Die Cash-Cow aus Mexiko. Interview mit Bill Reid, CEO von Gold Resource Corp.
03.11.2009 | Jan Kneist
Jan Kneist: Guten Tag, Herr Reid! Gold Resource war in den letzten Jahren eine großartige Erfolgsgeschichte, besonders wenn man bedenkt, dass das Unternehmen erst vor 3 Jahren zu 1 USD an die Börse ging und jetzt über 8 Dollar notiert! Ich freue mich sehr, dass Sie mir heute dieses Interview geben.
Bill Reid: Danke für die Einladung, Jan. Gold Resources Corporation wurde geschaffen, um unter Ausnutzung unserer über 30jährigen Erfahrung bei der Finanzierung und dem Bau von Minen vom ersten Tage an Shareholder Value zu schaffen. Wir werden bald in die Elite-Klasse der Niedrigkosten-Goldproduzenten aufsteigen. Unsere Herangehensweise ist eben, Bergbaugeschäft zu betreiben und den Shareholder Value zu maximieren. Wir konzentrieren uns auf die finanziellen Aspekte eines Bergbauprojekts. Jedes Projekt, das wir in Angriff nehmen, muss in der Lage sein, die Kapitalkosten, die bis zur Produktionsaufnahme notwendig sind, in einem Jahr oder weniger zurückzuzahlen. Daher sind wir auf die Entwicklung hochgradiger Niedrigkosten-Minen konzentriert. Wenn Du das mit einer disziplinierten Kapitalstruktur, also so wenig ausstehenden Aktien wie möglich, zusammenbringst, dann haben wir das Potential, außerordentlichen Wert zu schaffen. Wir freuen uns auf die Neubewertung durch den Markt, wenn Gold Resource zum Niedrigkosten-Goldproduzent aufsteigt.
Jan Kneist: Ein interessanter Anfang, kommen wir aber zunächst zu Ihren eigenen Hintergrund. Bitte erzählen Sie uns etwas über die Bergbauunternehmen, bei denen Sie zuvor gearbeitet haben und welche Positionen Sie dort hatten.
Bill Reid: Mein Bruder David und ich sind beide ausgebildete Geologen. Wir haben unserer erste Bergbauunternehmen, U.S. Gold Corporation im Jahre 1977 gegründet und es über 28 Jahre geleitet. Die meisten Firmen werden nicht so alt, aber, was noch wichtiger ist, wir haben 6 Minen in den USA in Produktion gebracht.
Jan Kneist: Bleiben wir noch kurz bei U.S. Gold, weil das Unternehmen jetzt vom wohlbekannten Rob McEwen geleitet wird. Es ist nicht viel bekannt über die Zeit vor McEwen. Wie ist es U.S. Gold also vor 2005 ergangen?
Bill Reid: Wie gesagt, wir haben mit U.S. Gold 6 Minen in Produktion gebracht, zwei in Colorado, drei in Nevada und eine in Kalifornien. Wir hatten bis auf eine, die Tonkin Springs Mine im berühmten Cortez-Trend in Nevada, alle verkauft und übergaben dann die Kontrollmehrheit an einen der erfolgreichsten Bergbauunternehmer unserer Zeit, an Rob McEwen. Das hat uns die Freiheit gegeben, unsere Aufmerksamkeit ganz Gold Resource Corp. zu widmen.
Jan Kneist: Interessant, Sie und Ihr Bruder sind also die Gründer von U.S. Gold Corp. und haben die Firma erfolgreich geführt. Zur gleichen Zeit bestand Gold Resources Corp. (gegründet 1998) aber schon und hatte auch schon drei Projekte - El Aguila, El Aire und Las Margaritas. Was passiert im Jahre 2005, dass Sie U.S. Gold verließen und sich auf Gold Ressource konzentrierten?
Bill Reid: Obwohl Gold Resource 1998 gegründet wurde, war das Unternehmen bis 2001 nicht aktiv. U.S. Gold war Aktionär von Gold Resource Corp. U.S. Gold konzentrierte sich auf die USA und Gold Resource auf Mexiko. Als Teil unserer Abfindungszahlung, die David und ich von U.S. Gold erhielten, bekamen wir die Aktien, die U.S. Gold an Gold Resource Corp. hielt. Wir mochten das Projekt und sein Potential und haben das Angebot gerne angenommen. Seither haben wir uns nur auf Gold Resource konzentriert.
Jan Kneist: Nun, Mexiko ist eine der größten Bergbaunationen weltweit und der zweitgrößte Silberproduzent, jedoch ist der Bundesstaat Oaxaca im Süden des Landes nicht gerade für große Lagerstätten bekannt. Warum sind Sie 2002 genau dorthin gegangen, wissend, dass die berühmten Bergbaustaaten Zacatecas und Durango sind?
Bill Reid: Wir haben unseren eigenen Weg, Bergbaugeschäft zu betreiben. Die meisten Unternehmen finden niemals eine Mine, El Aguila wird unsere siebte sein. Oaxaca hat tatsächlich mit die hochgradigsten Goldminen in Mexiko. Es gab also Beispiele. Unserer El Aguila Projekt hat mehreren interessante Aspekte. Wir haben Weltklasse-Gehalte, über die sich wahrlich keiner beklagen kann, und wir entwickeln eine geologische Struktur von Weltklasse über eine 16 km langen Trend (zu 100% in unserem Eigentum). Wir denken, dass diese hier der "Carlin-Trend" von Mexiko werden kann. Genauso spannend ist, dass das System nur 10-15 Mio. Jahre alt ist. Es ist ein Jungspund-System, denn die meisten Systeme im nördlichen Mexiko sind 20-30 Mio. Jahre alt. Wenn die Erosion 5 Mio. Jahre länger angedauert hätte, wären unsere Lagerstätten in Oaxaca von den Spaniern oder Mexikanern bestimmt längst entdeckt und abgebaut worden.
Jan Kneist: Wann haben Sie realisiert, dass El Aguila Ihr Schlüsselprojekt sein würde?
Bill Reid: Wir waren von Anfang an begeistert. Über 8 km wurden Splitterproben von der Oberfläche genommen und die besten 115 Proben enthielten im Durchschnitt 0,40 oz Gold je Tonne. Das ist Erz-Mineralisierung direkt an der Oberfläche. Uns sagte dies, dass wir es hier mit einem großen und sehr robusten Mineralsystem zu tun hatten. Wir haben mit dem ersten Bohrloch unseren Tagebau entdeckt, aus dem wir derzeit abbauen. Weiter ging es mit unserer besten Bohrung bis dato, die 55 g/t Gold und 700 g/t Silber über 4 m aufwies. Wir wussten, dass wir nach dieser Entdeckung etwas besonderes gefunden hatten. Und wir fühlten, dass wir gerade an der Oberfläche eines Hochgrad-Systems gekratzt hatten.
Jan Kneist: Erzählen Sie uns noch etwas mehr über die Charakteristik des Projekts, die lokale Infrastruktur und den historischen Abbau, falls vorhanden.
Bill Reid: Das erstaunliche dieser Lagerstätte ist, dass sie nur 2-3 km vom PanAmerican Highway entfernt liegt. Zugang und Infrastruktur sind also hervorragend. Das staatliche Stromnetz and ein ganzjährig wasserführender Fluss gehen entlang des Highways. Es gab nur minimalen historischen Abbau nach der mexikanischen Revolution. Wir haben schon drei epithermale Lagerstätten entdeckt. Epithermale Lagerstätten als geologischer Typus, sind die am meisten gesuchten und hochgradigsten Goldlagerstätten in der Welt. Wir sind begeistert über das geologische System und was wir schon gefunden haben.
Jan Kneist: Das ist also ein recht neuer Bergbausektor, den Sie etabliert haben und sogar die Infrastruktur ist gut! Trotzdem wäre die normale Vorgehensweise gewesen, eine Ressource zu etablieren, abbaubare Reserven zu definieren und eine Machbarkeitsstudie vor dem Minenbau anzufertigen. Warum haben Sie einen anderen Weg gewählt und was macht Sie zuversichtlich, dass Sie erfolgreich sein werden?
Bill Reid: Mit den 6 Minen im Hintergrund, die wir in Produktion gebracht haben, hatten wir nicht das Gefühl, Ingenieursfirmen oder andere zu brauche, die uns sagen sollten, ob wir eine Mine haben oder nicht. Wir haben eine frühzeitig eine Abgrenzungsstudie abgeschlossen, um hauptsächlich sicherzustellen, dass wir das Metall ausbeuten können. Metallurgische Ausbeuten von 90% mit einfachen Standardprozessen. Die Infrastruktur ist nur 2 km entfernt und wenn man mit diesen Gehalten kein Geld verdient, sollten man nicht in dem Geschäft sein. Wir haben hochgradige Weltklasse-Mineralisierung mit niedrigen Kosten und hohen Gewinnmargen. Im Vergleich dazu stehen die niedriggradigen Masselagerstätten mit hohen Kapitalkosten und bei diesen können leichte Verfehlungen bei den Kennzahlen schon den Projekterfolg zum Roulettespiel werden lassen.

Wenngleich wir wussten, dass wir es hier mit einer außergewöhnlichen Situation zu tun hatten und wir aufgrund dessen vorangeschritten sind, hat uns jetzt auch eine dritte Partei die Bestätigung gebracht - Hochschild Mining plc. als Investor. Nicht viele Juniors sind in der Lage dazu, ihre Explorations- oder anderen Projekte für ein großes Minenunternehmen zu öffnen, so wie wir es taten. Hochschild hat Teams von Geologen, Ingenieuren, Metallurgen und aus anderen Fachbereichen geschickt, um eine Prüfung durchzuführen. Im Ergebnis hat Hochschild insgesamt 38 Mio. USD investiert, was für das Potential unserer Projekte und Minenbetriebe spricht.
Jan Kneist: Also unterstützt Hochschild Ihre Sichtweise auch in Hinblick auf das umfangreiche hochgradige System. Geben Sie uns doch bitte einige Bohrergebnisse an. Welche Gold- und Silberressourcen könnte El Aguila beherbergen?
Bill Reid: Wir haben für uns genügend Mineralisierung ausgebohrt, um die ersten fünf Betriebsjahre zu absolvieren. Wir sind jetzt fast am Ende mit den Bohrungen für die nächsten 5 Betriebsjahre. Und vom Standpunkt der Liegenschaftsgröße und vom geologischen System her ist das erst der Anfang. Als US-Unternehmen müssen wir unsere Mineralisierung als mineralisiertes Material bezeichnen, da wir keine nachgewiesenen und wahrscheinlichen Reserven nach SEC-Regeln haben. Unser mineralisiertes Material ist kanadischen Ressourcen ähnlich.
Wir haben zahlreiche hochgradige Bohrungen niedergebracht, hier ist beispielsweise Loch 108034, das 4,5 m mit 33,27 g/t Gold, 1.105 g/t Silber, 2,53% Kupfer, 5,88% Blei und 7,53% Zink aufwies und uns half, die ersten 5 Betriebsjahre zu definieren.
Jan Kneist: Das sind wirklich hervorragende Gehalte aber lassen Sie uns jetzt zur Produktion kommen. GORO beabsichtigt, bis Ende 2009 mit der Produktion zu beginnen, nachdem Anfang 2007 die Produktionsentscheidung gefallen war. Welchen Produktionsumfang erwarten Sie in den kommenden Jahren und welches Minenleben?
Bill Reid: Wir zielen auf 70.000 oz Gold im ersten Produktionsjahr. Zunächst werden wir das Gold- und Silbererz mittels Flotation behandeln und Konzentrate verkaufen, weil das schneller zu machen geht. Dann wechseln wir über zur Produktion von Dore-Barren, wenn dieser Kreislauf der Verarbeitungsanlage fertig ist. Im zweiten Jahr zielen wir auf 120.000 oz Goldäquivalent-Produktion, was sich dann im dritten Jahr auf ca. 200.000 oz Goldäquivalent erhöhen soll. Diese Produktion wird aus Flotationskonzentraten bestehen, wobei die Basismetallgutschriften die Cash-Betriebskosten bezahlen werden.

Jan Kneist: Das macht Sinn und stellt einen frühzeitigen Cashflow sicher. Sie haben ja wesentliche Anteile an Silber und Basismetallen. Können Sie ungefähr schätzen, wie hoch die durchschnittlichen Cashkosten für 2010 und 2011 sein werden, unter der Voraussetzung, dass Sie die Produktionsziele erreichen.
Bill Reid: Machen wir es einfach. Nach dem ersten Jahr werden die Basismetall-Erlöse alle operativen Kosten bezahlen, so dass der Cashflow dem Goldpreis mal der Goldäquivalent-Produktion entspricht. Setze einen Goldpreis ein, den du für angemessen hältst.
Jan Kneist: Das sieht wahrlich nach einer Cash-Kuh aus, die es dem Unternehmen ermöglichen wird, alle weiteren Ausgaben aus dem Cashflow zu finanzieren, richtig?
Bill Reid: Ja. Unser Geschäftsplan ist, das Unternehmen aus dem Cashflow aufzubauen und nicht mittels weiterer Aktienverkäufe. Und wir beabsichtigen, 1/3 des Cashflows den Eigentümern in Form von Dividenden zurückzugeben.
Jan Kneist: Das hört sich großartig an, besonders für Anleger mit einer etwas konservativeren Einstellung ist das ein sehr gutes Kaufargument.
Bill Reid: Es gibt keine Garantie, aber das ist unser Geschäftsplan und da das Management einer der größten Aktionäre ist, haben wir sich ein Interesse an einer Dividendenzahlung. Das ist der Unterschied zwischen Eigentümber-Management und Verwalter-Management. Verwalter-Manager würden niemals in Betracht ziehen, so viel an Dividende den Eigentümern zurückzugeben.
Jan Kneist: Sie errichten derzeit die Mine. Wieviel werden Sie am Ende investiert haben und benötigen Sie weitere Finanzierungsrunden?
Bill Reid: Wir können voller Stolz sagen, dass wir die Verarbeitungsanlage mit Infrastruktur für nur ca. 30 Mio. USD gebaut haben. Und wie es unserer Vorgehensweise entspricht, erwarten wir die Rückzahlung in weniger als einem Jahr. Ich kann jetzt nicht sagen, ob wir einmal weitere Finanzierungen benötigen. Aufgrund unserer Vereinbarung mit Hochschild haben sie das erste Recht jeder weiteren Finanzierung. Ihnen gehören zur Zeit 24% von Gold Resource.
Jan Kneist: Sie haben das Geld gut eingesetzt und nur sehr wenig verwässert. Aber lassen Sie uns noch bei Hochschild bleiben, denn das ist ein wohlbekanntes Bergbau-Konglomerat aus Peru. Wie sind sie zusammengekommen und was erwarten Sie langfristig?
Bill Reid: Wir haben aus mehrerlei Hinsicht vor über einem Jahr entschieden, nach einem strategischen Partner zu suchen. Hochschild hat da gepasst und war einverstanden, den Weg mit uns als Aktionär zu gehen. Wir sind sehr zufrieden mit Hochschild. Sie unterstützen uns sehr und haben uns in vielerlei Hinsicht geholfen und wir mögen sie. Das sind erfahrene Experten für Untergrund-Aderabbau und wir hatten einen guten Austausch mit ihnen über mehrere Gesichtspunkte des unterirdischen Minendesigns und des Entwicklungsprogramms. Sie halten ja schon 24% und wir hoffen, dass sie im Markt weiter kaufen, um ein Aktionär mit 40% zu werden.

Jan Kneist: Herr Reid, wir sind fast am Ende. Oben erwähnten Sie weitere Projekte in Oaxaca. Was können Sie uns hier noch kurz sagen?
Bill Reid: Wir haben 5 Projekte in Oaxaca, die alle Hochgrad-Potential besitzen und von denen Material zur gerade im Bau befindlichen Anlage gebracht werden könnte. Unser El Rey Projekt ist zum Beispiel nur 50 Meilen entfernt und wir haben eine Ader angebohrt, die ca. eine Unze Gold je Tonne hat. Zwei unserer besten Löcher schnitten 1 m mit 132 g/t Gold bzw. 4,26 oz und das andere hatte 5 m mit 45,2 g/t Gold bzw. 1,45 oz. Das Konzept, eine zentrale Verarbeitungsanlage von mehreren Minen aus zu beliefern, haben wir in der Vergangenheit schon erfolgreich angewandt. Das wird auch in Oaxaca sehr gut funktionieren.
Jan Kneist: Schauen Sie sich in Mexiko auch noch nach anderen Projekten um und wenn ja, in welchen Staaten?
Bill Reid: Meine jahrelange Erfahrung hat mich etwas gelehrt: Um erfolgreich zu sein, muss man auf etwas konzentriert bleiben. Wir sind zur Zeit fokussiert auf das El Aguila Projekt. Ich weiß außerdem, dass der Cashflow von einer Mine der Katalysator ist, eine weitre zu finden und zu bauen. Es wird also bald den nächsten Schritt geben, um die nächste Mine zu finden. Wir mögen Mexiko sehr, das Potential ist gewaltig.
Jan Kneist: Zum Schluss noch kurz zur Wirtschaft im allgemeinen. Was erwarten Sie in den kommenden Jahren und welche Goldpreise sind denkbar?
Bill Reid: Nun, ich glaube, dass sich jeder Gold und gute Goldminenaktien zulegen sollte. Die Regierungen der Welt, besonders die US-Regierung, drucken immer mehr Fiat-Geld und dieses Papier wird wertloser und wertloser. Gold wird, während das passiert, in Papierwährung immer mehr wert. Die USA drucken Geld wie noch nie in ihrer Geschichte. Wenn man nur Tinte nehmen und auf Papier drucken müsste und das immer mehr und man dabei wohlhabend würde, denn wäre jedes Land in der Welt wohlhabend. Lass es mich anders sagen - Ich bin sehr froh, im Goldbergbau-Geschäft zu sein.
Jan Kneist: Vielen Dank, Herr Reid! Ich freue mich, Sie nächste Woche in München zu treffen!