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In die Enge getrieben

14.10.2009  |  Theodore Butler

Dies ist ein Auszug aus einem Artikel für Abonnenten, der am 4.Oktober 2009 erschienen ist. Ich veröffentliche ihn, weil ich denke, er wird zur öffentlichen Debatte über illegale Positionsobergrenzen beitragen. Um Zugang zum ungekürzten Artikel und allen anderen zu bekommen, gehen Sie bitte auf www.butlerresearch.com.

[…] Ich bin so vorsichtig gewesen und habe die anstehende Verkündung der Kontraktmengen für feste Positionsobergrenzen im Rohstoffsektor schon im Vorhinein als wahrscheinlich undramatisch bezeichnet. Das liegt daran, dass die aktuellen accountability limits (Positionsgrenzen, deren Überschreitung eine Rechenschaftspflicht nach sich zieht) nicht exzessiv zu sein scheinen. Es gibt aber einen Markt, für den die Verkündung hoch dramatisch sein wird - ganz gleich welche Zahl genannt wird. Ich spreche von den COMEX-Silber-Futures. Natürlich habe ich keine Ahnung, welche Zahl die CFTC für die "alle Monate umfassenden" Positionsobergrenzen beim Silber anbieten wird. Ich weiß nur, dass diese Zahl nicht über 1500 Kontrakten (7,5 Millionen Unzen) liegen sollte. Ich weiß auch, dass die Zahl unbedingt niedriger liegen muss als die derzeitigen 6000 Kontrakte - denn diese Obergrenze ergibt keinen Sinn.

In vergangenen Artikeln habe ich gezeigt, warum das aktuelle accountability limit beim Silber im Vergleich zu allen anderen gehandelten Rohstoffen aus dem Rahmen fällt - was die jährliche Weltproduktion anbetrifft und auch in Hinblick auf die oberirdischen Lagerstätten - ich hatte auch einen Vergleich mit Gold angestellt. Nachdem dieser Artikel im Juni erschienen war, schrieben mehrere Hundert Leser an dir CFTC und baten darum, dass die Positionsobergrenze beim COMEX-Silber gesenkt werden sollte, damit sie nicht mehr als 1500 Kontrakte betrage - falls nicht, sollte ihnen eine entsprechende Begründung geliefert werden.

Im August schrieben erneut mehrere Hundert Leser an die Kommission - zum Thema Positionsobergrenzen und Konzentration. Dieses Mal, weil die CFTC gegen Ende ihrer dreitägigen, öffentlichen Anhörungen zu diesem Thema öffentlichen Stellungnahmen anfordert hatte. Ganze 90% der Kommentare drehten sich um die Short-Konzentration beim COMEX-Silber und bei den Gold-Futures. Hierbei handelt es sich um ein Problem, dem nachgegangen werden muss und dem auch nachgegangen wird.

Ich möchte neue Hinweise präsentieren, die zeigen, dass die Positionsobergrenzen für COMEX-Silber-Futures drastisch reduziert werden müssen. Interessanterweise stammen die Begründungen für eine Reduzierung dieses Mal von der CME Group - sie werden in ihrem egoistischen Informationspapier zum Thema mögliche Positionsobergrenzen dargelegt. Im Grunde bietet die CME eine Formel zur Bestimmung fester Positionsobergrenzen bei Energieprodukten an, die sich auf Volumen, Open Interest und lieferbares Angebot bezieht. Weiter heißt es im Papier der CME, man sei "bereit, eine ähnliche Anwendung fester Positionsobergrenzen auch für Metalle in Betracht zu ziehen." Unter Benutzung ihrer Worte und Formeln, möchte ich nun versuchen, erneut zu erklären, warum die Positionsobergrenzen beim COMEX-Silber gesenkt werden müssen.

Der Beweis leitet sich aus einem Vergleich der accountablility limits bei COMEX-Futures für Gold und Silber ab, in beiden Märkten liegt dieses bei derzeit 6000 Kontrakten. Da die Obergrenzen genau gleich sind (was die Kontrakte in der Kategorie "all-month-combined“ angeht), kommt es gar nicht darauf an, welche Formel die CME schließlich für die Bestimmung echter Grenzen anlegt. Denn beim COMEX-Gold liegt das tägliche Volumen ungefähr viermal so hoch als beim Silber - die Positionsobergrenze beim Gold sollte also auch viermal so hoch liegen wie die Positionsobergrenze beim Silber - oder aber: Die Grenze beim Silber sollte bei einem Viertel der Gold-Obergrenze gezogen werden (1500 Kontrakte).

Zum Open Interest: Da sich das Open Interest beim COMEX-Gold beim ca. 3,5-fachen bis 4-fachen des Open Interest für COMEX-Silber-Futures eingepegelt hat - muss jede Berechung nun zur Folge haben, dass die Positionsobergrenze beim Gold viermal höher liegen muss als beim Silber - oder aber, dass die Positionsobergrenze beim Silber nur ein Viertel der Positionsobergrenze beim Gold betragen darf. Ganz gleich, welche Formel die CME ausheckt, Volumen und Open Interest geben vor, dass die Positionsobergrenze für Gold-Futures viermal so hoch liegen muss als beim Silber - oder aber, dass die Grenze für Silber bei einem Viertel der Gold-Grenze gezogen werden muss. Das ist keine hohe Wissenschaft, nur gesunder Menschenverstand und einfache Zahlen.





Hinsichtlich des lieferbaren Angebots gestaltet sich ein Vergleich ähnlich unkompliziert. Die von der COMEX zertifizierten Goldlagerbestände liegen nur knapp über 9,2 Millionen Unzen. In Kontraktzahlen gesprochen (ein Kontrakt hat einen Umfang von 100 Unzen), kommen wir damit auf 92.000 Kontrakte. Somit liegen die Lagerbestände bei etwas mehr als dem 15-fachen des aktuellen accountability limits (92.000 geteilt durch 6000). Beim Silber liegt das vergleichbare lieferbare Angebot in den von der COMEX zertifizierten Lagerbeständen bei knapp über 115 Millionen Unzen. In Kontrakten ausgedrückt (ein Kontrakt hat einen Umfang von 5000 Unzen), entspricht das 23.000 Kontrakten. Verglichen mit dem aktuellen accountability limit von 6000 Kontrakten, machen die lieferbaren Silberlagerbestände der COMEX weniger als das Vierfache der aktuellen Obergrenze aus - obgleich das lieferbare Goldangebot bei über dem 15-fachen der Obergrenze für Gold liegt. Noch einmal: Vergleicht man das lieferbare Angebot, müssten die Positionsobergrenze für Silber bei einem Viertel des aktuellen accountability limits festgemacht werden.

Jede einzelne Vergleichskategorie, die die CME zur Bestimmung fester Positionsobergrenzen heranziehen würde - nämlich Volumen, Open Interest und lieferbares Angebot - spricht für eine Senkung der Obergrenzen beim Silber auf 1500 Kontrakte. Es kommt nicht darauf an, welche Formel möglicherweise zur Anwendung kommt - die angegebenen, harten Fakten sprechen zwangsläufig für eine Silber-Positionsobergrenze, die bei einem Viertel jener Grenze gezogen werden muss, die am Ende beim Gold zum Tragen kommt. Und sollte jetzt jemand vorschlagen wollen, die Positionsobergrenze für Gold solle doch einfach vervierfacht werden, so soll er vortreten und sein Anliegen mit Argumenten untermauern. In diesen harten Zeiten, würde es uns allen gut tun, mal wieder richtig zu lachen.

Trotz der klaren und zwingenden Argumentation für eine sofortige Senkung der Positionsobergrenzen beim Silber ist die Sache bei Weitem nicht so sicher, denn hier spielen politische Abwägungen eine Rolle. Hinsichtlich der übergreifenden Frage, ob die Behörde nun ihre Aufgabe der Festsetzung klarer Positionsobergrenzen wieder von der CME zurückverlangt, scheint die Kommission gespalten. Unter den vier Kommissaren (zurzeit ist eine Stelle unbesetzt, der Kandidat wartet noch auf Zustimmung durch den Senat) scheint es eine 2:2-Situation zu geben - Kommissar Bart Chilton steht hinter Chairman Genslers Plan, die Behörde solle die Verantwortlichkeit laut CEAct-Mandat wieder übernehmen. Die Kommissare Michael Dunn und Jill Sommers scheinen, ihren öffentlichen Äußerungen zufolge, die CME zu unterstützen. Dunn und Sommers befürchten, wie auch die CME, die Handeltreibenden würden die Börse verlassen und auf unregulierte (überseeische) Märkte zurückgreifen.

Mir erscheinen diese Befürchtungen unglaubwürdig, gerade wenn man bedenkt, dass sich ein Vorschlag, der sich bis zum Kongress durcharbeitet, die CFTC zur Kontrolle aller Positionen, börslich gehandelte und im OTC-Positionen (die von Händlern aufgrund der Positionsobergrenzen gehalten werden) ermächtigen würde. Und übrigens sind im betreffenden Geschäftsfeld, das seinen Wirkungsort unter Umständen wechseln könnte, manipulative Tendenzen ausgeprägt - wer also möchte es denn hier halten? Ich sage: Lasst die Trader ziehen. Und tschüss - passt auf, dass euch die Tür beim Verlassen nicht in den Hintern kracht! Sollen sie doch an der iranischen Ölbörse Handel treiben - wenn ihnen das von den Ayatollahs zugestanden wird.

Mein Vorschlag an den Chairman ist eine Variation eines früheren, den ich ihm öffentlich unterbreitet hatte. Es ist nun schon einige Monate her (plus 20 Jahre), dass ich erklärt habe, feste Obergrenzen für spekulative Positionen in Höhe von 1500 Kontrakten sollten beim COMEX-Silber durchgesetzt und Ausnahmeregelungen für falsches Hedging unterbunden werden. Hunderte haben der CFTC geschrieben und dies ebenfalls gefordert. Bis zum heutigen Tag habe ich noch kein legitimes Gegenargument gelesen oder gehört. Deswegen gibt es auch beim Silber keinen legitimen Grund für Positionsgrenzen in Höhe von 6000 Kontrakten. Einen Haufen illegitime Gründe - die gibt es ganz sicher, aber eben keine legitimen Gründe. Ganz ähnlich war es, als ich die folgende Frage stellte: Wie kann eine oder zwei US-Banken mit 25% der Weltsilberproduktion (oder jedem anderen Rohstoff) short sein und gleichzeitig keine Preismanipulation daraus folgen? Diese Frage konnte ebenfalls keiner beantworten. Ich denke nicht, Chairman Gensler sollte diese Frage beantworten müssen. Er sollte andere bitten, sie zu beantworten.

Ich schlage nun vor, der Chairman sollte, vor dem Hintergrund meiner heutigen Gold-vs. Silber-Berechnungen, die CME direkt auffordern, öffentlich darzulegen, warum die "all-month-combined"-Positionsobergrenzen beim COMEX-Silber nicht unverzüglich auf 1500 Kontrakte gesenkt werden sollten. Und überhaupt ist es ja die CME gewesen, die in ihrer eigenen Stellungnahme die Berechnungsmethode vorschlägt und alle verschiedenen Ausgangsgrößen (Volumen, Open Interest und lieferbares Angebot) darlegt. Ich schlage zudem vor, der Chairman sollte seine Kommissare Dunn und Sommers auffordern, die gleiche öffentliche Erklärung abzugeben - vor den Hintergrund ihrer deutlichen Unterstützung der allgemeinen Position der CME. Das wäre eine Erklärung, die ich mit Sicherheit gerne hören würde.

Falls und wenn die Positionsobergrenze "all-month-combined" beim COMEX-Silber auf 1500 Kontrakte gesenkt ist, wird sich der Betrug und die Manipulation der konzentrierten Short-Position zeigen. Ob es nun eine große US-Bank ist (JP Morgan), die 30.000 Kontrakte hält oder ob es die vier größten Händler sind, die jeweils durchschnittlich 15.500 Kontrakte halten: Eine Obergrenze von 1500 Kontrakten wird beweisen, wie unerhört und exzessiv die Leerverkaufspositionen der großen Silber-Shorts sind. Und sollten die CME und die andersgesinnten Kommissare nicht den Schneid haben, mit einer Verteidigung der aktuellen Obergrenze von 6000 Kontrakten vor die Öffentlichkeit zu treten, dann sollte der Chairman eben die großen Shorts dazu bringen. Zieht diese großen Shorts ans Licht und lasst sie erklären, warum nicht mehr als 4 Händler für die gesamte Netto-Silber-Short-Position aller Commercials aufkommen. Das wäre dann schließlich echte Transparenz.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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