähnte und überwiegend sicherlich vom Dollar getriebene, massive Kurseinbruch zeitlich mit einer Bekanntgabe der Deutschen Bundesbank, dass sie im Rahmen des am 27. September in Kraft getretenen 3. Goldabkommens der europäischen Zentralbanken 6,5 Tonnen Gold an das Finanzministerium verkaufen würde, ansonsten aber im ersten Jahr von weiteren Goldverkäufen ansehe. Der Rest der wieder für die Bundesbank reservierten Verkaufsquote könne bei Bedarf an andere Zentralbanken übertragen werden. Die Bundesbank agiert damit exakt in der gleichen Art und Weise wie in den Vorjahren, auch da sind jeweils kleine Mengen Gold abgegeben worden und zwar für das Prägen der beliebten deutschen Euro-Goldmünzen.

Eigentlich hätte diese Meldung für den Goldmarkt als neutral angesehen werden müssen, in einem ohnehin schon überkauften Markt könnte sie aber nach Meinung von Händlern zum Anlass genommen worden sein, Pluspositionen erst einmal zu schließen und so den doch ziemlich deutlichen Preisverfall mit anzutreiben.

Eine andere Zentralbank aus der Eurozone hat dagegen noch kurz vor dem Ende des 2. Goldabkommens noch schnell 2,5 Tonnen Gold verkauft. Dies teilte die EZB in ihrer wöchentlichen Meldung zur Entwicklung der Gold- und Devisenreserven in der Eurozone mit.





Das in Europa verkaufte Gold fand im vergangenen Monat vielleicht seinen Weg nach Indien. Von dort wurde nämlich berichtet, dass das Land im September 35 - 40 Tonnen Gold importiert habe; immer noch 30% weniger als im Vorjahr, aber im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat der bisher geringste Einbruch in diesem Jahr. Die steigenden Importe seien, so Marktbeobachter, im Vorgriff auf die wichtigen hinduistischen Feiertage im Oktober vorgenommen worden. Am Ende würden, so die Experten weiter, die Importe nach Indien in diesem Jahr bei vielleicht 500 - 550 Tonnen liegen, dies wäre dann auch für das Gesamtjahr ein Minus  von 30% und das niedrigste Niveau seit der Liberalisierung des indischen Goldmarktes vor zwölf Jahren.



Tendenziell machte das Silber in den letzten zehn Tagen eine ähnliche Entwicklung durch wie sein gelbes Schwestermetall. Von fast 17 $ je Unze stieg das Metall zunächst auf 17,30 $ an, nur um anschließend dem Gold deutlich nach unten zu folgen. Zeitweise notierte das Metall zu Beginn dieser Woche dann bei "nur noch" 15,72 $ je Unze, auch hier war dies ein 3-Wochentief.

Obwohl das Silber im soeben beendeten Quartal anfangs noch bei unter 12,50 $ notiert hatte und damit bei dem oben genannten Tiefstkurs alles andere als billig war, beobachteten wir in dieser Woche doch verstärkte Nachfrage aus der Industrie. Diese, sowie neue spekulative Käufe trieben die Notierung in den letzten drei Tagen dann wieder über die Marke von 16,50 $. Das Metall bleibt damit also auch weiter ausgesprochen volatil.

Was die Charttechnik angeht, befindet sich das Silber weiter in einem Aufwärtstrend, bei dem der nächste große Widerstand derzeit sogar erst bei etwa 18 $ liegt. Auf der anderen Seite gibt es eine wichtige Unterstützung bei knapp unter 15,50 $ je Unze. Diese muss aber halten, sonst könnte der Preis sogar rasch wieder auf 13,50 $ fallen.



In den letzten zehn Tagen hat der Platinpreis zunächst deutlich nachgegeben. Damit fand er sich in einem Boot mit den anderen Edelmetallen, mit dem Ölpreis, aber auch dem Euro/USD-Kurs. Die Notierung fiel dabei vom Höchstkurs 1.339 $ je Unze vor acht Tagen auf zwischenzeitlich nur noch 1.259 $ und damit das tiefste Niveau der letzten drei Wochen.

In den letzten 24 Stunden profitierte das Platin dann aber von einem erneuten Anstieg des Goldpreises, aber auch von etwas positiver als erwartet ausgefallenen US-Wirtschaftsdaten, so z.B. einem BIP, das im letzten Quartal nur 1 statt wie erwartet 1,2% niedriger ausgefallen war. Der Platinpreis stieg daraufhin wieder vom genannten Tiefstkurs auf 1.299 $ je Unze an, verlor danach aber wieder leicht.

Aktuelle Verkaufszahlen von den internationalen Automärkten gibt es heute Morgen noch nicht. Allerdings werden in den nächsten Tagen wieder nach und nach die jeweiligen Zahlen der einzelnen Länder für September bekannt gegeben. Große Überraschungen sind dabei nicht zu erwarten. So rechnen wir vor allem nicht mit neuen Hiobsbotschaften, sondern in den sich schlechter entwickelnden Märkten gegenüber den Vormonaten zumindest mit einer Stagnation und in den sich zuletzt besser entwickelnden Märkten weiter mit Zuwachszahlen gegenüber dem Vorjahr.

Zu der letztgenannten Kategorie dürfte trotz des Auslaufens der Abwrackprämie im letzten Monat auch noch Deutschland zählen, da hier die Anzahl der Neuzulassungen wegen der entsprechenden Lieferfristen bei den bezuschussten Fahrzeuge noch einige Zeit positiv beeinflusst werden dürfte. Allerdings wird dieser Effekt nun von Monat zu Monat geringer ausfallen und spätestens im Januar wird in Deutschland die Wahrheit in Gestalt deutlich niedrigerer Absatzzahlen  auf den Tisch kommen. Weltweit betrachtet wird der Einfluss eines Rückgangs der Autoverkäufe hierzulande aber von untergeordneter Bedeutung sein und die sich immer mehr abzeichnende Erholung der Wirtschaft in vielen anderen Ländern könnte den Platinmetallverbrauch dann tendenziell trotzdem eher wieder ansteigen lassen.

Kurzfristig wird der Platinpreis aber erst einmal weiter von spekulativ orientierten Marktteilnehmern getrieben werden. Die Frage, ob in den nächsten Wochen nun endlich ein ETF in den USA genehmigt und an die Börse gebracht wird, dürfte bei deren Handelsentscheidungen eine gewichtige Rolle spielen, auch die Entwicklung des Goldpreises und die Charttechnik werden wohl nicht außen vor gelassen. Was die Charts angeht, muss das Platin nun über der Marke von 1.260 $ bleiben, sonst könnte es erst einmal einen Rückschlag in Richtung des 1.200er $-Niveaus geben. Nach oben hat das Metall in etwa Platz bis hin zu der Marke von 1.370 $, erst dort ist mit einem größeren Widerstand zu rechnen.





Wir bleiben bei unserer Empfehlung, dass industrielle Endverbraucher mit Blick auf eine mögliche Erholung der Weltwirtschaft und auf in den nächsten zwölf Monaten wieder steigende Autoverkaufszahlen Rückschläge beim Platinpreis für die Eindeckung von Teilen ihres zukünftigen Bedarfs nutzen sollten. So könnten z.B. Kauforders bei 1.225 $, sowie bei 1.175 $ gelegt werden, die dann automatisch ausgeführt würden, wenn der internationale Marktpreis diese Niveaus erreicht.

Impala Platinum, zweitgrößter Platinproduzent der Welt, gab in dieser Woche bekannt, dass das Unternehmen in diesem Finanzjahr (Stichtag jeweils 30.6.) durch den großen Streik im August und durch Minenschließungen nach Arbeitsunfällen insgesamt 100.000 Unzen weniger Platin produzieren werde.



Der Palladiumpreis befindet sich trotz eines leichten Rückschlags in den letzten zehn Tagen langfristig noch immer in einem Aufwärtstrend. Dieser hatte Anfang Dezember 2008 begonnen und sich seit Beginn des dritten Quartals sogar noch beschleunigt. Nachdem das Metall nun aber die Marke von 300 $ nicht dauerhaft durchbrechen konnte, zeigt es auf den Charts erste Ermüdungserscheinungen. Falls es dem Palladium  deshalb nicht bald gelingt, über 315 $ zu stiegen, ist eine Rückkehr in Regionen um 280 $, im (zunächst) schlimmsten Fall sogar auf 260 $ möglich und das sogar ohne, dass der langfristige Trend dadurch gebrochen würde. Ob es dazu kommt, wird am Ende aber auch von Gold- und Platinpreisentwicklung abhängen , bzw. davon, wie rasch die Nachfrage der Automobilindustrie wieder zunimmt.

Norilsk, der weltgrößte Palladiumproduzent, wird nach Meinung seines Vorstandsvorsitzenden im 2. Halbjahr wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Im Zuge des Nickel- und Platinmetallpreisverfalls nach Beginn der Finanz– und Wirtschaftskrise hatte das Unternehmen bereits im Jahr 2008 Verluste in Höhe von
555 Mio. $ verbuchen müssen.



Der Handel mit den "kleinen" Platinmetallen verlief in der vergangenen Woche relativ ruhig. Beim Rhodium sind die guten Umsätze auf beiden Seiten zuletzt etwas abgeflaut. Der Preis liegt derzeit etwas tiefer als in der Vorwoche bei 1.650 $ je Unze.

Weiter kein besonderes Interesse gibt es beim Ruthenium und beim Iridium. Ersteres handelt etwas tiefer bei 380 $ - 430 $ je Unze, das seltene Iridium unverändert bei 70 $ - 110 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.